Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
Marge, und Klaus, an der Seite der Kinder, stehen. Jack hat seine beiden Hände vertraulich jeweils Andy und Marge auf die Schulter gelegt. Als wären sie schon seit langer Zeit miteinander vertraut.
Klaus bleibt jedoch nicht bei den Kindern, sondern wendet sich jetzt zu Kopf der Tafel hin, dort wo Ahab, der Kapitän, sich nun würdevoll erhebt …
Ahab sieht wirklich beeindruckend aus!
Er hat seine beste, wenn auch gleichzeitig seine einzige, Kapitänsuniform angelegt. Sein tiefschwarzes Haar, dessen Fülle er aber kaum gebändigt bekommt, wird von einem schmucken Dreispitz gekrönt!
Unter dem in tiefdunklen Erdtönen reich verzierten Waffenrock seiner Uniform trägt Ahab eine weite, schwarze Plunderhose, die von einem breiten Gürtel aus Elefantenleder gehalten wird.
Obwohl bei Tische sitzend, hat Ahab standesgemäss auch den Waffengurt angelegt. In einer prachtvoll verzierten Lederscheide führt er den edlen Säbel an seiner Seite. Die kostbare Damaszener – Klinge ist sein ganzer Stolz!
Und in Ersatz seiner rechten Hand, die er in jener schicksalhaften Nacht verlor, trägt er seine beste Eisenhakenmanschette, kaum benutzt und spiegelnd blank poliert.
Nun steht Ahab, der Kapitän, vor Kopf der Tafel, sein tiefer Bariton dröhnt weit hinaus über die See.
„Klaus, Jack! Los geht´s! Lasst uns die Feier beginnen!“
Auf die Worte des Kapitäns, die er sich zwar eigentlich etwas feierlicher vorgestellt hatte, aber was soll´s, Ahab ist eben ein grosser Kapitän, aber kein grosser Redner, hat Klaus nur gewartet!
Langsam, zärtlich fast, erhebt Klaus die Hände, streckt sie weit vor sich nach vorne aus. Noch zur Faust geschlossen, wendet Klaus die Handrücken nach unten. Dann öffnet er behutsam beide Hände und ein Märchen beginnt!
*
Ungezählt steigen silbrig funkelnde Zaubersterne aus seinen Handflächen auf und fliessen hoch über der festlich gedeckten Tafel dahin. Glitzernd und strahlend bilden Dutzende einen Baldachin aus Funkelsternen, der die ganze Tafel in ein sanftes Lichtermeer eintaucht. Hundertfach brechen sich die Strahlen an den geschliffenen Kanten der Kristallpokale, die jetzt in allen Farben des Regenbogens schimmern.
Wieder andere der Zaubersterne gleiten dicht über die Oberfläche des Tisches, nur kurz über den, zwischen den vielfachen Terrinen mit Speisen, arrangierten silbernen Kerzenleuchtern verharrend.
Langsam sinken sie herab und entzünden, ohne dass auch nur das Aufflammen eines Zündholzes sichtbar wäre, die schlanken, tiefschwarzen Kerzen, die in einem beeindruckenden Kontrast zu all´ dem edlen Geschirr und Silber auf der Tafel stehen.
Den staunenden Augen der Gäste offenbart sich eine festlich geschmückte Tafel wie aus einer arabischen Szene der Tausendundeinen Nacht.
Sanft schimmert das Licht der entzündeten Kerzen hinauf zu dem funkelnden Sternenhimmel aus Dutzenden von Zaubersternen, die hell in die Nacht hinaus glitzern.
Mit offenem Mund verfolgt Krissie staunend das Tun der Zaubersterne. Plötzlich landet einer dieser winzigen Lichtpunkte direkt vor ihren Augen. Behutsam lässt sich der Stern auf den Rand der leeren Blumenvase sinken, die genau zwischen den Mädchen und Lisas Eltern, an der gegenüberliegenden Seite des Tisches, steht.
Für einen kurzen Moment nur, schemenhaft und unwirklich, glaubt Krissie den kleinen Zauberstern direkt vor sich wahrzunehmen!
Ein winziger Körper, an den sich zwei, einer Libelle gleich, transparent durchschimmernde Flügel eng anlegen, bevor das winzige Geschöpf auch schon tief in die Blumenvase eintaucht!
Ungläubig bestaunen die fünf Menschen, was dann geschieht.
Wie in einem Zeitrafferfilm erwachsen fremd und exotisch aussehende Blumen der unterschiedlichsten Arten dem Gefäss. Als sich ihre Blütenkelche langsam öffnen, entfaltet sich ein wahrhaftes Bukett der lebhaftesten, fröhlichsten Farben.
Ein schwerer, süsslicher Duft fliesst schnell über die Tafel und explodiert mit den Gerüchen der Speisen zu einem sinnlichen Aroma.
Noch aber zwinkert Krissie verblüfft über die winzige Gestalt, die sie glaubt, wahrgenommen zu haben. War dieses winzige Wesen real, kaum die Grösse eines Floh´s erreichend, oder nur die Ausgeburt ihrer völlig überreizten Sinne?
Aber hat sie nicht deutlich diese Bewegung wahrgenommen, als sich die durchsichtigen Flügel zusammenfalteten?
Und diesen zierlichen Körper, hat sie den nicht auch gesehen? Oder vielleicht auch nicht? Aber das Geschehen war so schnell, so
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