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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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Bibliothek auftauchte, stürzte Pickering sich auf den Neuankömmling, erzählte ihm von seinem cleveren Plan und beklagte den Umstand, seine Belohnung immer noch nicht erhalten zu haben. Er ermunterte die Wölfe, sich in den Lesesaal zu stellen und die Säule mit Ziegeln und Betonbrocken zu bewerfen. Maya zog sich in den Schutz des Kartenraums zurück; wann immer ein Geschoss gegen die Metalltür knallte, grölten die Männer wie Fußballfans beim Torjubel.
    Sie ruhte sich gerade im Kartenraum aus, als etwas Schweres auf die Plattform aufschlug. Sie spähte durch den Türspalt und sah, dass die Wölfe vom Boden des Lesesaals aus ein Stück Geländer auf die Säule niedergelassen hatten. Ein bärtiger, mit einer zwei Meter langen Pike bewaffneter Mann betrat die provisorische Brücke und schob sich langsam vorwärts. Zum Schutz von Gesicht und Oberkörper hatte er sich ein verrußtes, löchriges Metallblech umgebunden. Bei jedem Schritt klapperte seine Behelfsrüstung laut.
    Maya schlenderte aus dem Kartenraum bis an die Plattformkante, ohne ihr Schwert zu ziehen. Der Mann mit der Blechmaske stieß Drohrufe aus und stocherte mit der Pike in Mayas Richtung. Er trat einen Schritt vor und wankte ein bisschen, während Maya ihm in die Augen starrte. Als er ihren Angriffsradius erreicht hatte, täuschte sie eine Bewegung nach rechts an, duckte sich, packte die Spitze der Pike und verdrehte sie so, dass der große Mann das Gleichgewicht verlor und von der Brücke fiel. Während seines Sturzes aus zwanzig Metern Höhe blieben ihm noch einige Sekunden, um laut zu schreien. Die im Lesesaal versammelten Wölfe hörten zu jubeln auf, was Maya zutiefst erfreute. Sie versetzte dem Metallgeländer einen Tritt, und es rutschte von der Säule und landete mit lautem Krachen auf dem Boden.

    Niemand auf der Insel kümmerte sich um die Bestattung der Toten. Die Leiche des Mannes blieb mit nach unten gekehrtem Gesicht auf einem Haufen verkohlter Dielenbretter liegen. Die Demonstration ihrer Wehrhaftigkeit schien Mayas Gegner für eine Weile von weiteren Angriffen abzuhalten; dann entwickelten sie einen noch ehrgeizigeren Plan. In der Bibliothek war ein neuer Anführer aufgetaucht, ein älterer Mann mit blonder Damenperücke. Seine dünne, näselnde Stimme drang bis in den letzten Winkel.
    Aus verrußten Holzlatten, die sie aus den Ruinen zusammengeklaubt hatten, errichteten die Wölfe drei Türme. Die Männer verwendeten viel Zeit darauf, die angebrannten Enden von Deckenbalken abzusägen und verbogene Nägel mit dem Hammer gerade zu klopfen. Die Türme waren plumpe, von Streben und Stützpfeilern aufrecht gehaltene Gebilde. Aber sie wuchsen langsam in die Höhe, bis sie sich bis auf drei Meter von unten an Mayas Warte herangeschoben hatten. Die Wölfe setzten eine flache Standfläche auf jeden Turm und machten sich anschließend daran, Leitern zu bauen.
    Eine zweite Gruppe schleppte Steine und Ziegel in den Lesesaal, die sie zu einem kleinen Berg anhäuften. Es war nicht schwer, den Angriffsplan zu durchschauen: Die Steinewerfer würden Maya in den Kartenraum treiben, während drei Entertrupps über Leitern auf die Plattform kletterten. Müde und teilnahmslos saß Maya, das Schwert auf den Knien, auf dem gekachelten Boden und beobachtete die Vorbereitungen.
    Als die Leitern fertig und genug Steine gesammelt waren, trugen die Wölfe das abgerissene Geländerstück in den Lesesaal hinauf und verstärkten das Metallgitter mit Holzlatten, um eine schmale Brücke zu bauen. Mit Seilen ließen sie die Brücke auf die Säule hinunter, aber diesmal trat Maya nicht dagegen. Falls die Wölfe kämpfen wollten, wäre sie bereit.
    Der Mann mit der Perücke betrat den Lesesaal. Er trug einen
weiten, schwarzen Umhang, der ihm bis auf die Stiefelspitzen fiel. Maya fragte sich, ob es sich bei dem Kostüm um eine Art Priestertracht handelte, aber sie begriff den Aufzug, sobald der Mann die Brücke betreten hatte. Mit der Perücke und der schwarzen Robe sah er wie die Karikatur eines britischen Richters aus.
    »Einige meiner Männer halten Sie für einen Dämon«, sagte er. »Aber nun, da ich einen genaueren Blick auf Sie werfen kann, sehe ich weder Hörner auf Ihrer Stirn noch kleine Flügel auf Ihrem Rücken.«
    Maya schwieg. Der Mann tat einen Schritt nach vorn und rückte sich die Perücke zurecht. »Ich bin der Richter, der neue Herrscher über diese Insel. Ich danke Ihnen dafür, den Verwalter getötet zu haben. Damit haben sich zahlreiche Probleme

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