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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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und die Schaukel im Garten.«
    »Die Schaukel?«
    »Ja, das hatten wir doch besprochen.«
    »Klar, natürlich«, log Andresen. Er konnte sich nicht erinnern, darüber mit ihr geredet zu haben. Überhaupt hatte er Wiebke in letzter Zeit viel zu wenig zugehört. Die Umzugsplanungen und die Gestaltung des neuen Hauses hatte in erster Linie sie übernommen. »Kommst du eigentlich am Freitag zurück?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich erst Samstagmorgen. Freitag kommt noch meine Tante vorbei.«
    »Schade«, sagte Andresen enttäuscht. »Es wird Zeit, dass du wieder hier bist.«
    »Das hast du süß gesagt«, antwortete sie. »Ich liebe dich.«
    Sie verabschiedeten sich voneinander. Andresen war froh, dass er Wiebke angerufen hatte. Er hatte ihr erklären können, warum er sich nicht gemeldet hatte, und sie hatte seine Entschuldigung angenommen. Wenn er jetzt endlich noch diese Sache mit Ida-Marie in den Griff bekam, würde er sich voll und ganz auf den Umzug und das neue Leben mit Wiebke und den Kindern in Brodten konzentrieren können.
    Er schenkte sich noch ein Glas Rotwein ein, dimmte das Licht und stellte sich wieder ans Fenster. Er blickte auf die kleine Gasse vor seinem Haus. Irgendwo da draußen lief ein Mörder herum, den sie dringend fassen mussten, bevor er möglicherweise ein weiteres Mal zuschlug.
    Und irgendwo da draußen gab es zwei Frauen, in deren Gegenwart er sich wohlfühlte. Mit der einen zog er in wenigen Tagen in ein umgebautes Bauernhaus am Brodtener Steilufer. Er liebte sie und die Kinder. Und auch wenn er sie nicht heiraten würde – er hatte sich schließlich fest vorgenommen, nur einmal im Leben Ja zu sagen –, war sie die Frau, mit der er alt werden wollte.
    Die andere hieß Ida-Marie.

11

    Der nächste Morgen begann ähnlich, wie der Abend zuvor geendet hatte. Zwei Themen schwirrten in Andresens Kopf umher: die Situation um Wiebke und Ida-Marie auf der einen Seite und die Suche nach dem Mörder auf der anderen. Auch der Rotwein war nicht ohne Konsequenzen geblieben. Vorsichtshalber nahm er eine Kopfschmerztablette.
    In seinem Büro fand er auf dem Schreibtisch die Nachricht, dass Roland Ensink mehrmals angerufen hatte und um Rückruf bat. Er legte den Zettel beiseite und versuchte sich zu konzentrieren.
    Gab es irgendetwas, das die beiden Frauen miteinander verband? Hingen die beiden Morde wirklich zusammen? Er musste sich dringend die Wohnungen von Katharina Kock und Brigitte Jochimsen vornehmen.
    Andresen rief Kregel an und erkundigte sich danach, wie die Fahndung nach Oliver Rehm verlief. Er erfuhr, dass sie Katharina Kocks Freund bislang noch nicht gefasst hatten und sie momentan keine heiße Spur verfolgten.
    »Selbst wenn er nicht der Mörder sein sollte, brauchen wir ihn«, sagte Andresen. »Gut möglich, dass er weiß, was passiert ist.«
    »Wir kriegen ihn. Es dauert nicht mehr lange.«
    Die Tür wurde geöffnet. Julia Winter kam herein.
    »Ich muss Schluss machen«, sagte Andresen. »Wir reden später weiter.«
    »Professor Birnbaum hat eben angerufen. Die Laborergebnisse sind da. Er möchte gern persönlich mit dir darüber reden.«
    »Klang es wichtig?«
    »Ich kenne Birnbaum ja nicht besonders gut, aber für seine Verhältnisse war er regelrecht aufgekratzt.«
    »Okay, danke für die Info. Ich kümmere mich darum.«
    Eine Weile saß Andresen einfach nur da und starrte auf den schwarzen Monitor auf seinem Schreibtisch. Sibius hatte recht, gestand er sich ein. Es gab zu vieles, was ihn beschäftigte. Die Situation mit Ida-Marie und Wiebke belastete ihn und somit auch die Ermittlungen. Er musste dringend für klare Verhältnisse sorgen. Seufzend stand er auf und verließ das Büro.
    Professor Birnbaum schien Andresen schon erwartet zu haben, als er gegen halb elf an dessen Bürotür klopfte.
    »Guten Morgen, Andresen«, begrüßte er ihn. »Gut, dass Sie so schnell kommen konnten. Ich habe einige interessante Neuigkeiten für Sie. Die Laborergebnisse sind da.« Birnbaum wedelte mit einer beigefarbenen Mappe und setzte ein triumphierendes Lächeln auf. »Um es vorwegzunehmen, die Ergebnisse bestätigen meine Annahmen zu einhundert Prozent. Beide Frauen sind durch Fremdeinwirkung verstorben. Genauer gesagt wurden beide ertränkt, nachdem sie zuvor mit Trichlormethan betäubt wurden. Exakt wie ich es gesagt habe.« Birnbaum schaute Andresen über den Rand seiner Brille erwartungsvoll an.
    »Davon bin ich ausgegangen«, sagte Andresen. »Was haben Sie denn Neues zu berichten?«
    »Seien

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