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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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uns ein.
    »Und für deine Eltern ist das echt okay, wenn ich hier penne?«
    »Logisch, ist doch mein Bett«, versuchte ich, auf cool zu machen. »Und du bist auch nicht der erste Kerl, den ich mitbringe.«
    »Gut.«
    »Also dann, prost!« Ich setzte mich neben ihn und reichte ihm ein Glas.
    »Wohlsein.«
    »Und? Schmeckt er?«
    »Okay.«
    »Tja, das ist mein Zimmer.« Ich suchte seinen Blick, wollte unbedingt wieder an die Stimmung von vorhin anknüpfen. »Ist ganz okay, meine Eltern arbeiten ja beide, sind also meistens weg. Doch wenn ich mit der Schule fertig bin, dann ziehe ich aus. Eine WG oder so. So auf Dauer ist mir das zu eng.«
    »Hmm.«
    »Also…« Ich rückte etwas näher zu ihm. »Len…« Ich stockte. Auf einmal war ich total unsicher. War ich verrückt? Ich kannte ihn doch gar nicht. Fragen nach ihm hatte er abgeblockt. Ihm von mir zu erzählen, war peinlich, die ganze Situation war plötzlich peinlich. Was versuchte ich hier eigentlich, fragte ich mich. Wie konnte das sein, dass ich unbedingt mit diesem, mir im Grunde doch wildfremden Jungen knutschen wollte. Dass ich ihn berühren wollte und von ihm berührt werden wollte. Das war doch gar nicht ich, nicht Jana. Jana war vernünftig, Jana war reserviert, Jana verknallte sich nicht einfach so. Und vor allem, Jana ließ es langsam angehen.
    Doch da war diese Lust, diese unbändige Begierde, die mich alle Prinzipien über Bord werfen ließ. Ich wollte ihn. Hier und heute, jetzt und auf ewig.
    »Das ist nicht gut…«, seufzte Len, beugte sich zu mir herüber und umarmte mich.
    »Gar nicht gut…«, flüsterte ich und glitt mit meinen Händen seinen Rücken hinunter und unter das Sweatshirt. Seine Haut war weich und warm, ich konnte die Rippen ertasten, die einzelnen Muskelstränge. Er fühlte sich einfach gut an.
    »Warte, ich helfe dir.«
    So schnell waren vermutlich noch nie zuvor zwei Menschen ausgezogen.
    »Licht an oder aus«, fragte Len.
    »Aus«, sagte ich.
    Nackt, wie er war, sprang er ungeniert aus dem Bett, war mit zwei Sätzen am Lichtschalter und Sekunden später wieder bei mir unter der Decke.
    »Bequem, dein Bett.«
    »Kondome sind in der obersten Schublade…«
    Rein theoretisch gesehen war das mein erster Spontansex, überlegte ich später. Eine One-Night-Stand war es definitiv nicht, Len und ich hatten Zukunft, aber es war auch kein Beziehungssex. Len und ich waren noch weit davon entfernt, ein Paar zu sein. Dennoch war es großartig gewesen. Nicht zu vergleichen mit dem Herumgemache mit Ole.
    Das mit Len war atemberaubend gewesen. Len lag neben mir und schlief, ich dagegen war hellwach. An Schlaf auch nur zu denken, war völlig ausgeschlossen. In meinem Kopf brodelte es, mein Körper hatte noch immer dieses eigenartige Vibrieren, ich stand wie unter Strom.
    Das war der Hammer gewesen. Len war der Hammer gewesen, ja ich selbst war der Hammer gewesen. Das gerade war vermutlich gar nicht ich gewesen, diese Frau von eben konnte nicht Jana sein. So war ich nicht.
    Ich drehte mich Len zu, betrachtete in dem wenigen Licht, das von der Straßenlaterne draußen hereinfiel, seinen auf meinem Kissen liegenden Kopf. Er sah entspannt aus, fast war da ein Lächeln um seinen Mund. Der blonde Iro war platt gedrückt, er atmete ruhig und gleichmäßig.
    Und wieder überfiel mich dieses wahnsinnige übermächtige Gefühl für ihn, am liebsten hätte ich ihn geweckt. Ich war versucht, ihn zu küssen, sanft, heimlich, nicht wirklich mit der Absicht, ihn aufzuwecken, und doch überglücklich, wenn aus Versehen genau dies passieren würde.
    Doch ich schaffte es, mich zu beherrschen, kuschelte mich stattdessen an ihn, genoss seine Wärme, seine Nähe. Das Grübeln hörte auf, die Zweifel verschwanden, ich hörte auf zu denken. War nur noch einfach hier, glücklich und schlief ein.
    Irgendwann hörte ich meine Eltern zu Bett gehen, Geräusche im Badezimmer. Ich sah auf den Wecker. Es war kurz vor drei Uhr. Offenbar hatte mein Vater mal wieder nicht die Kurve bekommen.
    Am nächsten Morgen wurde ich wach davon, dass jemand an meine Tür klopfte.
    »Jana, alles okay?«
    »Ja, Mama!«, antwortete ich schlaftrunken. Neben mir wurde auch Len wach.
    »Warum hast du abgeschlossen?« Die Türklinke wurde mehrfach gedrückt.
    »Ja, also ich…«, stammelte ich.
    »Papa und ich müssen los! Tschüss. Wir sind schon viel zu spät. Scheißfernsehen…« Die Stimme entfernte sich, kurze Zeit später hörte ich die Eingangstür in Schloss fallen.
    »Guten Morgen!« Ich

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