Treffpunkt Las Vegas
gekämpft.«
»Dann war es eben kein offizielles Treffen, sondern ein Sparringskampf... irgendwo in einer Sporthalle.«
»Verflucht und zugenäht, Donald. Ein Leichenschauhaus ist nicht nach meinem Geschmack.«
»Der Tote tut dir doch nichts mehr.«
»Das weiß ich schon, aber es bekommt mir bestimmt nicht gut.«
»Ach so, natürlich«, antwortete ich betont reserviert. »Wenn du nicht willst...«
»Na, nun warte doch mal einen Augenblick, Donald. Ich sagte ja nicht, daß ich es nicht tun würde. Ich meine doch nur, ich möchte nicht gern da hingehen.«
»Und ich möchte nicht, daß du etwas tust, was dir zuwider ist.«
»Schont gut, Donald. Wenn du möchtest, daß ich es tue, dann möchte ich es eben auch. Wann soll ich hingehen?«
»Jetzt gleich.«
Louie rückte seine Krawatte zurecht, schlug den Rockkragen hoch und setzte ein Grinsen auf, das aus einer Mischung von schulterklopfender Vertraulichkeit und überlegener Jovialität bestand, wobei er seine Zahnlücke erneut präsentierte. »Bin schon unterwegs, Donald. Mein Frühstücksappetit wird dadurch zwar nicht gerade gehoben, wenn ich mir den steifen Kerl auf der Bahre ansehen muß, aber ich gehe schon. Wo treffe ich dich, wenn ich zurückkomme?«
»Ich komme nach einer Weile hierher.«
»Okay, bis auf später dann. Und denke daran: Ich mache keine Witze, man könnte aus dir tatsächlich einen Boxer machen.«
»Ich werde mir's überlegen«, versprach ich und sah Louie nach, wie er an den Spielautomaten entlang zum Ausgang ging.
Inzwischen schlenderte ich zur Bar. Der Barmixer erkundigte sich nach meinen Wünschen, und ich fragte ihn: »Ist Beckenridge noch nicht da?«
»Doch, er ist oben. Wollen Sie ihn sprechen? Wen soll ich melden?«
»Lam.«
»Wie schreibt man das?«
»L=a=m.«
Der Mixer drehte sich zum Spiegel um, warf einen Blick auf einen Zettel und fragte dann: »Sind Sie Donald Lam?«
Ich nickte.
»Der Chef hat eine schriftliche Anweisung hinterlassen, daß alles, was Sie wünschen, Ihnen kostenlos zur Verfügung steht. Was darf es sein?«
»Danke. Ich möchte jetzt nichts trinken. Möchte nur Mr. Beckenridge sprechen.«
Der Mixer sah zu einem Herrn hinüber, den jeder unbefangene Beobachter für einen Autotouristen gehalten hätte, weil er ziellos durch das Lokal schlenderte, um sich die Automaten anzusehen. Seine lässige Gleichgültigkeit war schnell dahin, als er zu uns trat.
»Der Herr möchte den Chef sprechen.«
Kühle Augen musterten mich. Der Mixer fügte noch hinzu: »Es ist Mr. Lam. Der Chef hat eine Notiz hinterlassen...«
Der kühle Blick wurde freundlicher. Eine gepflegte, mit großem Brillantring geschmückte Hand wurde mir entgegengestreckt. »Bin erfreut, Sie kennenzulernen, Lam. Wollen Sie nicht erst mal Ihr Glück versuchen, oder...«
»Danke, nein. Ich möchte nur Mr. Beckenridge sprechen.«
»Selbstverständlich, sofort. Kommen Sie bitte mit ins Büro.«
Er begleitete mich zu der Tür, die nach oben führte. Vor einer in die Wand eingelassenen, mit Stoff überspannten Membrane blieb mein Begleiter stehen und sprach hinein: »Donald Lam ist hier, Harvey. Ich bringe ihn rauf.«
Geräuschlos öffnete sich die Tür, und wir stiegen die Treppe hinauf.
Kurz bevor wir oben anlagten, muß mein Begleiter mich wohl verlassen haben, um unten im Kasino wieder seinen Aufsichtsdienst auszuüben. Ich hatte sein Verschwinden zunächst nicht bemerkt, weil Harvey Beckenridge mir mit freundlichem Lächeln und ausgestreckter Hand entgegenkam. Ich hatte den Eindruck, als lächle er nur ganz selten, und wenn er es tat, dann preßten seine Lippen sich dabei so fest zusammen, als wollten sie andeuten, daß sie sich nur unter der Bedingung dafür bereit fanden, daß dieses Sichgehenlassen auch geheim blieb.
»Treten Sie näher, Lam, und nehmen Sie Platz.«
Als ich mich gesetzt hatte, bot er mir etwas zu trinken an.
»Vielen Dank. Ihre Angestellten haben sich schon die erdenklichste Mühe gegeben, mich zum Trinken zu überreden. Wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen.«
»So soll es auch sein. Ich habe Sie mir gestern abend genau angesehen, Lam. Lassen Sie mich nochmals beteuern, wie sehr ich den gestrigen Zwischenfall bedauere. Sie waren buchstäblich weiß vor Zorn. Und es wäre Ihnen nicht zu verdenken gewesen, wenn Sie uns in eine recht Peinliche Situation gebracht hätten. Juristisch gesehen, waren Sie absolut berechtigt dazu. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet...«
»Das hat man mir bereits bekundet«, antwortete
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