Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
klopfte.
Er hatte sie noch nicht bemerkt. Anscheinend ziellos schlenderte er zwischen den Liegestühlen entlang, die im hinteren Bereich des Skydecks zum Sonnenbaden einluden. Filippa runzelte die Stirn. Irgendetwas an seinem Verhalten kam ihr merkwürdig vor. Bildete sie es sich nur ein, oder hielt er angestrengt nach etwas Ausschau? Und dann verschwand er plötzlich aus ihrem Blickfeld wie vom Boden verschluckt. Nervös stellte Filippa sich auf die Zehenspitzen, und da sah sie ihn wieder.
Irritiert kniff sie die Augen zusammen. Was tat er denn da? Erik hockte neben einer der Sonnenliegen und griff nach einer Damenhandtasche, die jemand darauf abgelegt hatte. Was zum Teufel … Entsetzt schnappte Filippa nach Luft. Nein, das konnte doch nicht wahr sein!
War Erik etwa der Dieb, der auf der
Midsommarsolen
sein Unwesen trieb?
7. KAPITEL
„D as darf doch nicht wahr sein!“ Filippa verließ ihren Posten und folgte Erik, der sich, die gestohlene Damenhandtasche unter dem Arm, einen Weg durch die Menge bahnte. „Entschuldigung, darf ich …? Vielen Dank.“
Während sie sich zwischen den Zuschauern des Wasserballmatches hindurchschlängelte, ließ sie Erik die ganze Zeit nicht aus den Augen. Wie gelassen er wirkte, wie unglaublich ruhig! Man könnte beinahe glauben, dass er überhaupt nichts zu verbergen hatte. Doch Filippa wusste es besser.
Sie wartete, bis er das belebte Skydeck verlassen und einen ruhigeren Bereich des Oberdecks erreicht hatte, dann schloss sie zu ihm auf und hielt ihn am Arm zurück. Er drehte sich um, und seine Miene hellte sich auf, als er Filippa erblickte. Doch sein Lächeln gefror gleich wieder, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Irritiert hob er eine Braue. „
Hej
. Alles in Ordnung?“
Seine Frechheit war kaum mit Worten zu beschreiben. Am liebsten hätte Filippa ihm gehörig die Meinung gesagt, doch das hätte zu viel Aufmerksamkeit erregt. Auch wenn gerade niemand in der Nähe zu sein schien, sie durfte das Risiko nicht eingehen, dass ein Passagier mitbekam, was hier ablief.
„Überhaupt nichts ist in Ordnung“, erwiderte sie ernst. „Du kommst jetzt besser mit mir.“
Er runzelte die Stirn. „Was ist denn los?“
„Nicht hier“, entgegnete sie knapp. „Komm.“
Sie führte Erik zu einer Tür mit der Aufschrift
Nur für Crewmitglieder
. Dahinter gelangte man zu den Crewkabinen und den administrativen Bereichen des Schiffs, die ein Gast für gewöhnlich nicht zu sehen bekam. Auch ihre und Majkens Kabine befand sich ganz in der Nähe.
„Was hast du vor?“, fragte er, als sie ihm die schwere Stahltür aufhielt und ihm bedeutete, hindurchzugehen. „Willst du mir deine Kabine zeigen?“
„Wohl kaum!“ Sie konnte nicht fassen, wie dreist er war. Glaubte er etwa, sie auf diese Weise um den Finger wickeln zu können?
Er blieb in der offenen Tür stehen und machte keine Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Schön, dann eben nicht. Aber dann erklär mir bitte, was das hier zu bedeuten hat. Was wollen wir hier?“
„Ich bringe dich zu meinem Vorgesetzten“, antwortete Filippa kühl.
„Was?“ Er sah tatsächlich ehrlich verblüfft aus. „Aber … Wolltest du nicht genau das immer vermeiden? Dass er dich und mich zusammen sieht?“
„Nun stell dich nicht dumm!“ Sie funkelte ihn zornig an. „Ich habe dich beobachtet, Erik. Ich weiß alles, du brauchst also gar nicht erst zu versuchen, mir etwas vorzumachen.“
„Wovon zum Teufel sprichst du?“
„Als ob du das nicht wüsstest!“
„
Nej!
Genau das ist es ja!“, entgegnete er ärgerlich. „Ich habe keine Ahnung, was das ganze Theater soll!“
Verunsichert musterte Filippa ihn. Er wirkte kein bisschen schuldbewusst, und das irritierte sie durchaus. Konnte es sein, dass er wirklich keine Ahnung hatte, was sie ihm vorwarf?
Aber sie hatte doch selbst gesehen, wie er die Tasche mitgenommen hatte.
Darn!
Er trug sie ja sogar jetzt noch bei sich! Andererseits zweifelte sie keine Sekunde daran, dass er eine absolut einleuchtende Erklärung dafür parat haben würde, warum er eine Damenhandtasche unter den Arm geklemmt hatte. Einleuchtend genug, um Jörgen Eklund zu überzeugen?
Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. Wenn sich am Ende herausstellte, dass sie einen Passagier zu Unrecht verdächtigt hatte, würde sie ganz schöne Schwierigkeiten bekommen. Zudem wirkte Erik nicht gerade wie ein Mann, der es nötig hatte, sich seinen Lebensunterhalt als Taschendieb zu
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