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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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auf sich nehmen. Es geht weiter mit dem Fluch, dachte sie gequält, immer weiter.
    Als sie zurückkamen, sagte Joanna: »Lisa wird darüber hinwegkommen, Mr. Carpenter. Ich möchte aber wissen, wer dafür verantwortlich ist.«
    »Ich versichere Ihnen, Mrs. Westbrook«, sagte der Direktor, »wir werden der Sache auf den Grund gehen.«
    »Lisa, wer hat dich in das Becken gestoßen?« fragte Hugh.
    Lisa saß schweigend dicht bei ihrer Mutter.
    »Ist so etwas schon einmal vorgekommen, Lisa?« fragte Hugh erneut. »Haben die Jungen dich gequält?«
    »Ich hatte Sie gewarnt, Mr. Westbrook«, sagte Judd. »Ich hatte Ihnen gesagt, es wird Probleme geben. Es ist für ein Mädchen nicht leicht, in einer Jungenschule akzeptiert zu werden.«
    »Haben Sie etwas unternommen, um ihr zu helfen?« fuhr Hugh ihn an.
    »Es ist nicht Mr. MacGregors Schuld, Vater«, erwiderte Lisa.
    Miles Carpenter sagte: »Ich werde die Lehrkräfte anweisen, in Zukunft besser aufzupassen. Und ich versichere Ihnen, Mr. Westbrook, so etwas wird nicht wieder vorkommen.«
    »Mr. Carpenter«, Joanna legte den Arm um Lisa, »wir fahren in einigen Tagen nach Westaustralien, und Lisa wird uns begleiten.«
    »Aber Mutter …« setzte Lisa an.
    Carpenter flehte: »O je. Mrs. Westbrook, ich wünschte, Sie würden Ihre Tochter nicht von der Schule nehmen. Ich kann Ihnen versichern …«
    »Ich nehme sie nicht von der Schule. Wir sind in einigen Monaten zurück, rechtzeitig zu Beginn des neuen Schuljahres. Ich verlasse mich darauf, daß Sie bis dahin den Verantwortlichen für diesen Vorfall gefunden und bestraft haben.«
    »Ich kann mir denken, wer dahintersteckt, Mrs. Westbrook. Ich werde auf der Stelle gehen und den Jungen zur Rede stellen.« Judd drehte sich entschlossen um und verließ das Zimmer.
    Während Miles Carpenter noch einmal beteuerte, es werde alles in Ordnung kommen, sprang Lisa plötzlich auf und rannte hinter Judd her.
    »Mr. MacGregor, bitte warten Sie«, rief Lisa. An der Treppe vor dem Haus holte sie ihn ein. »Bitte, ich muß Ihnen noch etwas sagen …«
    »Es tut mir leid, Lisa, aber wir müssen der Sache auf den Grund gehen.«
    »Darum geht es mir nicht. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie leid es mir tut, daß ich Sie enttäuscht habe.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich weiß, daß Sie großes Vertrauen in mich gesetzt hatten, und ich wollte Ihnen unbedingt zeigen, daß es gerechtfertigt war. Sie müssen sehr enttäuscht sein. Es tut mir so leid.«
    Judd sah sie an. Die Wolken rissen auf, und das Mondlicht fiel auf Lisas Gesicht. Einen Augenblick hatte Judd das merkwürdige Gefühl, er sehe nicht ein zwölfjähriges Mädchen vor sich, sondern eine gleichaltrige Frau, und es habe einen ganz anderen Grund, daß sie an der Treppe standen.
    »Ich will nicht weg von Tongarra«, sagte Lisa leise. »Ich komme zurück …, wenn ich darf.«
    »Ist es dir so wichtig, hier zu sein?« Er sah, wie ihr der Nachtwind durch die Haare fuhr.
    »Es ist mir wichtiger als alles andere.«
    Die Westbrooks kamen aus dem Haus. »Komm, Liebling«, sagte Joanna. »Wir fahren zurück.«
    »Mrs. Westbrook«, stellte Judd fest, »ich spreche mit den Jungen. Sie werden auf mich hören. Ich bin sicher, wenn ich die Sache klargestellt habe, werden sie Ihre Tochter in Ruhe lassen.« Er sah Lisa an und lächelte. »Wir wollen Lisa im zweiten Schuljahr hier bei uns haben.«

Kapitel Sechsundzwanzig
    1
    »Glaubst du, da draußen in der Wildnis gibt es Pfade, Mutter?« fragte Lisa und blickte neugierig aus dem offenen Wagen.
    »Ich glaube, es gibt dort
Traum
pfade und denke mir, daß wir gerade einem Traumpfad folgen, Liebes«, sagte Joanna. »In Perth hat man uns gesagt, daß die Bahnlinie entlang der alten Wanderroute der Aborigines verläuft.«
    Lisa konnte vor Aufregung kaum ruhig sitzen. Sie streckte den Kopf aus dem Wagen, blickte auf die Wildnis draußen und dachte an die Menschen, die vor langer Zeit diesen Weg gezogen waren.
    Auch Joanna konnte ihre Aufregung nur mühsam unterdrücken. Als Kapitän Fielding gesagt hatte: »Nach Westaustralien, ja, nach Westaustralien ist das Ehepaar Makepeace gegangen«, wollte sie ihm zunächst nicht glauben und dadurch neue Hoffnung schöpfen. Er konnte auch eine zweite Miss Tallhill sein, die sich mit Bowman’s Creek und Durrebar offensichtlich geirrt hatte. Oder er konnte wie so viele andere, die sich im Laufe der Jahre auf Joannas Briefe und Anzeigen gemeldet und Informationen gegen Bezahlung angeboten hatten, nur ein

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