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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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überprüft. Ich fand ein Grab. Die obere Erdschicht war verkrustet, aber darunter war der Boden ganz locker.«
    »Ja?«
    »Ich fand eine Tüte. Eine durchsichtige Plastiktüte. Genau wie es Arnold angegeben hat. Und es stank fürchterlich. In der Tüte war diese klebrige Masse.«
    »Was war das für eine Masse? Konntest du sie identifizieren?«
    Dermot brach der Schweiß aus allen Poren, als er sich erinnerte. Seine Pupillen weiteten sich, die Augäpfel zuckten unaufhörlich von rechts nach links. »Eher nicht – es kam mir vor wie eine Art Körperflüssigkeit.«
    Nick legte die Hand auf Dermots Arm. »Hey, ganz ruhig.«
    »Ja, klar.«
    Sie schwiegen, als sich ein Paar mittleren Alters am Nachbartisch niederließ. Dermot rückte seinen Stuhl näher an den von Nick und flüsterte: »Langer Rede kurzer Sinn: Ich glaube, Arnold hat all diese Menschen wirklich getötet, dann hat er mir sein Tagebuch gebracht in der Hoffnung, dass ich ihm die Veröffentlichung ermöglichen und ihm zu einer Art Sühne verhelfen kann.«
    »Ich verstehe. Und jetzt willst du von mir wissen, ob es moralisch zu verantworten ist, wenn du all diese Details für dich behältst, statt dich wie ein ehrbarer Bürger zu verhalten und deine Funde den Behörden zu melden?« Aus seinem Munde klang das banal und inhaltsleer. »Die Frage kann ich dir sofort beantworten. Ich hätte es genauso gemacht wie du. Und warum? Weil du nicht in der Position bist, anders zu handeln. Schlicht und einfach. Du würdest dein ganzes Leben ins Rampenlicht rücken, wenn du jetzt deine Funde den Cops meldest – alle Welt würde dich fragen, warum du es nicht schon früher gemacht hast, statt dich zu rühmen, dass du jetzt das Richtige getan hast. Die Leute würden sich zu recht fragen: Warum ist er nicht sofort zur Polizei gegangen?«
    »Dann findest du also, ich hätte schon viel früher reinen Tisch machen müssen?«
    »Na ja, darüber lässt sich streiten«, wich Nick aus. »Du musst zugeben, dass du dich in moralischer Hinsicht zweifelhaft verhalten hast. Daran kann kaum ein Zweifel bestehen. Falls Arnold der Urheber all dieser scheußlichen Verbrechen war, die er in seinem Tagebuch haarklein geschildert hat, dann gibt es viele Familien, die im Unklaren über das Schicksal ihrer Angehörigen sind.«
    »Meinst du, ich sollte Neela davon erzählen?«
    »Ich würde das nicht machen. Aber ich bin ja auch nicht mit ihr verheiratet. Es besteht immer die Möglichkeit, dass sie ausflippt und dich irgendwann deswegen verurteilt. Vielleicht ist es besser, wenn sie nichts weiß. Ich meine, falls es jemals zu Ermittlungen kommt – und ich glaube nicht eine Sekunde daran, dass irgendjemand dich mit diesen Fällen in Zusammenhang bringt –, dann ist es günstiger, wenn Neela kategorisch erklären kann, dass du nicht fähig bist, so etwas zu tun.«
    »Aber ich bin’s, oder? Ich bin fähig dazu. Das habe ich jetzt ja bewiesen.«
    Nick versuchte, die Atmosphäre ein wenig aufzulockern, indem er leise Chris Isaaks Text sang: »Baby did a bad bad thing.«
    Sie lachten beide. Endlich schien das Eis zu schmelzen, wenn es auch noch nicht ganz wegbrach.
    Nick aß seinen Kuchen auf, dann beäugte er das unangetastete Blätterteiggebäck auf Dermots Teller. »Willst du das essen?«
    »Nein. Bediene dich.«
    »Du wirst also deine Version publizieren?«
    »Nein, nicht mehr.«
    Nick sah ihn erstaunt an. »Nein?«
    »Ich habe mein Bestes gegeben, doch es wurde nichts daraus. Neela sagte, es sei schrecklich schwach. Jetzt ist der Plan, dass wir das Tagebuch Wort für Wort abtippen und Esther präsentieren, als wäre es von mir. Allerdings verlagere ich die Handlung trotzdem noch nach Australien.«
    »Das heißt, du musst dem Ganzen einen Aussie-Pass verschaffen?«
    »Ja, aber der Protagonist bleibt so, wie er ist. Er kann durchaus ein Amerikaner sein, und er erzählt auch weiterhin in der ersten Person. Verändert sind lediglich die Namen und die Orte. Zumindest werden meine Leser den Bösewicht leicht identifizieren. Er ist ein Amerikaner.«
    »Das ergibt einen Sinn.«
    Dermot schaute auf seine Uhr. »Ich sollte besser nach Hause gehen.« Er stand auf. »Danke, Nick. Für alles – wie immer.«
    »Ich habe nichts getan. Gar nichts.«
    »Nein, du hast mir sehr geholfen. Ich habe nicht mehr das Gefühl, ganz allein zu sein.«
    »In der Gruft.«
    Dermot lachte und zückte seine Brieftasche, aber Nick war schneller und warf einen Zwanzig-Dollar-Schein auf den Tisch. »Nee, das übernehme ich. Du

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