Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
Tag!«, hörten sie Devin mit dunkler Stimme sagen, und Jo musste sich einmal mehr die Hand vor den Mund halten, um nicht laut loszuprusten. Karo stieß sie ärgerlich in die Seite. Sofort wurde sie wieder ernst.
»Ja, ich hätte gern Herrn Arne Erichsen gesprochen«, fuhr Devin fort. »Ach, nur sein Bruder. Ja … nein, den möchte ich nicht sprechen. Hätten Sie denn vielleicht seine Nummer oder die Adresse?« Er legte die Hand auf die Muschel und flüsterte leise zu den anderen: »Sie schaut nach. Habt ihr mal was zu schreiben?«
Wolle zückte hastig einen Stift und ihren kleinen Zeichenblock, den sie immer bei sich trug. Devin notierte die Zahlen.
»Gut, dann danke ich Ihnen vielmals.« Er drückte die rote Hörertaste. »Ja!«, schrie er und streckte den Arm siegessicher in die Luft. »Ich hab die Nummer. Allerdings nur die von dem Pizzaladen, bei dem er zurzeit arbeitet. Louis’ Pizzaservice .«
»Na, das ist doch bestens«, sagte Bruno. »Da weiß ich, was es heute Abend zu essen geben wird.«
»Das ist die Idee!«, rief Jo und schlug sich gegen die Stirn. »Wir bestellen uns einfach eine Pizza.«
»Hierher?«, fragte Karo zweifelnd. »Und woher wollen wir wissen, dass dann der richtige Fahrer kommt? Vielleicht ist Arne ja auch Pizzabäcker bei Louis’ .«
»Das wäre natürlich möglich«, überlegte Bruno. »Das müssen wir irgendwie in Erfahrung bringen. Eine Pizza können wir uns ja in jedem Fall bestellen. Ich hab nämlich von meinem Vater etwas Geld für die Ferien bekommen. Weil ich doch nicht mit ihm in den Robinson-Club gefahren bin, spart er ja so einiges an Kohle, und da hat er mir was geschenkt.«
Am Spätnachmittag riefen sie bei Louis’ Pizzaservice an. Diesmal war es Karo, die telefonierte. Sie war etwas aufgeregt. Was sollte sie tun, wenn Herr Erichsen selbst am Telefon war? Zum Glück meldete sich eine Frauenstimme, die mit südländischem Akzent sprach.
»Ja, guten Tag, wir möchten gern eine große Familienpizza bei Ihnen bestellen«, begann Karo. »Halb Salami, halb Margherita. In den Kleingartenverein Grüne Pumpe, an der Wiesenstraße bitte, Parzelle 4. Entschuldigung, könnten Sie mir noch sagen, ob der nette Herr Erichsen von neulich wieder die Fahrt übernimmt? Ja? Vielen Dank auch. Tschüss!«
Sie schaltete das Handy aus.
»Jippiiieh!«, jubelte sie erleichtert. »Er kommt! Die südlichen Touren übernimmt immer Herr Erichsen, hat sie gesagt.«
»Mensch, wenn das klappt!«, rief Wolle begeistert. »Hoffentlich ist er nicht genauso bescheuert wie sein Bruder.«
Sie warteten eine Dreiviertelstunde, die ihnen wie eine Ewigkeit vorkam. Nervös lief Karo auf dem Gehweg auf und ab.
»Mann, muss der erst noch Feuerholz für den Ofen sammeln, oder trägt er die Pizza zu Fuß hierher?«
Dann endlich hörten sie ein Auto über den Kiesweg rattern.
»Von wegen zu Fuß«, bemerkte Wolle. »Der Typ braust einfach durch den Kleingarten, obwohl Autofahren hier doch verboten ist. Ein Glück, dass der Buschschlüter nicht da …«
Sie verstummte mitten im Satz und starrte mit aufgerissenem Mund die Erscheinung an, die da mit einer riesigen Pappschachtel am Gartentor stand.
» Cosimo der Schöne! «, flüsterte sie leise. »Er ist Fleisch und Blut geworden! Wo ist sein weißes Pferd?«
Cosimo der Schöne war eine Figur aus der Tintenherz-Trilogie. Wolle liebte die Bücher und hatte sie förmlich verschlungen.
»Diesmal ist er mit einem weißen Fiat Panda gekommen«, sagte Bruno trocken. Jo musste loskichern, verkniff es sich aber schnell wieder, als sie Karos ernsten Blick sah.
Cosimo aber sprang mit seiner weißen Hose und dem offen stehenden Jeanshemd behände über das Törchen und lachte fröhlich.
»Das hat man ja auch nicht oft, dass man in den Garten der eigenen Mutter gerufen wird.«
Er hatte schwarze mittellange Locken, sonnengebräunte Haut und strahlend weiße Zähne und kam lockeren Schrittes auf die Freunde zu. Hätten sie es nicht besser gewusst, hätten sie ihn glatt für einen Italiener gehalten. Aber bestimmt nicht für den Bruder von Fiesling Robert. Wolle starrte ihn immer noch wie hypnotisiert an, während Cosimo auf sie zuging und ihr die Pizzaschachtel in die Hand drückte.
»Das ist ja wirklich ein Ding!«, rief er aus. »Habt ihr die Pizza hier bestellt?«
Sie nickten.
»Der Garten meiner Kindheit!«, verkündete er und streckte schwärmerisch den Arm aus. »Was haben wir hier für Partys gefeiert! Hier hab ich meine erste große Liebe
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