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Treffpunkt Scheuermühle

Treffpunkt Scheuermühle

Titel: Treffpunkt Scheuermühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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Der Trank schien den Leuten unter den Kapuzen zu schmecken.
    Eine sanfte, einschläfernde Melodie erklang. Leise summten einige der Anwesenden mit.
    „Geld ist nutzlos! Trennt euch, trennt euch!“ flötete nun wieder die Frauenstimme. „Holt das Geld von der Bank und legt es bei euch zu Hause in den Eisschrank. In den Eisschrank! In den Eisschrank! Doch darf kein Unwürdiger davon erfahren. Darum versteckt es gut!“
    „Wir verstecken es gut! Wir verstecken es im Eisschrank!“ wiederholten die Kapuzenleute im Chor. Ihre Stimmen klangen hypnotisiert.
    „In diesen Trank muß eine Droge hineingemischt sein“, vermutete Lilo. „Eine Droge, die den Willen der Leute bricht.“ Doch es kam noch viel schlimmer.
    „Adelheid?“ rief die Frauenstimme. „Wie alt bist du?“
    „Fast 78!“ hauchte eine Frau.
    „Fühlst du dich wohl?“ erkundigte sich die Geisterstimme fürsorglich.
    „Ja, nur mein Herz macht mir oft Sorgen!“ verriet die Dame namens Adelheid.
    „Hast du Verwandte?“ bohrte die Unsichtbare weiter.
    „Nein, ich bin allein!“
    „Wer wird dein Haus und deine Grundstücke erben?“
    „Der Tierschutzverein!“ lautete die Antwort.
    „Das ist nicht gut! Du wirst morgen ein neues Testament aufsetzen. Schreibe es mit der Hand und setze als Datum September 1972 ein.“
    Lilo horchte auf. Wozu sollte das gut sein?         ,
    „Der Name des Erbberechtigten steht auf dem Zettel in der Tasche deiner Kutte!“
    „Ich werde tun, was mir befohlen wurde!“ versprach Adelheid mit zitternder Stimme.
    „Dann ist unser heutiges Treffen beendet. Geht hinaus und tut, was ich euch aufgetragen habe!“ rief die Geisterstimme.
    Lilo ging in Deckung. Gleich darauf hörte sie die langsamen, regelmäßigen Schritte der Kapuzenleute über sich. Am fernen Poltern erkannte sie, daß sich das Mühlrad wieder geschlossen hatte.
    Das Superhirn der Knickerbocker-Bande wollte schon umkehren, doch dann hielt Lilo noch einmal inne. War da nicht eine Stimme gewesen? Eine Stimme, die ganz und gar nicht nach Geist klang.
    Lilo hielt den Atem an und preßte ihr Ohr gegen die Klapptür.
    „Hoffentlich hat das Zeug gewirkt, dann kann Benno am Montag in der Nacht bereits abkassieren“, sagte ein Mann.
    „Vorher muß er aber diese Adelheid zu ihrem Gustav schicken!“ meinte eine Frauenstimme spöttisch. War das nicht sogar die Stimme des unsichtbaren Geistes. Nur ohne technischen Aufputz?
    „Hast du dir die Adresse von der gemerkt?“ wollte die Frau dann wissen.
    „Klar“, antwortete der Mann. „Sie kommt aus Gmunden. Traunseestraße 14! Fährt jedesmal mit dem Auto her.“
    „Das heißt, sie ist jedesmal mit dem Auto gefahren“, meinte die Frau spöttisch. „Das war wohl ihr letzter Besuch bei uns!“
    Lieselotte wurde käseweiß im Gesicht. Ihr Herz begann wild zu pochen. Das Blut wich aus ihrem Kopf, und sie wurde schwindlig. Diese beiden planten einen Mord! Sie versuchten, auf diese brutale Weise das Vermögen der Frau zu ergaunern.
    „Ich muß das verhindern! Die Polizei! Ich muß die Polizei verständigen!“ Das war nun ihr einziger Gedanke. Sie kletterte zitternd die Leiter hinunter, rutschte ab und stürzte zu Boden. Ihre Hand tat höllisch weh. Und auch der rechte Knöchel schmerzte. Lilo biß die Zähne zusammen und humpelte los.
    Sie war gerade die steilen Stücke des Ganges hinunter- und wieder hinaufgehinkt, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm.
    „Wenn der heutige Schlag voll gelingt, könnten wir endlich genug Geld für die restlichen Versuche haben!“ sagte die Frauenstimme.
    „Um Himmels willen. Die zwei benutzen auch diesen Gang!“ Lilo vergaß jeden Schmerz und lief um ihr Leben. Sie versuchte, möglichst leise aufzutreten und nur ja keinen Lärm zu verursachen. Zwei Menschen, die so gemeine Mordpläne aushecken konnten, waren zu allem fähig.
    Der Gang schien länger und länger zu werden. Es war noch immer kein Ende in Sicht. Lieselotte spürte aber sehr deutlich, daß ihre Kräfte weniger wurden. Lange hielt sie nicht mehr durch.
    Ein wenig beruhigte sie der Gedanke, daß die Stimmen hinter ihr nicht mehr zu hören waren. Sie hatte also einen größeren Vorsprung gewonnen.
    Endlich tauchte vor ihr die Leiter zum Turm auf. Sie hetzte in die Höhe und kletterte in die Kiste.
    Ganz behutsam schloß sie die Luke wieder und stolperte ins Freie.
    Sie band Marco Polo los, schwang sich auf seinen Rücken und zog an den Zügeln.
    „Schnell! Bitte lauf schnell!“ keuchte sie.
    Der

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