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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Falsches sage, kommen sie zu Schaden.«
    »Das ist nicht auszuschließen. Die Zukunft liegt nicht in unserer Hand.«
    »Was ist mit den Göttern? Wir sind in der Goldenen Stadt. Sollten sie uns nicht erscheinen und uns verraten, was zu tun ist?«
    »Ich habe sie gesucht, als ich zum ersten Mal herkam. Ich habe die Schluchten und die Berge erforscht. Ich habe diese Türme abgeklopft, um nach Einstiegspunkten und geheimen Räumen zu suchen. Hier ist nichts versteckt, Gabriel. Das Licht, das dieses Universum erschaffen hat, wird für immer strahlen, aber die Götter sind verschwunden.«

    »Was ist passiert?«
    »Sie haben keine Botschaft und keine Erklärung hinterlassen. Ich habe eine eigene Hypothese aufgestellt. Ihr Verschwinden ist eine Chance.«
    »Dann ist niemand hier?«
    »Wenn die Götter die Bühne verlassen haben, sind nur noch wir zwei übrig.« Matthew ging einen Schritt auf seinen Sohn zu. »Wer bist du, Gabriel? In was für einer Welt möchtest du leben? Ich werde dir nicht sagen, was du glauben sollst. Ich kann nichts für dich tun, als dich weiter anzuleiten und dafür zu sorgen, dass du dich nicht von deiner eigenen Vision abwendest.«

NEUNUNDZWANZIG
    M aya lag auf dem Bett in Hollis Wilsons gemietetem Zimmer in Camden, knabberte Kekse und starrte die Risse an der Decke an. Wie ein Automechaniker, der einen Rennwagen überprüft, streckte sie ihre Glieder und legte in Gedanken eine Liste ihrer momentanen Stärken und Schwächen an.
    Sie hatte Reklame mit schwangeren Frauen gesehen, die von Vitaminen bis Bankkrediten für alles warben. Sie hatte einen verregneten Nachmittag damit verbracht, sich in der Nationalgalerie Renaissancegemälde von der schwangeren Jungfrau Maria anzusehen. Inzwischen wusste sie, dass alle Maler und Fotografen irrten; sie verspürte wenig Lust darauf, mit an den Bauch gelegten Händen und geheimnisvollem Lächeln in der Gegend herumzustehen. Ihre Müdigkeit war verflogen, und ihre Verletzung hatte endlich zu heilen begonnen. Sie fühlte sich stark, aggressiv und kampfbereit.
    Ihr Handy klingelte, und sie hob es vom Boden auf. »Guten Morgen«, sagte Simon Lumbroso. »Erinnern Sie sich an das Paket, das wir im Bahnhof Euston verloren haben?«
    »Haben Sie neue Informationen?«
    »Anscheinend haben unsere jungen Freunde es aufgespürt. Sie möchten eine Verkaufsveranstaltung in ihren Büroräumen abhalten. Käme Ihnen zwölf Uhr mittags gelegen?«
    »Ich werde dort sein«, sagte Maya und schaltete das Handy aus.
    Mit den »jungen Freunden« meinte Simon Jugger und die anderen Free Runner. Die »Büroräume« war das Apartment
in Chiswick, und das »Paket« war natürlich Alice. Maya fragte sich, ob das Mädchen noch am Leben war. Ein Kind in aller Öffentlichkeit zu ermorden, hätte die Polizei und die Medien auf den Plan gerufen; es war viel besser, das Kind im Zug abzufangen. Die Tabula würden es an einem geheimen Ort verhören  – und exekutieren.
    Maya zog sich an, aß eine Schüssel Cornflakes mit kalter Milch und fragte sich, wie sie Linden das Problem schildern könnte. An diesem Morgen war sie unkonzentriert, und ihre Gedanken wanderten in alle möglichen qualvollen Richtungen ab. Der Umstand, dass die Tabula das kleine Mädchen in ihre Gewalt gebracht hatten, erinnerte Maya an ihre eigene Gefangenschaft in der Ersten Sphäre. Wieder konnte sie die Gasflammen zucken sehen, die Wölfe mit ihren Knüppeln und Speeren, und Pickerings Leiche, die an einem Strick baumelte. Kann das Baby es fühlen?, fragte sie sich. Haben sich diese Erinnerungen in meinem Körper festgesetzt?
    Linden interessierte sich für nichts, das nicht unmittelbar mit dem Traveler zu tun hatte. Sie wusste, was der Harlequin sagen würde, wenn sie ihm von Alice Chen berichtete. Das Kind war entweder tot – oder unwichtig. Logisch war, diesen Menschen zu vergessen und weiterzumachen.
    Aber Gabriel hatte ihr eine andere Sicht auf die Realität vermittelt. Das Logische war nicht immer fair, richtig oder unvermeidlich. Die Tabula zu bekämpfen war alles andere als logisch, und doch schlossen sich in der ganzen Welt Menschen dem Widerstand an. Und was war mit dem Kind, das in ihr wuchs? War es auch nur ansatzweise logisch, ein neues Leben in diese chaotische Welt zu setzen? Sie durfte es nicht behalten, sollte es nicht behalten, konnte es auf keinen Fall behalten. Aber ja, dachte sie. Ja. Ich werde es trotzdem behalten.
    Mit dem Schwertköcher auf dem Rücken schlenderte sie zum Trommelladen am Camden

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