Traumschlange (German Edition)
Goldketten um den Hals und automatische Waffen in ihren Händen. Marve schob seinen Körper mehr als er ging. Unglaublich fett wie er war, sah es aus, als wälze er sich durch den Schlamm. Als er vor Patrick stehen blieb, schwabbelte sein Bauch im Kampf gegen das Trägheitsgesetz. Wulstige Finger mit protzigen Ringen daran, streckten sich Ferre entgegen. Widerwillig ergriff er die Hand.
„Hallo, François.“
„Du wolltest mich sprechen“, kam Marve gleich zur Sache. Seine Wächter umringten die beiden und bildeten einen schützenden Ring. Ihre Rücken waren nach innen gekehrt, während ihre Augen die umliegende Gegend beobachteten.
„Es gibt Schwierigkeiten.“
Marve hob fragend eine Augenbraue.
„Du musst etwas für uns tun.“
„Um was geht es?“
„Eine ähnliche Sache, wie neulich.“
Marve bemühte sich erst gar nicht, seine Gier zu verbergen. „Hast du Geld dabei?“
„Wie viel?“
„Du kennst den Preis.“
Ferre griff in die Seitentasche seines Jacketts und förderte ein dickes Bündel Dollarscheine hervor. Es war sein Anteil an der Farm von diesem Monat. Castor hatte von ihm verlangt, dass er Marve mit seinem eigenen Geld bezahlte.
Marves Hand nahm das Bündel und ließ es seinerseits in der Jackentasche verschwinden. Der ganze Vorgang hatte keine fünf Sekunden gedauert.
„Du zählst es nicht?“, fragte Ferre.
„Nein.“
Einer der Leibwächter beugte sich zu Marve hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
„Was sagt er?“, wollte Patrick wissen.
„Nichts. Wer ist es diesmal?“
Patrick Ferre erklärte es ihm.
Ein entsetztes Stöhnen entwich Mitchards Mund. „Abby!“
„Nein, hör mir erst einmal zu.“
„Aber es ist Wahnsinn.“
„Du sollst mir zuhören.“ Abbys Hand schlug auf den Tisch. Ein paar Gäste drehten sich nach ihnen um, wandten sich aber gleich wieder ab. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Wir können nicht in das Gebiet der tontons fahren, um Linda zu suchen. Marve wird uns nicht verraten, wer meine Schwester vergiftet und wo man sie hingebracht hat. Die Behörden scheiden aus. Es bleibt uns als Einziges der Versuch, es auf diese Weise herauszufinden.“
„Nein, ich mache da nicht mit.“
„Doch. Es ist unsere letzte Chance. Du gehst zu Marve und beauftragst ihn, mich in einen Zombie zu verwandeln. Du musst dir einen guten Grund ausdenken, falls er danach fragt. Bestimmt gibt Marve den Auftrag an den gleichen bokor weiter, der schon Linda vergiftet hat. Er ist nur der Vermittler und hat ab dann keinen Einfluss mehr auf die Angelegenheit. Der bokor wird seinen Job machen und mich nach meinem angeblichen Tod wieder ausgraben und auf eine Farm im Norden bringen. Ich denke mir, dass dieser schwarze Voodoopriester da ein Nebengeschäft laufen hat. Er nimmt Marves Geld, aber er verkauft die Zombies als billige Arbeitskräfte an Plantagen.“
„Und da liegt dein Fehler. Selbst wenn du das alles überlebst, hast du doch keine Garantie, auf der richtigen Farm zu landen.“
„So viele Farmen können es nicht sein, die Sklaven beschäftigen. Der bokor arbeitet bestimmt immer mit den gleichen Plantagenbesitzern zusammen. So ist es für alle sicherer. Und selbst wenn ich auf der falschen Farm lande, bin ich doch im Norden, im Gebiet der tontons und kann nach Abby suchen. Du hast gesagt, es gibt keine Möglichkeit dorthin zu gelangen. Nun, ich habe einen Weg gefunden.“
„Du wirst ein Zombie sein. Unfähig klar zu denken und streng bewacht.“
„Laut Mitch Stanwill werden die Arbeiter morgens aufs Feld getrieben und abends wieder abgeholt. Den ganzen Tag über sind sie nahezu unbewacht. Ihr Wille ist so schwach, dass sie gar nicht an Flucht denken. Ich werde mich ungefährdet umsehen können.“
„Du hörst mir nicht zu“, ereiferte sich Jean. „Du selbst wirst keinen Willen mehr haben. Du wirst ein Zombie sein.“
„Nein, werde ich nicht. Du vergisst das Atropin.“
„Man kann diese Leute nicht täuschen. Sie werden merken, dass etwas nicht stimmt.“
„Stanwill hat mir erklärt, dass Gegengift wirke erst nach vierundzwanzig Stunden. Ich werde mich also genau in dem Zustand befinden, in dem mich haben wollen.“
„Was ist mit den Bewusstsein verändernden Drogen, die sie den Erweckten einflößen?“
„Dieses Risiko muss ich eingehen. Aber nachdem ich gehört habe, die Droge bestehe hauptsächlich aus Süßkartoffeln und Zuckerrohrsirup, glaube ich nicht an eine besonders starke Wirkung.“
„Eines hast du nicht
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