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Traumschlange (German Edition)

Traumschlange (German Edition)

Titel: Traumschlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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nehmen.
    Sie hakte sich bei Mitchard unter. Gemeinsam gingen sie zurück zum Wagen.
     
     
    Patrick saß auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch und beobachtete Castor, der mit einer Reitpeitsche in der Hand wie ein Raubtier im Käfig auf und ab schritt. Er war bemüht, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen, aber seine Beine und Hände zitterten unkontrolliert. Bislang hatte er den Alten nie so wütend gesehen.
    Castor unterbrach seine Wanderung und fixierte Ferre.
    „Sie ist nicht abgereist. Du hast alles vermasselt. Was zum Teufel hast du getan?“
    Patrick blieb nichts anders übrig, wie ihm die Wahrheit zu sagen. Als er endete, blieb Castor noch einen Moment ruhig stehen, dann schoss er mit einer Geschwindigkeit um den Schreibtisch herum, die Patrick ihm nicht zugetraut hätte. Die Peitsche zischte durch die Luft und traf ihn mitten ins Gesicht. Er wurde samt dem Stuhl nach hinten geworfen und krachte zu Boden. Er spürte keine Schmerzen, dazu war er viel zu überrascht, aber er konnte fühlen, dass die Haut über seinem Wangenknochen geplatzt war und warmes Blut daraus hervorströmte. Mühsam rappelte er sich auf, nur um gleich wieder niedergeschlagen zu werden. Diesmal hatte ihm Castor die Peitsche in den Magen gerammt.
    „Du bleibst, wo du bist“, knurrte er.
    Ferre übergab sich auf den Teppich. „Ich habe mein Bestes versucht“, verteidigte er sich zwischen zwei Würgeanfällen.
    „Einen Scheißdreck hast du“, brüllte Castor. „Mit dieser Engländerin hast du alles verdorben. Du Idiot schleppst sie hierher, um mit der Farm zu prahlen und denkst nicht einmal daran, dass sie eine andere Auffassung von Menschrechten haben könnte als wir. Beinahe hätte sie uns das Geschäft versaut. Hätte ich nicht eingegriffen, wären wir jetzt ruiniert.“
    „Ich habe sie nicht hierher gebracht. Das weißt du ganz genau. Sie ist mir gefolgt.“
    „Und das alles, weil du deinen Schwanz nicht im Griff hast. Es reicht dir nicht, ganz Port-au-Prince zu vögeln. Nein, du musst dich auch noch mit Weibern einlassen, die uns gefährlich werden können.“
    „Es...“
    „Halt die Klappe“, schnitt ihm Castor das Wort. „Ich will nichts mehr von dir hören. Von deinen Ausreden habe ich die Schnauze voll. Ab jetzt machst du genau das, was ich sage.“
    „Was hast Du vor?“
    Castor blieb vor ihm stehen. Mit der Peitsche hob er Patricks Kinn an, bis der ihm in die Augen schauen musste.
    „Du wirst dafür sorgen, dass uns Abby Summers und dieser Arzt nicht mehr in Quere kommen.“
     
     
    20. Schlamm
     
    „Wir könnten Marve bestechen, damit er uns verrät, ob er einen bokor beauftragt hat, Linda zu vergiften. Vielleicht sagt er uns, wohin man sie gebracht hat. Ich kann Geld besorgen“, schlug Abby vor. Sie saßen in einem winzigen Restaurant am Rande von Pétonville und sprachen über ihre Möglichkeiten. Die Teller waren noch nicht abgeräumt und sie warteten auf ihren Kaffee.
    „Ich glaube nicht, dass er sich bestechen lassen würde. Der Mann hat laut Bonaparte genug Geld. Für ein paar Dollar mehr, riskiert er es bestimmt nicht, sich mit den macoutes anzulegen.“
    „Was können wir sonst tun?“
    „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“
    „Okay, wahrscheinlich hast du Recht und Marve wird uns nichts sagen, aber bestimmt gibt es Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung, die etwas wissen. Dann bestechen wir eben die.“
    „Abby“. Mitchard sah sie eindringlich an. „Wir sind hier nicht in Hollywood. Das ist kein Film. Ich kann nicht durch die Gegend laufen, mit Geld herumwedeln und fragen, wer es sich verdienen will, indem er Marve verrät. So geht das nicht.“
    Der Kellner kam und räumte den Tisch ab. Seine Anwesenheit war ein willkommener Grund, sich anzuschweigen.
    „Dann gibt es nur eine Möglichkeit“, sagte Abby schließlich, nachdem der Kellner längst wieder verschwunden war.
    Mitchard sah von seinem Kaffee auf.
    „Ich werde den gleichen Weg wie Linda gehen. Du wirst Marve beauftragen, mich zu vergiften.“
     
     
    Patrick Ferre stand am Rand von Cité Soleil und wartete unruhig auf Marve. Er wagte nicht, den Slum zu betreten und Marve verließ ihn niemals. Also hatten sie sich an der unsichtbaren Grenze verabredet, die die Sonnenstadt vom restlichen Port-au-Prince trennte.
    Marve erschien wie immer zu spät. Begleitet von vier muskelbepackten Männern, die trotz der einsetzenden Dämmerung dunkle Sonnenbrillen trugen, kam er zwischen zwei Hütten hervor. Seine Leibwächter trugen

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