Treffpunkt Irgendwo
rosa Schaum, es roch nach Lavendel. Sein Kopf war knallrot, offenbar hatte er das Wasser sehr heiß einlaufen lassen.
»Hier was zur Abkühlung!« Ich streckte ihm die Flasche entgegen, während ich mich auf einen kleinen dunkelblauen Hocker zwischen Wanne und Waschbecken setzte.
»Du badest echt gerne, was?«
»Ich liebe es.« Len hatte ein Lächeln im Gesicht, das ich so noch nie bei ihm gesehen hatte. Ein inneres Leuchten ging von ihm aus, wie er da so lag, ich hätte ihn am liebsten fest in den Arm genommen und nie mehr losgelassen. Noch nie hatte ich jemanden so begehrt.
»Der Norden ist nichts für mich. Jemand wie ich, der müsste im Süden leben. Warm, Wasser…«
Len nahm einen Schluck von dem Bier, dann tauchte er ab, sodass nur noch die Hand mit der grünen Flasche aus dem Wasser ragte. Prustend tauchte er wieder auf.
»Soll ich mal sehen, ob ich in einem der Schränke frische Bettwäsche finde?«, fragte ich scheinbar hilfsbereit.
»Ich wollte vorne auf dem Sofa pennen. Das Bett…« Len stockte.
»Das ist schon in Ordnung. Der Mann ist im Krankenhaus gestorben. Hat zumindest Mia erzählt.«
»Trotzdem, ich… also das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich schlafe nicht so gerne in fremden Betten.« Len wuschelte sich durch den nassen Iro. »Sofa, Matratzen, Parkbank, alles okay, aber in einem richtigen Bett, da…«
»Bei mir hat dich das aber nicht gestört«, unterbrach ich ihn.
»Das war was anderes, das war dein Bett«, war seine Antwort. Ich warf einen Blick hinüber zum Spiegel. Er war noch immer beschlagen, doch ich wusste auch so, dass ich ein total bescheuertes Grinsen im Gesicht hatte.
»Ist irgendwie alles schon komisch, oder?«, sagte Len nach einer Weile. In seinen warmen klaren Augen hätte ich versinken können.
»Ach, was soll’s!«, antwortete ich. »Ist eben so. Genieße den Augenblick.«
»Tja… recht hast du, ach, was soll’s…« Len tauchte erneut ab. Als er wieder auftauchte, sagte ich: »Dann werde ich mal nach Laken und so sehen.«
»Okay.«
Ich fand Bettwäsche im Schrank, und als Len wenig später nackt aus dem Bad kam, wartete ich bereits, ebenfalls nackt, auf dem frisch bezogenen Sofa unter der Decke auf ihn.
»Ich hab bereits vorgewärmt.«
»Jana, du bist der Knaller!«
»Einen Knall habe ich sicher!« Ein Teil von mir beobachtete mich selbst und erkannte die Jana aus Marienfelde fast nicht wieder. Aber gleichzeitig fühlte ich mich bei Len sehr wohl und vertraute ihm vollkommen.
»Einfach so liegen bleiben, nie aufstehen, immer so bleiben…«, nuschelte ich irgendwann, während ich liebestrunken und glücklich an seinem Hals knabberte und mit der linken Hand seinen Bauchnabel erkundete. Wenn es möglich gewesen wäre, dann wäre ich gerne in ihn hineingekrochen.
»Ja, geht mir auch so.«
»Dann machen wir es doch einfach«, schlug ich vor. »Warum nicht.«
Jemand anderes hätte nun vermutlich erklärt, warum das nicht ginge, Len aber sagte einfach nur: »Okay.«
Er gab mir einen Kuss auf die Nase und wir blieben liegen.
Draußen war es inzwischen schon längst Abend, mein Handy hatte auch schon mehrfach geläutet, aber Len und ich lagen immer noch auf dem Sofa von Herrn Schultze. Wir sprachen kaum, und wenn, dann waren das Sätze und Worte, die für jemand anderen vermutlich keinen Sinn ergeben hätten. Was aber Sinn ergab, das war die Sprache unserer Körper. Wir waren wie zwei Magneten, wir kamen einfach nicht voneinander los. Es gab keine Pause, es gab kein Draußen, die Welt war weit, weit weg. Es gab nur uns.
Ich weiß nicht, wann ich eingeschlafen bin, ob ich lange oder überhaupt geschlafen habe, aber irgendwann machte ich die Augen auf und war wach. Doppelt wach. Ich sah die fremde Wohnung, dachte an meine Eltern, die Schule, daran, wie es weitergehen würde. Ich versuchte, mich zu überlisten, indem ich die Augen schloss, versuchte, unseren Traum weiterzuträumen, aber es ging nicht mehr. Die Nacht war vorbei, die Wirklichkeit hatte uns wieder. Diese Erkenntnis tat so weh, dass ich zu heulen begann.
Mein hilfloses Schluchzen weckte Len auf, er sagte nichts, verstand aber alles, zog mich zu sich rüber und nahm mich fest in den Arm. Er hielt mich lange und irgendwann war es vorbei.
»Danke«, flüsterte ich, während ich mich aus seiner Umklammerung befreite.
»Wofür?«
»Dass du da bist.«
»Du musst los, nicht?«
»Eigentlich habe ich Schule«, antwortete ich ausweichend und wischte die Tränen weg.
»Jana, das geht so
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