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Traveblut

Traveblut

Titel: Traveblut
Autoren: Jobst Schlennstedt
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Zufall sein.«
    »Lohberg hat mich angelogen«, sagte Andresen aufgebracht. »Er hätte mir sagen müssen, dass er Hanka Weichert kennt, als ich ihn auf sie angesprochen habe. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Sie näherten sich vorsichtig der »Perle«, als sie plötzlich zwei Männer in Friesennerzen aus der Dunkelheit auf sich zukommen sahen. Erst im letzten Moment glaubte Andresen zu erkennen, dass es die beiden Männer vom Boot waren, mit denen Hanka Weichert zusammengesessen hatte. Piet und Dieter Lohberg.
    Er wandte sich ab, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnten. Die beiden gingen schweigend an ihnen vorbei und verschwanden hinter einer der Imbissbuden.
    »Waren sie das?«, flüsterte Kregel.
    »Ich glaube«, antwortete Andresen leise.
    »Lass uns weitergehen, bis sie außer Reichweite sind.« Kregel blickte auf seine Uhr. »Das Treffen soll in einer halben Stunde stattfinden. Etwas Zeit haben wir also noch.«
    »Welches Treffen überhaupt?«, fragte Andresen.
    »Wir sind im Zuge der Ermittlungen gegen die Bandidos darauf gestoßen. Lohberg und sein Sohn haben sie offenbar um Hilfe im Kampf gegen die Osteuropäer gebeten. Heute Abend sollen sie sich hier treffen.«
    Andresen schüttelte den Kopf. Was sollten diese Rocker mit den Morden an Brigitte Jochimsen und Katharina Kock zu tun haben?
    Sie betraten einen der Holzstege und gingen bis ganz nach vorn. Von hier aus war der Hafen in ganzer Breite einzusehen. Wieder einmal legte eines der großen Fährschiffe vom Skandinavienkai ab und fuhr die Trave hinab in Richtung offenes Meer. Da war es erneut, dieses geheimnisvolle Stampfen und Dröhnen der Schiffsmotoren.
    »Es brennt kein Licht auf dem Kahn«, sagte Kregel. »Ich schlage vor, wir schauen uns die ›Perle‹ mal etwas genauer an. Mal sehen, was wir finden.«
    Andresen nickte wortlos. Sie gingen zurück an Land und schlichen in Richtung des Bootes. Die Dunkelheit gab ihnen den nötigen Schutz, verhinderte jedoch zugleich, dass sie Details ihrer Umgebung erkennen konnten. Sie sprangen auf die »Perle« und kletterten auf das Dach des Restaurants ›Zum Möwenschiet‹. Die Außenverkleidung deutete darauf hin, dass es seine besten Zeiten längst hinter sich hatte.
    Kregel kroch auf allen vieren zur Mitte des Aufbaus, wo sich eine Luke befand, die halb geöffnet war. Andresen tat es ihm gleich. Dann zwängte sich Kregel durch die Luke und schwang sich ins Innere des Bootes. Andresen folgte ihm so leise wie möglich. Während er hinunterkletterte, zog er die Luke hinter sich zu.
    Im Innern der »Perle« roch es unangenehm. Kalter Zigarettenqualm und der Geruch von Bier und Schnaps hingen in der Luft. Sie gingen weiter in Richtung Vorschiff. Irgendwo hier hatten Hanka Weichert und die zwei Männer gesessen, während Andresen sie beobachtet hatte. Da war das kleine Fenster, er erkannte es sofort wieder. Und da der Tisch. Er war übersät mit Papieren und Aufzeichnungen. Auch einige Bücher lagen verstreut herum.
    Sie setzten sich und blätterten die Unterlagen rasch durch. Es handelte sich um Schiffsbaupläne und Informationen zum Stabilitätsverhalten von Schiffen in Ausnahmesituationen. Auch einige handschriftliche Notizen lagen dazwischen.
    »Ich habe dir doch von dem Schiff erzählt, das hier im Fischereihafen vor einiger Zeit gekentert ist.«
    »Was ist damit?«
    »Es war das Schiff eines polnischen Fischers, der erst vor ein paar Monaten hierhergekommen ist und seine Fischbratbude aufgemacht hat. Auf den Zeichnungen hier ist dieses Schiff zu sehen.«
    Andresen blickte Kregel fragend an.
    »Schau selbst«, sagte Kregel und reichte ihm die Zeichnung. »Siehst du die Markierungen? An einer dieser Stellen wurde das Schiff beschädigt, damit Wasser einlaufen konnte. Ich habe den Vorfall heute noch einmal überprüft, das war kein Unfall.«
    »Du meinst also, dass …«
    »Genau das meine ich. Lohberg und sein Sohn haben auf diese Weise einen ihrer Konkurrenten aus dem Weg geräumt. Mit Hilfe der Bandidos.«
    »Hast du Beweise dafür?«
    Kregel schüttelte den Kopf.
    »Und der Überfall auf Hanka Weichert? Sollen das etwa diese Osteuropäer gewesen sein? Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Die Parallelen zu den beiden anderen Mordfällen sind offensichtlich. Und mit denen hatten diese Typen doch wohl nichts zu tun, oder?«
    »Wenn ich das wüsste, bräuchten wir hier nicht herumzuschleichen«, antwortete Kregel. »Es kann genauso gut sein, dass wir es mit zwei verschiedenen Fällen zu tun
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