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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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»Prima!« Er riss mir sein Lunchpaket aus der Hand und stürmte wieder aus der Küche hinaus, gen Ausgang. »Kommst du?«
    Obwohl ich ihm den Rücken zudrehte, konnte ich noch erkennen, wie Max mit den Augen rollte. Davids innere Uhr und sein fehlendes Pünktlichkeitsgen waren wirklich legendär.
    Genervt setzte ich mich auf den Beifahrersitz, akzeptierte das stoische Schweigen von Nebenan und prägte mir den Weg zu der neuen Schule ein.
    Als wir vor ihr hielten, hätte ich beinahe geschrien. Direkt neben der Highschool war meine alte Schule. Sie sah noch genauso aus, wie auf den Fotos, die die Internet-Artikel geschmückt hatten. So viel zu Simons guter Schulwechsel-Idee, zu Schutz und Recherchen.
    »Komm!« David war ausgestiegen und hatte die Tür zugeknallt, ohne meine plötzliche Panik zu bemerken.
    Ich atmete zweimal tief ein, dachte an Daria und stieg aus. Dabei ließ ich mein Handy mit der tollen GPS Funktion wie unabsichtlich unter den Sitz gleiten. Liz, geortet und gesichert an der Schule … Ha!

    Die Tür war nur angelehnt. Ich schellte trotzdem.
    Nichts. Kein Laut, nur das Schrillen der Schelle. Beim zweiten Versuch klopfte ich noch zusätzlich gegen das Holz der Tür. Sie schwang weiter auf.
    »Mister Talbot?« Es widerstrebte mir, den alten Mann als meine Großvater zu bezeichnen, oder ihn mir gar als solchen vorzustellen. Trotzdem machte ich einen vorsichtigen Schritt in das Haus. Das war ich Daria schuldig!
    »Mister Talbot?«, rief ich lauter und befürchtete, jemand würde antworten.
    Doch die Stille war beinahe unheimlich. Es gab kein gemütliches Tick-Tack von einer Uhr. Nicht einmal das Holz des Hauses knarrte. Ich schlich weiter und rief noch einmal. Leiser. Als niemand Laut gab, sah ich mich um. Links war eine kleine Küche, daneben eine Toilette. Rechts gab es den Durchgang zur Essecke, die ins Wohnzimmer überging. Wie üblich allesamt Allgemeinräume, zu denen jeder Gast Zutritt hatte. Sie waren ganz schön groß für jemanden, der allein wohnte. Erst auf dem zweiten Blick fiel mir etwas auf, was noch merkwürdiger war. Es gab keinen persönlichen Touch. Jeder könnte hier wohnen. Nirgendwo waren Fotos an den Wänden, es stand kein Nippes aus Urlauben herum, keine »echten« Dinge. Nur Sachen, die in jedem X-beliebigen Haushalt stehen konnten, Kunstdrucke, langweilige Billigdekosachen und ähnliches. Es roch sogar neutral.
    »Hallo?«, rief ich noch einmal und nur der Form halber. Wer bisher nichts gehört hatte, war entweder taub oder wollte nicht gefunden werden – oder aus dem Hinterhalt angreifen. Ich machte das Licht an. Erst dann ging ich vorsichtig und jeden Moment mit einer Attacke rechnend die Treppe hinauf. Die Tür am Ende des Flures stand weit offen und offenbarte ein sehr sauberes Badezimmer. Rechts, nach vorne zur Straße raus, befand sich ein sehr sauberes und sterile wirkendes Schlafzimmer, hinter einer ebenfalls offenstehenden Tür. Leise öffnete ich die danebenliegende Tür. Ein Gästezimmer. Ordentlich, pragmatisch. Es passte nicht zu dem alten Mann, den David und ich gesehen hatten. Ebenso wenig wie das düstere Jungszimmer, das sich neben dem Gästezimmer befand. Trotz des Wetters und der Zeit war das Rollo noch halb unten, was auch gut zu der finsteren Grundausstattung und den schwarz-weiß Landschaftsfotos passte. Sie schienen jedes Quentchen Licht aufzusaugen, welches von der Flurbeleuchtung in das Zimmer fiel und zu pulsieren. Überall waren Schatten, Schattenflecken und unerklärliche Spiegelungen, die von zahlreichen kleinen Scherben oder reflektierenden Objekten stammten. Selbst das Bettlaken war seltsam und so dunkelrot, dass es beinahe schwarz war. Unheimlich. Und da dachten die Leute, ich hätte ein Macke!
    Ich schloss die Tür, bevor ich weiterging. Das hatte natürlich nichts mit meiner Angst vor Finsternis oder Schatten zu tun, sondern diente nur der allgemeinen Sicherheit. Meiner allgemeinen Sicherheit.
    Das letzte Zimmer in diesem letzten Stockwerk befand sich auf der linken Seite und ging ebenfalls nach hinten raus. Das erste, was ich sah, war der Wald, der beinahe durch das offene Fenster in das Haus hineinwuchs und sich mehr oder weniger bereits in dem völlig chaotischen Arbeitszimmer befand. Das nächste war mein Großvater, der hinter Aktenbergen an seinem Schreibtisch saß und mit einem Stift bereit schien, sich den nächsten Unterlagen zu widmen. Er war so tot, wie man nur sein konnte.
    Ich verharrte reglos – auch geistig. Zu perplex, um

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