Treffpunkt Parzelle 4: Nur die Freundschaft zählt (German Edition)
sah auf seine Uhr.
»Na gut, wenn’s nicht so lange dauert. Ich muss nämlich gleich zur Arbeit.«
»Ich könnte heute ja für Sie das Gießen übernehmen«, beeilte sich Karo zu sagen.
»Das wäre prima. Verstehst du denn was von Pflanzen?« Er stieg umständlich über den Zaun, während Karo schon zum Schuppen hinüberlief.
»Klar«, behauptete sie. »Mein Opa hatte eine Gärtnerei. Das hab ich quasi im Blut.«
Sie lächelte ihn freundlich an und öffnete die Schuppentür.
»Hier ist das gute Stück. Wenn man ihn anschmeißt, gibt er nur ein kurzes Röcheln von sich.«
Der Mann warf natürlich als Erstes einen Blick in den Tank. Karo schaute sich nervös nach den anderen um. Wie lang musste sie ihn wohl hinhalten?
»Der Tank ist total leer«, stellte er wie erwartet fest und verschloss ihn wieder. »Wenn du willst, kann ich dir ein paar Liter Benzin mitbringen. Ich muss sowieso nachher noch tanken. Aber der Sprit ist momentan teuer. Hast du denn Geld?«
»Ja, klar«, antwortete Karo. »Frau Erichsen gibt mir immer Geld für Hundefutter. Zur Not kann ich es auch vorstrecken.«
Sie sah sich im Schuppen um. Im Regal lag ein verblichener Plastikkanister voller Spinnweben.
»Hier«, meinte Karo, »den können Sie ja mitnehmen. Wenn Sie das für mich tun würden?«
»Kein Problem«, antwortete der Mann und bemerkte, wie Karo sich wieder nach draußen umdrehte.
»Du bist nicht alleine hier, nicht wahr?«, erkundigte er sich.
»Nein, ein paar Freunde von mir sind auch da. Sonst wär es auch etwas zu einsam hier.«
»Na, da bin ich aber beruhigt. Man hört ja in letzter Zeit so viel von Einbrüchen.«
Zum Glück sah Karo jetzt durch die offen stehende Schuppentür, wie Bruno ihr vom Garten aus den erhobenen Daumen entgegenstreckte. Sie hatten es also geschafft.
»So, jetzt muss ich aber wirklich«, sagte der Mann sich verabschiedend. »Ich bring das Benzin dann nachher vorbei.«
Karo bedankte sich und kehrte erleichtert zu den anderen zurück.
»Puh, das ist ja noch mal gut gegangen!«
»Das Gärtnern liegt ihr im Blute«, trällerte Wolle kichernd. Sie hatte alles mit angehört. »Du solltest vielleicht Schauspielerin werden, Karo.«
Karo streckte ihr die Zunge raus, und Devin dankte allen, weil sie ihm aus der Klemme geholfen hatten.
»Das ist eben unser Bandenmotto.« Bruno grinste ihn an. »Einer für alle, alle für einen. Wie bei den Musketieren.«
Karo sah erst Devin und dann Bruno an. Irgendwas stimmte nicht mit Bruno. Er war zwar immer gerne etwas bissig, aber sie spürte, dass diesmal noch was anderes dahintersteckte. Sie hatte den leisen Verdacht, dass Bruno eifersüchtig war.
Karo räusperte sich. Bemüht, das Thema zu wechseln und locker zu klingen, sagte sie:
»Ach, übrigens, ich fahr heute wieder zu Frau Erichsen ins Krankenhaus.«
»Dann grüß sie mal schön, und sag ihr auch, wie cool es ist, dass wir hier sein dürfen«, meinte Wolle.
Karo hatte heute extra das von Wolle gemalte T-Shirt angezogen. Parzelle 4 leuchtete in knallgrünen Farben darauf. Selbst Devin war begeistert. Er hatte kein Wort mehr zum Thema Bande verloren. Schließlich hatten sie ihn nicht verraten und sogar vorbehaltlos bei sich aufgenommen.
»Ich würde dich ja gerne begleiten«, meinte Devin und schenkte Karo ein strahlendes Lächeln. »Deine Frau Erichsen kennt mich zwar nicht, aber wer weiß, wem ich da im Krankenhaus sonst noch über den Weg laufe.«
Karo spürte, dass sie schon wieder rot anlief. Mist, und immer stand Bruno daneben und merkte es natürlich. Konnte es nicht irgendein Mittel dagegen geben? Schade eigentlich, dass Devin sie nicht begleiten konnte. Sie ertappte sich bei dem Wunsch, mit ihm alleine zu sein. Irgendetwas ging von diesem Jungen aus, das sie magisch anzog. Und das war so ganz anders als das, was sie mit Bruno verband. Karo hatte die anderen Mädchen nie verstanden, die entweder alle Jungen hassten und nichts mit ihnen anfangen konnten oder aber plötzlich meinten, nun den einen besonderen gefunden zu haben, den sie dann vergöttern mussten. Für Karo war es immer ganz normal gewesen, mit Jungen zusammen zu sein. Dumpfbacken gab es schließlich bei beiden Geschlechtern, aber ebenso auch gute Freunde, die einen verstanden. Die Nähe, die sie zu Bruno hatte, war so normal. Sie kribbelte nicht im Bauch, eine Berührung elektrisierte sie nicht und ließ sie auch nicht rot werden. Aber mit Devin passierte etwas in ihr, das neu war und sie zusehends verwirrte.
Als Karo im
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