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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jobst Schlennstedt
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diesem Verrückten doch ebenfalls zum Opfer gefallen, nicht wahr?«
    »Natürlich«, pflichtete ihr Andresen bei. Obwohl er überrascht von der offensiven Gangart der Schulleiterin war, erläuterte er sein Anliegen. »Uns stellt sich aber vor allem die Frage, was die beiden Frauen, die an dieser Schule unterrichtet haben, miteinander verbunden hat.«
    Gisela Sachs musterte ihn kritisch. »Was ist anders an Katharina Kock? Sie passt doch genau in dieses Schema.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Vielleicht ist eine Vertretung nicht mit einer etablierten Vollzeitkraft vergleichbar, aber Katharina war immerhin länger als ein halbes Jahr bei uns.«
    »Moment!« Andresen glaubte, sich verhört zu haben. »Wollen Sie damit sagen, dass …«
    »Ich habe extra noch mal in den Unterlagen nachgeschaut, nachdem Sie bei mir angerufen haben«, unterbrach ihn die Rektorin. »Da gibt es kein Vertun.«
    Das also war die Verbindung, nach der sie gesucht hatten. Andresen schüttelte irritiert den Kopf darüber, wie einfach die Erklärung war.
    »Katharina Kock hat damals an mehreren Grundschulen in Schleswig-Holstein mit Vertretungsjobs ihr Geld verdient«, fuhr Gisela Sachs fort. »Aufgrund der fehlenden pädagogischen Ausbildung wurde sie als gelernte Grafikerin vor allem im Kunstunterricht eingesetzt. Hier an der Blücher-Schule hatte sie für acht Monate die Schwangerschaftsvertretung für eine dritte Klasse übernommen.«
    »War Katharina Kock zur selben Zeit an der Schule wie auch Brigitte Jochimsen und Hanka Weichert?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete die Schulleiterin zögerlich. »Ich werde die Sache aber noch einmal vom Sekretariat überprüfen lassen und Ihnen schnellstmöglich Bescheid geben.«
    »Wie war Katharina Kock als Mensch? Können Sie sie mir etwas beschreiben?«, fragte Andresen.
    »Ich kannte sie kaum, aber das Wenige, woran ich mich erinnere, ist positiv. Sie war ein angenehmer Mensch.«
    Andresen machte sich Notizen. Dann lenkte er das Gespräch auf Brigitte Jochimsen und Hanka Weichert. Doch Gisela Sachs hatte kaum etwas Interessantes über die beiden ehemaligen Lehrerinnen zu berichten.
    »Ist es richtig, dass Brigitte Jochimsen eine eher strenge Lehrerin war?«
    »Ja, das kann man so sagen. Wir hatten gelegentlich Beschwerden von Eltern, die befürchteten, ihre Kinder seien dem Druck von Brigitte nicht gewachsen. Maßlos übertrieben, wenn Sie mich fragen. Manchmal täte es gut, wenn wir noch immer jemanden wie Brigitte im Kollegium hätten.«
    Es überraschte Andresen nicht, dass Gisela Sachs den autoritären Stil von Brigitte Jochimsen verteidigte. Sie schien von einem ähnlichen Schlag zu sein.
    »Wie gut kannten Sie Hanka Weichert?«
    »Weniger gut als Brigitte.«
    »Hatte sie auch Probleme mit den Kindern?«
    »Brigitte hatte keine Probleme mit den Kindern«, korrigierte Gisela Sachs. »Die Kinder hatten ein Problem mit Brigitte. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, Hanka Weichert war anders. Eine ruhige, sachliche Lehrerin. Weder sonderlich beliebt noch verhasst.«
    »Wissen Sie irgendetwas über private Kontakte der drei Frauen untereinander?«
    »Nein.«
    Andresen nickte enttäuscht. Aber er hatte auch so genug gehört. Alle drei Frauen hatten an derselben Grundschule unterrichtet. Höchstwahrscheinlich zur selben Zeit. Das Ganze lag mehr als zehn Jahre zurück. Irgendwann mussten sich die Wege der drei Frauen wieder gekreuzt haben. Der Täter ging nach einem Muster vor, das sie miteinander verband. Noch wusste er nicht, um was für ein Muster es sich handelte. Sie mussten die Vergangenheit aufrollen, so viel stand fest. Andresen war sich sicher, dass hier das Motiv für die Gewaltverbrechen lag.
    »Vielen Dank, Frau Sachs. Sie haben uns weitergeholfen.« Andresen reichte ihr die Hand und verabschiedete sich. »Falls Ihnen noch irgendetwas einfällt, dann rufen Sie mich bitte an.«
    Gisela Sachs nickte wohlwollend. Ihre Lippen schienen sich für einen Augenblick zu einem fast freundlichen Lächeln zu verziehen.
    Andresen nahm ein weißes Papier und legte es vor sich auf den Tisch. In großen Lettern schrieb er das Wort »SCHULE« auf das Blatt. Darunter die Namen der drei Frauen. Die Verbindung war endlich da. Jetzt fehlte nur noch das Motiv.
    Ihm fiel wieder ein, dass er bei Eva Matthis vorbeifahren wollte. Er griff zum Hörer und wählte Ida-Maries Nummer.
    »Hast du gerade viel zu tun?«, fragte er.
    »Ich bin dabei, die Ergebnisse aus dem Gespräch mit dem LKA-Beamten

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