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Traveler - das Finale

Traveler - das Finale

Titel: Traveler - das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag <München>
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freuten. Als er Maya im Türrahmen entdeckte, lächelte er, sagte aber nichts, bis Jugger und seine Freunde den Raum verlassen hatten.
    »Wo ist Linden?«
    »Ich habe das Kommando übernommen. Er ist für ein paar Tage in Paris.«
    »Gut. Einmal hat er mir erzählt, es fehle ihm sehr, die Leute auf der Straße Französisch reden zu hören.«
    Gabriel zog ein Prepaid-Handy aus der Hosentasche und rief Winston Abosa an. Während er sprach, versuchte Maya, ihre Gefühle zu analysieren. Sie liebte ihn immer noch. Aber wenn sie ihn beschützen wollte, durfte sie ihm ihre Gefühle nicht offenbaren. Sie konzentrierte sich auf die Wunde und verlagerte ihr gesamtes Körpergewicht auf das verletzte Bein, um den Schmerz zu verstärken. Als das Brennen einsetzte, hob sie den Kopf und sah dem Traveler mit an Feindseligkeit grenzender Kälte ins Gesicht.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Es geht mir schon besser.«
    »Gut. Wir sollten uns hinsetzen und über alles sprechen, was in der Ersten Sphäre passiert ist.«
    »Ich möchte das nicht.«
    »Es war für uns beide keine leichte Erfahrung.«
    »In der Nacht träumen wir schlecht, aber wir sollten nicht unsere Tage mit Nachdenken vergeuden.«
    »Das war kein Traum, Maya! Die Sphären erscheinen uns nur deswegen so real, weil sie es sind.«
    »Es ist an der Zeit, sich um die aktuellen Probleme zu kümmern. Warum hast du Winston angerufen?«
    »Er holt uns mit dem Lieferwagen ab und bringt uns nach Bloomsbury. Wir müssen eine Möglichkeit finden, innerhalb der Gruppe ungestört zu kommunizieren. Sebastian hat Kontakt zu einem Computerspezialisten aufgenommen, der sich der ›Nachtfalke‹ nennt.«

    »Wie lautet sein richtiger Name?«
    »Das weiß keiner. Er hat sich erst nach wochenlangen Verhandlungen bereiterklärt, uns zu treffen. Sebastian dachte, er kommt aus Osteuropa, aber wie sich herausgestellt hat, lebt er in London.«
    »Hat Sebastian ihn je gesehen?«
    Gabriel schüttelte den Kopf. »Ich habe nur eine Zimmernummer im Studentenwohnheim neben den Coram’s Fields.«
    »Vielleicht ist es eine Falle.«
    »Deswegen wirst du mich begleiten.«
     
    Auf der Fahrt nach Bloomsbury erfuhr Maya alles über den Nachtfalken. Seit über zehn Jahren geisterte er durchs Internet; er hatte mit einem Einbruch ins Computersystem des Weißen Hauses von sich reden gemacht. Von dieser Glanztat des Nachtfalken hatte selbst Maya gehört. Vor zwei Jahren war dann am ersten April das »Kätzchenvirus« losgelassen worden, das Millionen Computer auf der ganzen Welt befallen und dazu gezwungen hatte, ein Musikvideo mit tanzenden Katzen abzuspielen.
    Winston setzte sie nahe dem British Museum an der Südseite des Russell Square ab. Maya kannte die Gegend und führte Gabriel durch die Grünanlage, in deren Mitte ein Brunnen stand. Vor ihnen erhob sich das Hotel Russell, dessen Kupfertürme und Ziegelschornsteine bis über die Wipfel der Birken ragten. Sie kamen an einem Parkcafé vorbei, erreichten die Nordseite der Grünanlage und überquerten die Straße. Vor dem Hotel und dem Eingang zur U-Bahn-Station Russell Square standen Studenten mit Rucksäcken und Büchertaschen in kleinen Grüppchen plaudernd zusammen. Maya legte eine Hand auf die Waffe in der Tennistasche, als sie in die Bernard Street einbogen und sich Coram’s Fields näherten.

    Früher hatte sich auf den Fields ein Krankenhaus für Findelkinder befunden; die Mütter hatten ihr Baby in den großen Korb vor dem Eingang gelegt. Fast immer hatte man dem Kind eine Münze oder ein Medaillon an den Arm gebunden oder ins Haar geflochten zum Zeichen der Hoffnung, es möge eines Tages wieder mit seiner Mutter vereint sein. In den Zwanzigerjahren war das Krankenhaus abgerissen worden, und heute erstreckte sich ein weitläufiger Spielplatz über den Knochen der Waisen, die hier gestorben waren.
    Als sie Brunswick Square erreicht hatten, schaute Maya sich um und entdeckte die kleinen weißen Häuschen, in denen früher der Streichelzoo und der Kindergarten untergebracht waren. Die Fields hatten nur einen einzigen Eingang, und das ganze Gelände wurde von einem hohen, schwarzen Zaun umschlossen, dessen Pfähle emporragten wie Speerspitzen. Maya warf einen Blick hindurch und sah drei kleine Mädchen, die Seifenblasen nachjagten.
    »Coram’s Fields«, sagte sie zu Gabriel. »Früher kam ich oft mit meiner Mutter her.«
    »Möchtest du hineingehen? Wir haben noch jede Menge Zeit.«
    »Es gibt hier eine Vorschrift – Erwachsene dürfen das

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