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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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los.
    »Entschuldigung.« Ich wischte mir fahrig über die Augen. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch sein Hemd ruiniert.
    »Kein Thema.«
    »Ich … es ist einfach alles zu viel.« Wer zum Henker sprach da aus mir? »Ich habe gedacht, es wäre alles vorbei, wenn ich die Wahrheit aufdecke. Ich habe gehofft, ich würde mich besser fühlen, sicher. Ich meine … ich habe lange in Betracht gezogen, wahnsinnig zu sein, und mir alles nur eingebildet zu haben … Jonah, die Uhr, das Wasser … Ich war so wütend, weil ihr mir nicht geglaubt habt … weil ich fast gestorben wäre und dafür bestraft wurde … und jetzt hat sich gar nichts geändert …«
    »Es tut mir leid, Liz. Es tut mir so unendlich leid.« Max zog mich wieder zurück, und diese Mal hielt er mich so fest, dass ich mich nicht einfach so aus seinen Armen winden konnte. »Ich werde mit David sprechen.«
    »Nein.« Meine Kämpfe wollte ich selbst ausfechten.
    Max zauberte aus den Untiefen seiner Hose ein Taschentuch und reichte es mir. »Müsstest du eigentlich nicht Angst vor Wasser haben?« Seine Frage war nur halb spaßig gemeint. Irgendetwas, was mir nicht gefiel, schwang darin mit – und erinnerte mich daran, dass ich allein war. Bei der kleinsten Kleinigkeit würde sich Max wieder von mir abwenden, so wie er es schon einmal getan hatte. Wie sie es alle getan hatten.
    »Habe ich aber nicht.« Meine Antwort fiel patziger aus, als ich gewollt hatte.
    »Wie hast du überlebt – wenn alles wahr ist?«
    Ich löste mich aus der Umarmung und sah Max an. Auf seinem Gesicht zeichnete sich nicht eine Spur von dem ab, was ich in seiner Stimme gehört hatte. Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich habe keine Ahnung …« Mit dieser Halbwahrheit auf den Lippen stand ich auf, denn ein neuer Tag hatte angefangen. Ein neuer Tag, um etwas für sich und gegen die anderen zu unternehmen , fiel mir die Abwandlung eines Sprichwortes ein. Schließlich war David nicht der einzige, der Vorsätze in die Tat umsetzen konnte!

    Die Fahrt war überraschend schweigsam verlaufen.
    Mein Stiefbruder, von dem ich angenommen hatte, dass er in seinem Triumph baden würde, hatte nicht ein Wort gesagt. Genaugenommen hatte er mich vollkommen ignoriert und stur auf die Straße gestarrt. Genauso, wie ich in Jonahs Wagen gesessen hatte.
    Sein Verhalten hatte mich mehr gekränkt, als es eine Beleidigung oder besagter Triumph gekonnt hätten. Außerdem hatte ich einen Grund gehabt, Jonah so zu behandeln. Etwas, was David nicht hatte. Zumindest konnte ich mir beim besten Willen keinen echten und logischen Grund vorstellen. Vielleicht sollte ich über dieses unreflektierte, bösartige Verhalten mit Doc Slater reden?
    Immer noch amüsiert über diesen Gedanken setzte ich mich auf die Couch.
    »Guten Morgen, Miss de Temples! Es ist auch schön, Sie wieder zu sehen«, scherzte Slater und riss mich aus meiner Idee.
    »Entschuldigung! Guten Morgen!«
    Er sah mich prüfend an. »Und?«
    »Was und?« Offene Fragen funktionierten bei mir nur bedingt – im Prinzip nur, wenn ich wusste, worauf mein Gegenüber hinaus wollte.
    »Was ist mit den Träumen?«
    »Oh … ich bin noch nicht dazu gekommen …«
    »Eine Ausrede …« Der Psychologe sah mich strafend über seine rahmenlose Brille hinweg an. Dafür war diese Sorte Glas wirklich wie geschaffen.
    »Ja«, gab ich zu. Vielleicht war meine David-Idee doch gar nicht so schlecht gewesen. »Haben Sie schon mal jemanden gehasst?« Ich schwieg, und Slater wartete geduldig darauf, dass ich weiter sprach. »Ich meine so richtig?«
    »So mit Mord und Todschlaggedanken?«
    Ich dachte kurz darüber nach und suchte in meinem Inneren nach einem Teil, der David ernsthaft ans Leder wollte. Aber da war keiner. »Nein. Eher so sehr, dass Sie wegen dieser Gefühle beinahe hätten platzen können …« Wieder blieb Slater ruhig und ließ mich weiter reden. Und das Merkwürdige war, ich redete tatsächlich weiter. »Und dann habe ich gar nichts mehr gefühlt, gar nichts. Ich war einfach leer.«
    Slater setzte sich auf den Sessel. Einen Moment sah er so aus, als wolle er meine Hand nehmen, um mich zu trösten. Sah ich wirklich aus, wie jemand, der getröstet werden musste? Das konnte nicht sein. Sekunden später brach alles aus mir heraus. Die Stinkbombe. Rebecka. Davids rücksichtsloses Wegfahren. Die Rettung ausgerechnet durch Jonah. Klaus und Megs Reaktion. Davids Strafe. Das Gespräch mit ihm. Der Pool. Einfach alles. Ich stoppte erst im Hier und Jetzt.
    Slater schwieg so

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