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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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entsteht. Sich dieser Haltung anzunähern, kann ein erstrebenswertes Ziel sein, besonders dann, wenn Kinder betroffen sind. Um mit Hannah Arendt zu sprechen, können wir das Geschehene nicht rückgängig machen, »doch ohne Vergebung blieben wir auf ewig die Gefangenen der Konsequenzen unserer Handlungen«.
    Mit einer falschen und vorschnellen Versöhnung ist jedoch niemandem gedient. Sie brauchen Zeit, um Ihrem Zorn und Ihrer Enttäuschung Raum zu geben. Wiederkehr bringt es auf den Punkt: »Falsche Versöhnlichkeit entwürdigt die Beteiligten ebenso wie sture Verurteilung.« (Wiederkehr 2005) Es kann reichen zu entscheiden, sich nicht länger mit der Kränkung und dem/der Verursacher/in zu beschäftigen, ohne ihm zu verzeihen, und trotzdem für sich abzuschließen. Wenn nicht gleich, aber später, kann sich die Erkenntnis einstellen, dass die Beziehung und die Trennung für die persönliche Weiterentwicklung wichtig waren und nicht mehr aus dem Leben wegzudenken sind, sondern zu einem integrierten Teil des Lebens geworden sind. Die rückblickende Reflexion der Beziehung hat keinezwingende versöhnliche Wirkung, fördert jedoch einen guten Abschluss. Das unüberwindbare Trennende wird noch einmal deutlich, ohne das Gute aus der vergangenen Beziehung zu vernichten. Aussagen wie »Ich fühle mich getrennter und kann den Groll loslassen« … »Jetzt muss ich die zurückliegende Beziehung nicht mehr aus meinem Leben streichen« oder »Jetzt kann ich sein Bemühen um Verständigung wegen des Kindes schätzen« zeugen von der Wirksamkeit.
    Mit der Beziehungsrückschau ist keine rückwärtsgewandte Grübelei gemeint, sondern ein Nachsinnieren über das, was die Beziehung zu dem gemacht hat, was sie heute ist, nämlich eine getrennte. Es geht darum:
    → noch Ungesagtes zu schreiben oder zu sagen
    → das Geleistete und Investierte für die Beziehung anzuerkennen
    → das Störende und das Konflikthafte hinter sich zu lassen
    → das Liebgewonnene und Wertvolle zu behalten (Liebeserinnerung)
    → die Erfahrungen des gemeinsamen Lebens zu würdigen
    → im gegenseitigen Respekt getrennte Wege zu gehen und den anderen in Frieden zu lassen.
    Sieder meint dazu: »Das seinen Liebesverlust betrauernde Paar erzählt einander jene Geschichten, die für seine Liebe stehen, und jene, die den Verlust dieser Liebe vermeintlich erklären können. Wird die geteilte Trauer über den Verlust der Liebesbeziehung auch den Kindern angemessen kommuniziert, bestehen sehr gute Chancen, dass die Trennung ohne schwere und anhaltende Zerwürfnisse und ohne dauernde Schwierigkeiten der Kinder vollzogen werden kann. Wer seinen Verlust betrauert, weiß annähernd, was er verliert. Dies ist eine Voraussetzung dafür, den Partner verlassen zu können, ohne ihn krass abzuwerten. « (Sieder 2008)
    Für diese rückblickende Reflexion brauchen Sie die innere Akzeptanz Ihrer getrennten Wege. Das bedeutet, dass Sie akzeptieren,
     dass Sie beide das Recht haben, sich zu verändern, auch wenn es zur Trennung geführt hat.
    Die Beziehungsrückschau kann in zwei Variationen durchgeführt werden:
    A) Sie beantworten die folgenden Fragen für sich in schriftlicher Form.
    B) Sie beide, als getrenntes oder geschiedenes Paar, entscheiden sich für eine gemeinsame Beziehungsrückschau unter der Moderation einer Therapeutin.
    Zu A
    Nehmen Sie sich Zeit und beantworten Sie schriftlich folgende Fragen oder Impulse – wie eine letzte Würdigung Ihrer vergangenen Beziehung und eines Teils Ihres gelebten Lebens. Es ist eine Abschlussbilanz Ihrer Beziehungs- und Trennungsgeschichte – ein Zwischenstopp in Ihrem Leben. Sie sind nicht mehr sprachlos. Sie sprechen Ihre eigene Sprache, die, die jetzt zu Ihnen passt. Sie sprechen nur für sich und verabschieden sich so offen und ehrlich, wie es Ihnen und Ihrer vergangenen Beziehung angemessen erscheint. Mit Einverständnis Ihres ehemaligen Partners/Ihrer ehemaligen Partnerin können Sie ihm eine Kopie zukommen lassen. Wenn Sie mögen, heben Sie diese Niederschrift auf. Finden Sie dafür einen Platz, nicht bei Ihren aktuellen Schriftstücken, sondern bei denen, die früher einmal wichtig waren, wie Dokumente oder Zeugnisse aus Ihrem früheren Leben, eben Erinnerungsstücke.
    Zu B
    Vielleicht haben Sie den Mut und das Vertrauen, sich für eine gemeinsame Beziehungsrückschau unter der Moderation einer Therapeutin zu entscheiden. Damit haben Sie die Chance, über Ihre vergangene Beziehung abschließend nachzudenken, noch einmal

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