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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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all seine Kräfte, um das Ufer zu erreichen. Im Schutz der Uferkante wartete er einen Moment und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war. Dann robbte er an Land, griff sich seine Jacke und lief auf leisen Sohlen zu seinem Fahrrad. Bloß weg von hier.
    Er hatte versagt und trotzdem das Gefühl, dass noch nicht alles verloren war. Sie war nicht die wichtigste Person in seinen Planungen gewesen, sondern lediglich ein Teil des Ganzen. Trotzdem hasste er auch sie abgrundtief. Es würde weitere Gelegenheiten geben, sie aus dem Weg zu schaffen, das wusste er. Schließlich war er auf alles vorbereitet.
    Auf dem Weg zu seinem eigentlichen Ziel, dem Grund seines armseligen und verkorksten Lebens, wollte er weiterkämpfen. Für seine persönliche Rache. Doch in diesem Augenblick zählte nur, dass er so schnell wie möglich von hier flüchten musste.

13

    Andresen saß am Küchentisch und las mit müden Augen die Tageszeitung. Er hatte eine Nacht ohne Schlaf hinter sich. Immer wieder hatte er den gestrigen Abend durchgespielt. Er konnte es einfach nicht verstehen. Was wollte Ida-Marie bloß von diesem Typen? Und weshalb beschäftigte ihn das so sehr?
    Sein Blick blieb auf den Todesanzeigen hängen. Er überflog sie rasch und fand das, was er erwartet hatte. Zwei Traueranzeigen für Katharina Kock. Eine von den Familienangehörigen. Und eine von Eva Matthis. Ganz einfach, ohne Schnörkel. Die Anzeige ließ keinen Schluss auf ihre heimliche Beziehung zu. Oliver Rehm hatte offenbar keine Gelegenheit gehabt, eine Anzeige zu schalten. Katharina Kock wäre wahrscheinlich ohnehin nur die von Eva Matthis wichtig gewesen.
    Eine halbe Stunde später schloss Andresen die Tür seines Büros auf. Als Erstes zog er sich am Automaten einen doppelten Espresso. Er musste dringend einen klaren Kopf bekommen. Auf dem Flur traf er Kregel, der gerade aus dem Fahrstuhl gestiegen war.
    »Moin, Birger. Wie sieht's aus bei dir?«
    »Gut, so weit«, log Andresen. »Was gibt es Neues von Rehm? Habt ihr ihn gefasst?«
    Kregel blickte Andresen verwundert an. »Schon gestern Abend. Weißt du das noch gar nicht?«
    »Ich habe versucht, euch anzurufen, aber keinen erreicht. Wie genau ist es denn gelaufen?«
    »Lass uns in mein Büro gehen«, sagte Kregel. »Dann erzähl ich dir alles.«
    Andresen schlurfte hinter Kregel her und setzte sich in dessen Büro auf den Besucherstuhl. Kregel riss ein Fenster auf und räumte einige Unterlagen von seinem Schreibtisch.
    »Rehm hatte sich im Keller in einem der Nachbarhäuser von Katharina Kocks Wohnung versteckt. Kurz bevor wir zugreifen wollten, hat er sich gestellt. Er war völlig fertig mit den Nerven. Wir haben ihn sofort wieder in die Psychiatrie gebracht. Dort steht er jetzt rund um die Uhr unter Beobachtung.«
    »Hat er noch irgendetwas rausgelassen, das uns weiterhelfen könnte?«
    »Leider nicht«, antwortete Kregel. »Er war kaum noch in der Lage zu sprechen. Wie beim ersten Mal, als er zusammengebrochen ist, nur diesmal noch schlimmer. Allerdings haben wir in seiner Kleidung einige interessante Dinge gefunden.« Kregel holte eine durchsichtige Plastiktüte unter seinem Schreibtisch hervor. »Hier, schau dir das mal an.«
    »Was ist das?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    Andresen nahm die Tüte und holte den Inhalt heraus. Ein Lederportemonnaie und mehrere Fotos. Vor allem die Fotos weckten sein Interesse.
    »Hat er die auch bei sich gehabt?«
    »Ja, in seiner Jackentasche.«
    Andresen nickte und sah sich die Fotos aufmerksam an. Er war nicht allzu überrascht von den Motiven. »Warte einen Moment«, sagte er. »Ich bin gleich wieder da.«
    Hastig sprang er auf und verließ das Büro. Kurz darauf kam er mit zwei Fotoalben unter dem Arm zurück.
    »Hier.« Er knallte sie Kregel auf den Schreibtisch und blickte seinen Kollegen triumphierend an. »Ich weiß, woher Rehm die Fotos hat. Die Alben habe ich in Katharina Kocks Wohnung gefunden. Und rate mal, welche Fotos darin fehlen?«
    Kregel schlug das erste der beiden Alben auf. Er blätterte rasch durch, bis er eine Seite fand, auf der zwei Fotos herausgetrennt worden waren. Auch auf den nächsten Seiten fehlten einige Bilder.
    »Sieh dir mal das andere Album an«, sagte Andresen. »Da sind noch mehr Lücken.«
    Es gelang ihnen, die Fotos, die sie in Rehms Jackentasche gefunden hatten, dem zweiten Album zuzuordnen. Es waren ausschließlich Bilder, auf denen Katharina allein oder zusammen mit Rehm zu sehen war. Sie befanden sich sogar noch in der

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