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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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erwartete Hugh. Sie hatte gehört, wie er kurz zuvor in den Hof geritten war, und er würde wohl jeden Augenblick auftauchen.
    Als Mr. Shapiro vor ein paar Tagen auf der Farm erschienen war, hatte er über Kopfschmerzen geklagt, und Joanna gab ihm etwas von ihrem Weidenrindentee. Dafür hatte er Adam und Sarah einen Malkasten geschenkt. Sarah half Adam gerade beim Mischen der Wasserfarben.
    »Das wird ein schönes Farmhaus«, sagte Sarah. »Es fehlen nur noch die Menschen.«
    Aber Adam rief: »Nein, nein! Keine Menschen!«
    Joanna blickte wieder zur Tür. Sie wollte unbedingt mit Hugh reden, aber sie fürchtete das Gespräch auch. Seit der Begegnung mit Ezekial unten am Fluß vor zwei Wochen und dem Alptraum mit der Schlange aus dem Bild, das in Lismore hing, trug sich Joanna mit der Idee, Merinda zu verlassen. Das Gefühl einer drohenden Gefahr wuchs. Sie spürte deutlich, es würde etwas Schreckliches geschehen.
    Schließlich klopfte es an der Tür. Joanna trocknete sich schnell die Hände ab und versuchte, ihre Nervosität zu verbergen, ehe Hugh sie sah.
    »Guten Abend«, sagte er und stand mit seinen Päckchen in der Tür. »Fröhliche Weihnachten!«
    Joanna staunte ihn mit großen Augen an. So elegant hatte sie ihn noch nie gesehen. Der Zylinder und das Cape ließen ihn noch größer erscheinen und machten die Schultern noch breiter. Der schwarze Frack und die gestreifte Hose verliehen ihm weltmännische Eleganz und Kultiviertheit. Daß er so gut aussah, schmerzte sie fast körperlich. Wie sollte sie es über sich bringen, ihn zu verlassen?
    »Guten Abend, Mr. Westbrook. Willkommen zu Hause!«
    Er konnte den Blick nicht von ihr wenden. Joanna trug ein blaßrosa Kleid mit einer Schürze. Sie hatte die Ärmel aufgerollt, und an ihren Händen hing noch Mehl. Ihm fiel auf, daß ihre Wangen glühten. Er fand, sie habe noch nie so schön ausgesehen.
    Adam rief plötzlich: »Nein! Nein!« und nahm schnell alles vom Tisch. Joanna lächelte und sagte: »Vielleicht gehen wir besser hinaus, Mr. Westbrook.«
    Als sie die Tür hinter sich schloß, sagte sie leise: »Adam hat Ihnen ein Geschenk gemacht, und er möchte, daß Sie es noch nicht sehen. Ich will Sie warnen, vielleicht werden Sie nicht erraten, was es sein soll. Es ist ein Pfeifenhalter.«
    »Aber ich rauche nicht.«
    »Er hat ihn in einer Zeitschrift gesehen und findet, daß Sie unbedingt einen Pfeifenhalter brauchen. Wie war es in Melbourne, Mr. Westbrook?«
    »Ich war auf dem Grundbuchamt und habe den Leuten dort von Ihrer Grundstücksurkunde berichtet. Ich dachte, wenn das Land in Victoria liegt, könnten sie es anhand der Anhaltspunkte der Urkunde vielleicht identifizieren. Wir werden in ein paar Wochen Nachricht erhalten. Leider haben meine Nachforschungen in der Bibliothek keine Ergebnisse erbracht. Aber ich habe darum gebeten, jede Information über einen Ort namens Karra Karra an Sie weiterzuleiten.«
    »Vielen Dank«, sagte Joanna, »ich bin Ihnen dankbar für alles, was Sie für mich getan haben.« Sie wollte noch mehr sagen. Sie wollte ihm von ihren Ängsten und Vorahnungen erzählen und ihm sagen, daß sie beabsichtige zu gehen. Aber sie wußte nicht, wie sie anfangen sollte.
    »Wie geht es Adam?« fragte Hugh.
    »Er redet etwas mehr. Sarah kann sehr gut mit ihm umgehen. Aber es gelingt uns noch immer nicht, mit ihm darüber zu sprechen, was geschehen ist – ihm oder seiner Mutter.«
    »Ich nehme ihn morgen zum Weihnachtsessen mit nach Lismore.«
    »Das habe ich mir schon gedacht.«
    »Wie ist es mit Ihnen, Miss Drury? Was haben Sie vor?«
    »Dr. Ramsey kommt, und wir werden zusammen essen. Ich dachte, das sei so in Ordnung.«
    »Natürlich«, sagte Hugh und sah, wie die Nachtfalter gegen die Lampe flogen. Er hörte die Insekten sirren und roch Joannas Parfüm.
    »Ich habe Adam in Melbourne ein Geschenk gekauft. Hier ist es«, sagte er. Joanna nahm das Päckchen, und als sie das Packpapier entfernte, sah sie ein hübsches, glänzendes Messingfernrohr, wie es die Seeleute benutzten.
    »Und hier ist etwas für das Mädchen, für Sarah«, erklärte Hugh. Es war ein mit Blumen bestickter Schal. »Ich lasse alles hier auf der Veranda. Sie können es ihnen morgen geben.« Er griff in die Tasche. »Und das ist für Sie.«
    Joanna hob den Deckel von einem kleinen Kästchen und sah auf einem Samtkissen zwei fein gearbeitete blaue Ohrringe.
    »Die Steine sind Lapislazuli«, erklärte Hugh. »Ich war mit der Farbe nicht so sicher. Ich wollte, daß sie zu

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