Traumschlange
war, habe ich nicht wieder nackt vor jemandem gestanden.«
»Na«, sagte Schlange und lächelte breit, »dann ist es ja höchste Zeit.«
Gabriels Körper war so schön wie sein Gesicht. Schlange ließ ihre Hosen am Boden zu einem Haufen zusammensinken. Sie geleitete Gabriel zu ihrem Bett und schlüpfte neben ihn unter die Decke. Der schwache Schein der Lampe glomm auf seinem blonden Haar und seiner hellen Haut. Er zitterte.
»Entspanne dich«, flüsterte Schlange. »Wir haben keine Eile, und dies ist rein zum Vergnügen.«
Während sie seine Schultern massierte, löste sich allmählich deren Verkrampfung. Sie bemerkte, daß Spannung auch sie erfüllte, Anspannung aus Verlangen, Erregung und Bedürfnis. Sie fragte sich, was nun wohl Arevin tun möge. Gabriel drehte sich auf die Seite und griff nach ihr. Sie streichelten einander, und Schlange lächelte bei sich, dazu bereit, ihr Bestes zu geben, obwohl kein einzelnes Erlebnis Gabriel für die vergangenen drei Jahre zu entschädigen vermochte, aber sie gedachte ihm zu einem guten Neuanfang zu verhelfen. Allerdings erkannte sie bald, daß er das Vorspiel nicht absichtlich verlängerte. Er bemühte sich viel zu angelegentlich, um ihr Freude zu bereiten, dachte zuviel nach und sorgte sich zu sehr, als sei sie Leah, eine Zwölfjährige, deren erste Sexualerfahrung in seiner Verantwortung lag. Und Schlange bereitete es keine Wonne, bearbeitet zu werden, obendrein bloß aus Pflichtgefühl. Und Gabriels Verlegenheit wuchs ständig, während er sich abmühte, auf sie anzusprechen, und der Erfolg beharrlich ausblieb. Zärtlich küßte Schlange sein Gesicht. Aber am Ende riß sich Gabriel von ihr los und kauerte sich auf die Seite, ihr den Rücken zugewandt.
»Es tut mir leid«, sagte er. Seine Stimme war so heiser, daß Schlange sofort wußte, daß er weinte. Sie setzte sich hinter, ihm auf und streichelte seine Schulter.
»Ich sagte dir doch, daß ich keine Anforderungen stelle.«
»Ich muß dauernd daran denken...«
Sie küßte die Wölbung seiner Schulter, kitzelte ihn mit ihrem Atem.
»Ums Denken geht es hier nicht.«
»Ich komme nicht dagegen an. Ich vermag niemandem etwas anderes zu bietenals Ärger und Schmerzen. Und nun bereite ich dir nicht einmal vorher Freude. Vielleicht ist es besser so.«
»Gabriel, ein impotenter Mann kann eine andere Person ohne weiteres befriedigen. Das dürftest du wohl wissen. Wovon wir nun reden, ist dein Vergnügen.«
Er antwortete nicht, sah sie nicht an; als sie das Wort »impotent« aussprach, war er zusammengezuckt, denn das war ein Problem, in das sich Gabriel bisher noch nicht hineingesteigert hatte.
»Du glaubst nicht, daß es mit mir sicher ist, oder?«
Er wälzte sich herum und blickte gen Himmel.
»Für Leah war es mit mir nicht sicher.«
Schlange zog ihre Knie gegen ihre Brüste an und stützte ihr Kinn auf ihre Fäuste. Sie betrachtete Gabriel für eine lange Weile, dann seufzte sie und hielt ihm ihre Hand hin, so daß er die Narben und Kratzer von zahllosen Schlangenbissen sah.
»Jeder einzelne dieser Bisse hätte jeden außer einem Heiler umgebracht. Schnell und angenehm oder langsam und unangenehm.« Sie legte eine Sprechpause ein, damit er sich verdeutlichen konnte, was sie gesagt hatte. »Ich verbringe viel Zeit damit«, sagte sie, »gegen diese Gifte Abwehrkräfte zu entwickeln, und es ist für mich mit nicht geringen Unbequemlichkeiten verbunden. Aber ich erkranke nie. Ich stecke mich nicht an, ich bekomme keine Infektionen. Ich kann nicht an Krebs erkranken. Meine Zähne faulen nicht. Die Abwehrkräfte eines Heilers sind so aktiv, daß sie alles Ungewöhnliche bekämpfen. Die Mehrzahl von uns ist steril, weil wir sogar gegen die eigenen Geschlechtszellen Antikörper bilden. Und erst recht also gegen die eines anderen Menschen.«
Gabriel stützte sich auf einen Ellbogen. »Ja, dann... wenn du gar keine Kinder bekommen kannst, warum hast du dann gesagt, Heiler könnten es sich nicht leisten, welche zu haben? Ich dachte, du meintest, euresgleichen hätte keine Zeit für Kinder. Wenn ich also...«
»Wir ziehen durchaus Kinder auf«, entgegnete Schlange. »Wir adoptieren welche. Die ersten Heiler versuchten auch, welche in die Welt zu setzen. Die Mehrheit war dazu außerstande. Bei einigen gelang es, aber die Kinder waren deformiert, und sie besaßen keine Spur von Verstand.«
Gabriel sank auf den Rücken und starrte empor zur Zimmerdecke. Er stieß einen schweren Seufzer aus.
»Ihr Götter.«
»Wir
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