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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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nicht wissen. Leute wie ich halten sich jedenfalls lieber von den Bullen fern. Wer weiß, was denen alles einfällt. Gründe finden sie immer und bei mir mehr als genug.«
    Wir sind dann einfach mit der nächsten S-Bahn weiter. Aber Len war, nachdem er die Polizisten gesehen hatte, irgendwie verstört. Bei jeder Einfahrt in einen neuen Bahnhof versuchte er, sich durch die angelaufenen Scheiben einen Überblick zu verschaffen. In die U-Bahn wollte er dann gar nicht mehr umsteigen und so sind wir vom Hansa-Platz bis zur Turmstraße gelaufen. Len wirkte auf mich richtig erleichtert, als wir endlich die Haustür aufschlossen.
    Es war wie Nach-Hause-Kommen. Unser Zuhause. Der muffige Geruch war inzwischen schon fast vertraut, es hing noch der Duft von Hühnersuppe in der Luft und es war mollig warm.
    »Tja, nun noch ein Bad und dann eine Molle Bier und Papa ist glücklich«, scherzte Len, während er seine Tasche und die Tüten im Flur abstellte.
    »Soll ich Bier holen?«, bot ich an.
    »Brauchst du nicht.« Len schüttelte den Kopf. »Ich kann auch gut ohne. War nur so ein Spruch.«
    »Aber mach ich gerne. Ich hätte auch Lust auf eins«, log ich. Ich ärgerte mich innerlich tierisch über mich, was ich da sagte und tat, doch ich konnte nicht anders. Es war wie ein Zwang, ich musste einfach alles dafür tun, damit Len hierbleiben würde. Wenn er Bier brauchte, um zu bleiben, dann holte ich eben Bier. Am liebsten hätte ich ihn in der Wohnung eingeschlossen.
    Unten auf der Straße klingelte mein Handy. Es war Mia.
    »Und, wie läuft es?«
    »Gut. Die Wohnung ist zwar etwas eigenartig, aber er wird erst einmal bleiben. Wir haben schon seine Sachen geholt.«
    »Gut…« Mia zögerte und sagte dann in einem überraschend forschen Ton. »Aber sag deinem Len, dass ich ihm nur vorläufig erlaube, da zu wohnen.«
    »Wie meinst du denn das jetzt?«, fragte ich verdutzt.
    »Also nicht, dass da noch mehr einziehen. Len ist okay und… ist doch auch in deinem Sinne. Oder willst du, dass Ella da auch bald wohnt?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann sag ihm das. Bist du unterwegs?«
    »Ja, kurz was einkaufen.«
    »Du kaufst für ihn ein?«
    »Er will baden und ich kaufe was zum Essen«, log ich.
    »Jana, pass auf dich auf!«
    »Wie meinst du das?«
    »Du weißt genau, wie ich das meine.«
    »Lass uns später reden, okay.«
    »Melde dich, wenn du zu Hause bist.«
    »Mach ich.«
    Ich bin in den Aldi an der Ecke und habe zwei Sixpacks gekauft, außerdem ein paar Tüten Chips. Moabit, die Gegend um die Turmstraße war für mich wieder ein völlig neuer Bezirk. Soweit ich mich erinnern konnte, war ich hier noch nie gewesen. Moabit war, obwohl auch Innenstadt, ganz anders als Kreuzberg oder Prenzlauer Berg. Viele alte Leute, viele Türken, aber es fehlte irgendwie das Schöne, Alternative, das Kreuzberg so auszeichnete. Moabit war arm und hässlich. Die Turmstraße selbst bestand aus Wettbüros und Ein-Euro-Läden und irgendwelchen Import-Export-Shops. Hier zu wohnen, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. Und wenn man dann noch bedachte, dass die Straße runter ein richtig großes Gefängnis stand und gleich um die Ecke das Innenministerium lag, in das täglich wichtige Anzugträger und unzählige namenlose Angestellte zur Arbeit gingen, dann war das wirklich eine schräge Gegend. Hier wohnte sicher nur, wer woanders nichts fand oder es sich nicht leisten konnte. Eine Ausnahme bildeten nur die schönen neuen oder aufwendig restaurierten Altbauten an der Spree unten, rechts und links der S-Bahn-Trasse Richtung Friedrichstraße. Gar nicht in die Umgebung passte die Bundesschlange. Ein klinkerfarbener Gebäudekomplex, den man extra für die Abgeordneten des Bundestags gebaut hatte. Diese Häuser waren wie aus einer anderen Welt, wenn man zum ersten Mal vor ihnen stand. Neu, schön, sauber, Rasenfläche zwischen den einzelnen Gebäuden. Die Politiker, die in diesen Häusern wohnten, sah man garantiert nicht bei Aldi in der Turmstraße einkaufen.
    Als ich mit zwei Tüten bepackt die Wohnungstür aufschloss, war Len schon in der Wanne. Heißer Dampf zog aus dem Badezimmer in den Flur.
    »Bin wieder da!«, rief ich.
    »Ich bin hier!«
    »Das sehe ich!«, antwortete ich lachend und war für den Moment einfach glücklich. »Darf ich reinkommen?«
    »Klar.« Ich stellte meine Einkäufe in der Küche ab, griff mir ein Bier, öffnete es mit dem auf dem Küchenschrank liegenden Dosenöffner und betrat das Bad.
    Len lag in der Wanne, bis zum Hals in

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