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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Sie sollten in England ›debütieren‹, denn das gehörte sich so.
    Pauline stieg aus der Wanne und hüllte sich in das Badetuch, das ihr Elsie reichte. Frank muß jeden Augenblick eintreffen, dachte sie ungeduldig, denn sie wollte unbedingt von ihm die ersehnte Nachricht hören. Hatte er Dame Lydia für die Hochzeit engagieren können? Alles sollte perfekt sein: die Trauung, das Hochzeitsfest, die Flitterwochen – ihr Leben.
    Pauline lächelte, als ihre Gedanken zu Hugh und der Hochzeitsnacht zurückkehrten. Sie hoffte, es werde ihr gelingen, sie zu einer Nacht der Überraschungen zu machen – für sie beide.
    2
    »Frank!« rief John Reed und ging zu seinem Freund hinüber, der in Finnegans Pub an der Bar stand. »Seit wann bist du wieder zurück?«
    Frank mußte den Kopf heben, um seinen Freund anzusehen. Reed überragte ihn wie die meisten Leute. »Guten Tag, John. Erst seit heute. Ich wollte mir hier ein Glas genehmigen, ehe ich nach Hause reite.« Und ehe ich mit Pauline rede, dachte er bekümmert, denn er hatte gute, aber auch schlechte Nachrichten. »Wie geht es auf Glenhope?«
    »Alles bestens. Ich rechne in diesem Jahr mit einer guten Ausbeute bei der Schur. Hast du Nachrichten von der Expedition ins Landesinnere?«
    Frank hatte die unbedeutende
Times
ursprünglich als eine Art Zeitvertreib, als ein Hobby für sich gekauft. Aber die Zeitung entwickelte sich nach Ansicht einiger seiner Freunde sehr schnell zu einer Art Leidenschaft, denn Frank war inzwischen entschlossen, die
Times
so attraktiv zu machen, daß sie es mit allen Zeitungen in Australien aufnehmen konnte. Die
Times
war noch immer klein, aber ihre Auflage wuchs, und das lag in erster Linie am Einfallsreichtum und der Energie ihres mittlerweile vierunddreißigjährigen Besitzers. Er suchte ständig nach neuen Methoden, um den Absatz der Zeitung zu verbessern. Als er zum Beispiel erfuhr, daß der
New York Herald
einen Mann namens Stanley nach Afrika entsandte, um den verschollenen Dr. Livingstone zu suchen, hatte Frank die Idee übernommen, eine Expedition auszurüsten. Seine Leute sollten in das Landesinnere von Australien vorstoßen, um herauszufinden, wie das große, unbekannte Herz des Kontinents aussah.
    Viele hatten versucht, den Kontinent von Süden nach Norden zu überqueren. Sie begannen ihre Expeditionen im südlichen Melbourne oder Adelaide und marschierten in Richtung Norden zum Indischen Ozean. Aber vor der endlosen Salzwüste, in der es kein Wasser gab, und wo die Sonne wie in einem Hochofen brannte, mußten sie alle kapitulieren. Frank glaubte, daß irgendwo hinter der flimmernden Hitze, aus der keiner der Abenteurer lebend zurückkehrte, ein großes Binnenmeer lag. Deshalb hatte er mit eigenem Geld eine zehn Mann starke Expedition mit sechzehn Kamelen zusammengestellt und hoffte, die Männer würden dieses Binnenmeer finden. Für diesen Fall hatten sie ein großes Boot auf Kufen bei sich. Und zum Dank für Franks finanzielle Unterstützung würden sie das Meer, wenn sie es fanden, nach ihm benennen.
    Die
Times
veröffentlichte regelmäßig Berichte über den Verlauf der Expedition, denn die Männer schickten von unterwegs Telegramme. Aber seit einiger Zeit hatte man nichts mehr von ihnen gehört, und inzwischen kursierten wilde Gerüchte, sie seien wie alle anderen vor ihnen in der Großen Wüste ums Leben gekommen.
    »Glaubst du, wir haben sie verloren?« fragte Reed.
    Frank kannte seit seiner Kindheit Geschichten über die Ureinwohner, die angeblich in dem gewaltigen, unerforschten Land lebten – es waren phantastische Geschichten von Traumpfaden und Plätzen, wo Wunder und Zauberkräfte das Leben bestimmten. Dort gab es angeblich magische Feuerringe und unerklärliche Springfluten. Die Ahnen und Geister der Ureinwohner kämpften mit mythischen Ungeheuern wie etwa Yowie, dem Riesen der Nacht, und der alles verschlingenden Regenbogenschlange. Ein Weißer konnte diese märchenhaften Erzählungen nicht glauben. Und doch, so hatte Frank immer behauptet, mußten sie irgendwie auch auf wirklichen Ereignissen beruhen. Wenn die Ureinwohner in dieser Wildnis überlebten, konnten das auch Weiße schaffen. »Sie werden sich schon melden, John«, sagte Frank. »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    Reed trank einen großen Schluck Bier und fuhr fort: »Ach, übrigens, was hältst du denn von dem neuen Mädchen hinter der Bar?«
    Die Frau war Frank beim Hereinkommen aufgefallen. Finnegans Pub lag am Rand von Cameron Town, wo die

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