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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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der Badematte und eilte hinüber in mein Zimmer.
    »Da ist mir egal.« Auch ich beeilte mich, aus der Wanne zu kommen. Wickelte mir ein Handtuch um und rannte ihm nach, nasse Fußabdrücke auf dem Teppichboden zurücklassend.
    »Jana, ich habe vermutlich ein Verfahren vom Staatsschutz am Hals. Dann noch etliche Anzeigen wegen Schwarzfahren und Hausfriedensbruch.« Len war schon in der Unterhose und zog sich hektisch seine übrigen Sachen an. »Ich bin bereits auf Bewährung. Wenn die demnächst den Sack zumachen, dann fahre ich für lange Zeit ein. Aber das will ich nicht, also bleibt mir nur, vorher abzutauchen. Ich warte nur noch den richtigen Moment ab. Verstehst du? Ich habe keine Zukunft mehr. Du schon. Bitte, du sollst nicht so enden wie Ella oder Michi. Die wollten anfangs auch nur mal bei uns mitabhängen, fanden die Szene cool und stecken jetzt selbst mit drin.«
    »Len, mein Vater kennt einen Richter, es gibt Anwälte.«
    »Träum weiter.«
    »Aber warum nicht? Warum willst du es nicht versuchen?«, flehte ich.
    »Weil ich nicht kann!«, rief er gequält. »Ich kann nicht. Ich kann nicht hierbleiben, ich kann nicht zurück, ich kann nicht zu meinen Eltern, meiner Schwester, es geht nicht mehr!«
    »Aber warum?«
    »Weil es vorbei ist. Ganz einfach. Weil es nicht mehr geht.«
    »Len, bitte!«
    »Glaub mir, Jana. Es geht einfach nicht. Ich würde es dir zuliebe versuchen. Aber das würde alles nur noch schlimmer machen.« Während ich noch mit dem Handtuch kämpfte, war Len bereits angezogen. Er schlüpfte in seine abgetragenen Stiefel.
    »Bitte, such mich nicht wieder.«
    »Len!«, heulte ich. »Du darfst jetzt nicht gehen!«
    »Doch!« Len sah mich hart an. »Versuch, mich zu hassen.«
    »Nein! Nein!«, schrie ich wieder und wieder, während ich ihn die Treppe hinunterpoltern hörte, dann ging unten die Tür.
    Noch immer nur in mein Handtuch gewickelt, sackte ich auf meine Knie. Begann, auf den hellgrünen Teppichboden zu trommeln, und konnte nicht aufhören mit Schreien.

Kapitel 9
    Z ehn Minuten später hatte ich mich wieder so weit im Griff, dass ich das Badezimmer aufräumen konnte, und dann habe ich mich ans Klavier gesetzt und habe losgespielt. Einfach improvisiert. Das half mir normalerweise, besser konnte ich mich nicht runterbringen.
    Doch dann stand plötzlich meine Mutter hinter mir in meinem Zimmer. »Jana, wir müssen reden!«, begann sie.
    »Ist was?«, antwortete ich, während ich den Deckel des Klaviers schloss, mich jedoch nicht umdrehte.
    »Das geht so nicht!«
    »Was denn?«
    »Jana, wir sind nicht blöd!«
    »Wieso, ich…« Ich drehte mich und sah sie unschuldig an, ich hatte beschlossen, auf unwissend zu machen, vielleicht wollte sie ja doch über etwas ganz anderes sprechen als von mir befürchtet.
    »Du bist zwar siebzehn Jahre, aber…« Meine Mutter stockte, strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und gab sich einen Ruck. »Aber du kannst nicht einfach jemanden über Nacht mitbringen, ohne uns zu fragen. Im Badezimmer war die Klobrille oben.«
    »Tut mir leid.« Mist, das hatte ich beim Saubermachen offenbar übersehen.
    »Ist das alles?«, fragte sie ungläubig. »Jana, das, das… Wer war das überhaupt?«
    »Jemand, den ich kennengelernt habe.«
    »Jemand, den du kennengelernt hast?« Sie wurde laut und ihre Stimme ungewohnt hysterisch. »Was soll ich mir darunter vorstellen. Kannst du mir das bitte erklären?«
    »Nein.«
    »Wie, nein.«
    »Das ist meine Privatangelegenheit.«
    »Jana…« Für einen Moment dachte ich, sie würde anfangen zu brüllen, doch sie bekam sich wieder in den Griff, schluckte und sagte auf merkwürdig kontrollierte Art: »Okay, du bist siebzehn und dein Vater und ich vertrauen dir. Aber dennoch sind wir deine Eltern. Somit für dich verantwortlich. Jana, würdest du jetzt bitte sagen, was los ist. War das jemand aus der Schule?«
    »Nein.«
    »Dann jemand aus dem Verein?«, fragte sie voller Hoffnung in der Stimme.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf und wollte sie nicht weiter quälen. »Len hat hier geschlafen.«
    »Len?«
    »Ein Junge, den ich kenne.«
    »Aha.«
    »Wir waren gestern zusammen im Kino.«
    »Ach ja, das Kino gestern. Du und Len also!« Meine Mutter klang erleichtert. »Und, kennt ihr euch schon lange?«
    »Geht so. Ein paar Wochen.«
    »Du hast nie von einem Len erzählt. Kenne ich ihn?«
    »Nein.«
    »Was macht er so, wie seid ihr euch begegnet?«
    »Ist ’ne lange Geschichte.«
    »Wie ist er so, nett?« Sie kicherte nervös. »Was

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