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Treibland

Treibland

Titel: Treibland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Till Raether
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taten, als würde man sich kennen, mit einem Tonfall, als hinge die Zukunft ihrer Branche von seinem Rückruf ab. Finzi merkte hörbar von Anruf zu Anruf deutlicher, dass der Bericht für die Chefin an ihm hängenbleiben würde, wenn Danowski nicht bald zurück ins Präsidium kam. Leute aus der Task Force teilten ihm mit, was sie sich fragten. Nämlich, ob man schon etwas sagen könne. Oder ob es noch zu früh sei. Was er wisse und wann denn damit zu rechnen sei. Finzi fluchte. Habernis von der Staatsanwaltschaft wollte mit ihm «das weitere Vorgehen beschnacken», mit Kollegenhilfe aus Panama sei ja nach dem letzten Fernschreiben kaum vor Anfang nächster Woche zu rechnen. Auf der Osdorfer Landstraße ließ Danowski seine Scheibe herunter und stellte sich vor, wie er sein Diensttelefon mit dem linken Arm weit über die Fahrbahn schleuderte, auf den Fußweg der anderen Straßenseite, wo es an einer baulichen Straßenbaumschutzmaßnahme zerschellen würde. Aber das hätte nur Gerenne und Scherereien verursacht, wie damals, als er seine Dienstwaffe in einem Ausbruch der Theatralik von der Köhlbrandbrücke in einen Seitenarm der Elbe geworfen hatte, um einen Lebensmüden zu beeindrucken (der dann zu allem Überfluss trotzdem gesprungen war und den Seitenarm um etwa fünf Meter landwärts verfehlt hatte). Stattdessen ließ er einfach seinen Arm in der warmen Nachmittagsluft schlenkern. Bis er im Präsidium war, wäre es fast siebzehn Uhr. Sein Dienst war zu Ende. Er konnte keine der offenen Fragen beantworten, bevor er nicht die Kabine von Carsten Lorsch untersucht hatte. Das Einzige, was er jetzt – außer Feierabend – machen konnte, war, sich von der allgemeinen Aufregung anstecken zu lassen und sinnlose Diskussionen zu führen. Also entschied er sich für Feierabend. Er atmete die vorsommerlichen Abgase ein und freute sich auf zu Hause, bis das Telefon in seiner Hand vibrierte.
    «Finzi?»
    «Adam, du Schwein.»
    «Ich weiß.»
    «Schick mir wenigstens deine Vermerke zu den Aussagen der Witwe und zu der Task-Force-Sitzung.»
    «Kann ich dir das nicht diktieren? Ich fahr gerade.»
    Finzi stöhnte, und Danowski hörte durchs Telefon, wie er betont umständlich die Tastatur zurechtruckelte.
    «Die Witwe hat einen schweren Afrika-Fimmel», begann Danowski und ordnete sich nicht Richtung A 7 und Präsidium ein. «Das finde ich seltsam, wenn man bedenkt, dass das Virus offenbar Ähnlichkeit mit Ebola hat. Das kommt ja auch aus Afrika.» Er hörte, wie Finzi nicht tippte. «Aber dazu erfahren wir erst morgen Genaueres. Die Frau vom Tropeninstitut ist sich da noch nicht so sicher. Von der Quarantäne habt ihr vermutlich schon gehört.»
    Finzi grunzte unverbindlich.
    «Außerdem scheint die Ehe der Lorschs nicht so doll gewesen zu sein. Ich frage mich, ob Lorsch wirklich allein auf dieser Kreuzfahrt war. Außerdem sind seine Geschäftsunterlagen angeblich alle an Bord, in einer Aktentasche mit Laptop und so. Nach der Aktentasche und einer eventuellen Begleitung erkundige ich mich morgen früh, wenn ich an Bord gehe.»
    «Was du da redest, ist kein Vermerk», monierte Finzi depressiv. «Das zu verschriftlichen ist quälender Kleinkram. So stell ich mir Geschlechtsverkehr mit Nagetieren vor.»
    «Und im Grunde können wir nichts machen, weil erst nächste Woche jemand aus Panama kommt, wie ich von der Staatsanwaltschaft höre.»
    «Oralverkehr mit Nagetieren.»
    «Eine Stiftung Hamburger Kaufleute für Kinder in Not. Deren Auftrag hat Kathrin Lorsch daran gehindert, an der Kreuzfahrt teilzunehmen. Die könnt ihr auch noch mal überprüfen.»
    «Können wir, aha.»
    «Und Habernis ist der zuständige Staatsanwalt.»
    «Zuständig wofür? Du warst den halben Tag weg und hast nichts.»
    «Wir sehen uns morgen.»
    Finzi seufzte resigniert. Danowski hatte in den letzten zwei Jahren so viele Vermerke und Berichte geschrieben, für die eigentlich Finzi zuständig gewesen wäre, dass dieser keine schlüssigen Argumente hatte.
    «Was machst du heute Abend?», fragte Finzi stattdessen.
    Danowski zögerte. Nichts, und er wollte, dass das so blieb. Aber wenn Finzi ihn fragte, bekam er ein schlechtes Gewissen, als würde er ihn im Stich lassen.
    «Schon klar», sagte Finzi in die Pause. «Schönen ruhigen Abend mit der Familie.»
    «So ungefähr», sagte Danowski.
    «Statt mit mir irgendwo kein Bier trinken zu gehen.»
    «Kein Bier trinken wir nächste Woche», versprach Danowski.
    «Na ja, der neue Landwirtschafts-Simulator ist

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