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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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mit einem zufriedenen Grinsen den Löffel ab.
    »Jana, das war echt gut.«
    »Gefällt es dir hier?«
    »Joh.« Len lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ehrlich gesagt, ich hatte schon auf dich gewartet.«
    »Hast du?«, freute ich mich.
    »Ein paar Nächte war ich in der Pfarrstraße, so ein Haus für Straßenkinder, aber da nerven die Leute. Die sind okay, bemüht, aber eben Sozialpädagogen.« Len legte die Hände hinter den Kopf und sah plötzlich müde und alt aus. »Draußen ist es einfach schweinekalt.«
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Was wäre, wenn ich dich nicht gefunden hätte?« Ich entschied, dass ich jetzt Klartext mit ihm reden wollte. »Ehrlich gesagt, bin ich das echt leid, dich ständig suchen zu müssen.«
    »Mich muss niemand suchen.«
    »Doch, ich!« Ich begann, nervös mit dem Löffel auf dem Tellerrand zu klappern. Meine Mutter hasst das, wenn ich das mache. »Das ist echt unerträglich, wenn du ständig irgendwelche Leute fragen musst, hast du Len gesehen. Hast du Len gesehen!«
    »Ist halt so.«
    »Normale Menschen haben ein Handy.«
    »Ich bin nicht normal.« Len grinste müde. »Und als ich mir neulich eins zulegen wollte, da fandest du das auch scheiße.«
    »Haha«, antwortete ich etwas gereizt, da ich auf Witze keine Lust hatte. »Ich habe zu Hause noch ein altes Prepaid, soll ich dir das geben?«
    »Ich will kein Handy. Du weißt doch nun, wo du mich findest.«
    »Also wirst du hierbleiben?«
    »Erst mal ja.«
    »Gut.« Ich nickte erleichtert.
    Wir schwiegen.
    »Zumindest, solange es so kalt ist«, setzte Len irgendwann nach.
    »Natürlich.«
    »Nur für den Übergang.«
    »Klar, irgendwann wird ja auch Mias Onkel die Wohnung modernisieren«, beeilte ich mich zu sagen.
    »Ebend.«
    »Und nun…«, fragte ich.
    »Ich denke, ich sollte dann mal zum Alex meine Sachen holen.« Len streckte sich. »Und dann würde ich gerne baden.«
    »Okay. Soll ich mitkommen?«
    »Brauchst du nicht.«
    »Aber würde ich gerne.« Und leiser schob ich nach. »So allein hier finde ich irgendwie komisch.«
    »Gut, gehen wir.«
    Es war schon am Dämmern, als wir wieder die Straße betraten, und mir erschien der Wind noch kälter. Wir beeilten uns, zur U-Bahn zu kommen.
    »Du hast nicht zufällig Geld für ein Ticket«, fragte er mich verlegen, als wir auf dem Bahnsteig standen. »Da läuft doch schon ein Verfahren gegen mich. Noch mal erwischt zu werden, kann ich mir augenblicklich nicht leisten. Wäre ärgerlich, wenn die mich einlochen, jetzt wo ich doch quasi sesshaft bin…«
    »Klar!« Ich zog am Automaten einen Fahrschein und kurze Zeit später fuhr auch schon die U-Bahn ein.
    Am Tiergarten stiegen wir um in die S-Bahn zum Alexanderplatz. Ich wich Len während der Fahrt keinen Zentimeter von der Seite. In meinem Bauch war diese Angst, ihn irgendwie unterwegs zu verlieren. Das war auch der Grund, warum ich nicht in der Wohnung auf ihn hatte warten wollen. Was wäre, wenn Len am Alex auf seine Kumpel treffen würde? Würde er dann dennoch zu mir zurückkommen? Nein, das konnte ich nicht riskieren, endlich hatte ich ihn, ich wollte ihn nicht gleich wieder verlieren.
    Zu meiner Erleichterung trafen wir auf dem Weg zu den Schließfächern niemanden, den Len kannte. Er kramte den Schlüssel aus der Innentasche seiner Lederjacke und öffnete die große Metalltür.
    Len zog die dunkelblaue Reisetasche heraus und griff sich die beiden Plastiktüten. Gedankenverloren starrte er ein paar Sekunden in das leere Schließfach.
    »Okay, das war alles.«
    Er eilte die Treppen hinauf, ich hinterher. »Soll ich dir was abnehmen?«
    »Geht schon.«
    Während wir auf die S-Bahn warteten, fragte ich: »Und das ist echt okay für dich?«
    »Es ist geheizt.«
    Als die S-Bahn in den Hauptbahnhof einfuhr, betraten zwei Polizisten den Waggon. Len stieß mich in die Seite und zischte: »Los, wir steigen aus.«
    »Warum denn?«, gab ich leise zurück.
    »Einfach aussteigen…« Er schob mich einfach hinaus, dann ertönte das Piepen und die Türen schlossen sich hinter uns.
    »Puh«, seufzte Len und stellte seine Reisetasche und die beiden Plastiktüten ab. »Das war knapp.«
    »Wieso, was denn…«
    »Wenn die auf die Idee gekommen wären, eine Personenkontrolle zu machen, dann wäre ich dran gewesen.«
    »Wirst du gesucht, so richtig?«, fragte ich besorgt.
    »Weiß ich nicht. Ich hab nur so das Gefühl, da läuft was gegen mich. Allein wegen des Schwarzfahrens. Aber ich will es auch gar

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