Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
dabei gefunden, dass sie sich an Deck mit einem Passagier unterhielt. Aber wenn man sie nun mit ebendiesem Passagier hier im Mitarbeitertrakt ertappte, würde sie das ganz schön in Schwierigkeiten bringen.
Vor allem, da die Sache mit der Handtasche sich nun doch als Missverständnis herausgestellt hatte.
Also doch wieder zurück in den Passagierbereich? Sie öffnete die Tür, schloss sie aber sofort wieder, als sie sah, wie sich einige ihrer Kollegen näherten. Filippa schluckte. Und was nun?
„Los, komm!“, wies sie Erik an und scheuchte ihn den Korridor hinunter. Auf keinen Fall durfte man sie hier zusammen sehen. Doch der schmale Gang bot keinerlei Versteckmöglichkeiten, daher blieb nur die Kabine, die sie sich mit Majken teilte.
Sämtliche Alarmglocken schrillten in ihr, als sie hinter Erik durch den Gang hetzte.
Bist du verrückt geworden? Schlimm genug, dass du ihn hierher mitgenommen hast – wenn er in deiner Kabine entdeckt wird, ist endgültig alles verloren!
Doch Filippa schob alle Zweifel und Bedenken beiseite. Ihr blieb keine andere Wahl, wenn sie ihre Position als Chefhostess behalten wollte.
Ihre Finger zitterten so stark, dass sie es nicht schaffte, die Kabinentür aufzuschließen. Erik nahm ihr den Schlüssel ab, öffnete und trat ein. Als die Tür hinter ihnen wieder ins Schloss fiel, atmete Filippa erleichtert auf.
Geschafft – vorerst.
Neugierig blickte Erik sich in der schlichten Kabine um, in die Filippa ihn geführt hatte. Er wusste sofort, dass es sich um ihre Unterkunft handelte. Ihre ganz persönliche Handschrift war unverkennbar.
Die kahlen Wände waren mit Fotos, Zeitungsausschnitten und Postern dekoriert. Die meisten zeigten blühende Landschaften oder Sonnenuntergänge über dem Meer und schufen eine Illusion von Weite und Offenheit, die darüber hinwegtäuschte, dass es in der Kabine kein Fenster gab.
„Nett hast du es hier“, sagte er und meinte es ehrlich.
Die Möbel waren einfach, aber stabil, und aus Sicherheitsgründen – wie alle schweren Gegenstände – fest mit dem Boden verschraubt. Es gab ein Etagenbett, zwei winzige Schränke, eine Kommode, die Filippa sich anscheinend mit ihrer Mitbewohnerin teilte, sowie einen hohen Spiegel; wohl, damit die Crewmitglieder den tadellosen Sitz ihrer Uniform überprüfen konnten, ehe sie sich unter die Passagiere mischten.
Neben dem Eingang gab es noch eine weitere Tür, die offen stand. Dahinter befand sich eine Nasszelle, die diese Bezeichnung auch verdiente. Auf kaum mehr als zwei Quadratmetern war alles verfügbar, was man brauchte – nach Komfort oder gar Luxus suchte man hier jedoch vergeblich.
Trotzdem hatten Filippa und ihre Mitbewohnerin es mit kleinen Accessoires geschafft, ihrem vorübergehenden Zuhause eine Atmosphäre der Gemütlichkeit zu verleihen. Dazu hatten sie farbenfrohe Decken und Tücher verteilt, überall standen kleine Figuren und Souvenirs von früheren Reisen.
Das Ergebnis war so erstaunlich, dass er sich gar nicht daran sattsehen konnte. In jedem noch so kleinen Detail glaubte er Filippa zu erkennen. Ihre Wärme, ihre Lebenslust, ihre Herzlichkeit.
Er war vorhin erst wütend auf sie gewesen, dann belustigt, weil sie ihn tatsächlich für einen Handtaschendieb gehalten hatte. Doch jetzt waren all diese Gefühle wie weggeblasen. Er sehnte sich nur danach, sie in seine Arme zu schließen.
War es nicht absurd, dass er dafür alles aufs Spiel setzte? Wenn irgendjemand ihn hier ertappte, würde ihn das ganz schön in die Klemme bringen. Nicht nur Filippa hatte eine Menge zu verlieren, auch sein Ruf und der seiner Agentur standen auf dem Spiel. Aber zu seinem eigenen Erstaunen war seine Sehnsucht nach dieser herrlich verrückten Frau stärker.
Filippa fühlte sich ein wenig unbehaglich, als Erik ihre Kabine einer so genauen Musterung unterzog. Eigentlich gefiel Filippa, wie Majken und sie die Kabine mit einfachsten Mitteln wohnlich gestaltet hatten. Doch vor Erik war ihr das alles irgendwie unangenehm. Wenn sie daran dachte, dass er und seine Stiefschwester in der luxuriösen Strindbergsuite wohnten …
Um ihre Verlegenheit zu überspielen, löste sie ihren Zopf und schüttelte ihre hellblonden Locken, die ihr auf die Schultern fielen.
Als sie bemerkte, dass Erik sie anstarrte, errötete sie. „Was ist los? Warum siehst du mich so an?“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wie eine Elfe aus dem Märchen ausschaust, wenn du dein Haar offen trägst?“
Etwas in seiner Stimme ließ
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