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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Richtung Tür, ehe er sich noch einmal Mehmet zuwandte. »Der Döner war übrigens wie immer eins a.«
    Er ging an der Untertrave entlang und bog in die Mengstraße ein. Es war kurz vor zehn. Der Film im Kommunalen Kino musste gerade zu Ende sein, Menschen strömten auf die Straße. Plötzlich hielt er inne. Im ersten Moment war er sich nicht sicher gewesen, ob er sich nicht täuschte. Aber dann verstand er, es gab absolut keinen Zweifel. Auch Ida-Marie gehörte zu den Kinobesuchern und trat gerade in Begleitung eines ihm fremden Mannes auf die Straße.
    Wer war dieser Kerl an ihrer Seite? Andresen versteckte sich in einem Hauseingang und beobachtete die beiden. Lachend schlenderten sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Richtung Untertrave. Der Mann legte seinen linken Arm um Ida-Marie und hielt mit der rechten Hand schützend einen großen Schirm über sie. Das konnte doch nicht wahr sein. Andresen spürte Eifersucht in sich hochsteigen.
    Langsam, von Hauseingang zu Hauseingang schleichend, verfolgte er die beiden bis zur Hauptstraße. Sie gingen eng umschlungen in Richtung Hubbrücke. Plötzlich verschwanden Ida-Marie und ihr Begleiter in einem Irish Pub. Andresen blieb unschlüssig stehen. Dann überquerte er die Straße und ging vor bis ans Wasser. Noch immer peitschte ihm der Regen ins Gesicht.
    Sein Blick fiel auf die Wallhalbinsel auf der anderen Seite der Trave. Im großen Konferenzsaal der Media Docks brannte noch Licht. Er musste an einen Fall aus dem Vorjahr denken, als er es mit skrupellosen schwedischen Investoren zu tun gehabt hatte, die die Wallhalbinsel aufgekauft hatten und der Stadt um ein Haar schweren wirtschaftlichen Schaden zugefügt hätten.
    Die Live-Musik aus dem Irish Pub drang zu ihm. Er hörte Stimmen feiernder Menschen. Um ihn herum schien die Welt in Ordnung zu sein. Fröhlichkeit allerorten.
    Und was war mit ihm? Er fühlte sich zurückgewiesen, weil er Ida-Marie mit einem anderen Mann sah. Und gleichzeitig meldete sich sein schlechtes Gewissen Wiebke gegenüber. Es war an der Zeit, dass er sich endlich wieder auf das Wesentliche konzentrierte. Die Ermittlungen, der bevorstehende Umzug, genügend Themen, die ihm alles abforderten. Was interessierte ihn da Ida-Marie? Er musste sie endlich aus seinem Kopf bekommen.
    Er stand noch eine Weile einfach da und starrte auf das unruhige Travewasser, ehe er sich abwandte und nach Hause ging. In der festen Hoffnung, dass alles gut werden würde.

12

    Es hatte eine Weile gedauert, aber jetzt war endlich Ruhe. Sie hatte sich lange gewehrt, bis das Chloroform gewirkt hatte. Nun musste er sich beeilen. Wie lange die Wirkung anhielt, konnte er kaum abschätzen.
    Er fuhr langsam los. Die Schutzbleche schepperten auf dem unebenen Untergrund. Die hatte er eigentlich noch festschrauben wollen, aber die Zeit war zu knapp geworden. Er selbst hatte bestimmt, dass die Pause dieses Mal kürzer sein sollte.
    Der Weg war nicht allzu weit. Er fuhr über die Hüxtertorallee bis zum Mühlenteller und bog in den Grünbereich zwischen Krähenteich und Kanaltrave ein. Er musste vorsichtig sein. Niemand durfte ihn sehen oder hören. Zwar waren um diese Uhrzeit kaum mehr Spaziergänger unterwegs, aber man konnte nie wissen. Plötzlich heulte ein Martinshorn auf. Blaulicht flackerte aus Richtung des Mühlentellers durch die Dunkelheit. Kurzzeitig fühlte er Adrenalin durch seinen Körper fließen.
    Er stieg vom Rad und verließ den Weg. Er wusste, wie wichtig es war, nicht überstürzt zu handeln. Erst einmal wollte er die Kontrolle über die Situation gewinnen, so wie er es auch bei den anderen Malen getan hatte. Er suchte Schutz hinter einem der Bäume und legte seine Arme um den dicken Stamm. Da war es wieder, dieses wohlige Empfinden. Hier fühlte er sich sicher und geborgen. Er löste sich aus dem Schatten und schob sein Fahrrad weiter zwischen den Bäumen entlang. Die Nacht war extrem dunkel, der Mond lugte nur ab und zu durch die dichten Wolken.
    Alles war bereitet. Der Weg lag einsam und verlassen da. Das Fahrrad und den Anhänger stellte er hinter einigen Sträuchern ab. Er lauschte noch einmal in die Nacht hinein, dann zog er die Plane, die über den Karren gespannt war, zurück.
    Anfangs hatte er überlegt, eine Taschenlampe mitzunehmen. Doch letztlich hatte er sich dagegen entschieden. Bloß kein unnötiges Risiko eingehen. Dafür hatte er jetzt das Problem, dass er kaum die Hand vor Augen sah. Zum Glück hob sich ihr blasses Gesicht von der

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