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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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einer Trennungsgruppe. Im Kindergarten erzählt ein Kind mit ausländischem Akzent, dass seine Eltern so oft streiten. Tom sagt daraufhin: »Meine Eltern sind getrennt, aber sprechen beide deutsch« ( sie sprechen eine Sprache).
    Versöhnlichkeit sich selbst und anderen gegenüber ist eine reife menschliche Haltung, die nicht einfach zu erreichen ist. Sie bleibt uns oft versperrt. Sich nach der Scheidung einer versöhnlichen Haltung anzunähern, kann ein erstrebenswertes Ziel sein, besonders dann, wenn Kinder betroffen sind. Wer die Beziehungsvergangenheit dauerhaft nur unter dem Aspekt des Scheiterns und der Kränkung sieht, wird auch in zukünftigen Liebesbeziehungen eher Negatives erwarten. Wer hingegen auch positive und liebevolle Begegnungen erinnert, erlebt die gemeinsame Zeit als sinnstiftend und nicht verschwendet. Er kann die Trennung in seine Lebensgeschichte (»Lebensfluss«) integrieren, die Bindung zu seinen Kindern aufrechterhalten und neue Beziehungen eingehen.
    Ein weiterer Grund für die Suche nach Verstehen ist der Wunsch, aus der vergangenen Beziehung zu lernen, auch aus den eigenen Fehlern – für sich persönlich und für eine mögliche neue Beziehung. Die Beziehungs- und Trennungserfahrung fordert uns auf herauszufinden, wozu wir gerade diese/n Partner/in gebraucht haben. »Was hat der andere in mir Gutes und weniger Gutes › herausgeliebt‹? … »Was habe ich gegeben?« … »Was habe ich versäumt?«
    Fehlt die Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen, indem sie verdrängt oder durch eine schnelle Bindung an einen neuen Partner vermieden wird, ist die Gefahr groß, nur den Partner auszutauschenund die alten Beziehungsmuster zu wiederholen. Zur Ablösung aus der ehemaligen Beziehung ist die Einsicht und Akzeptanz des eigenen Anteils am Scheitern der Beziehung jedoch unerlässlich, um Verantwortung zu übernehmen. Auch wenn wir uns trennen, nehmen wir unsere Schwächen und Stärken mit. Unsere Beziehungsschwächen sind uns bestenfalls bewusster und damit lösbarer geworden. Unsere Stärken haben sich in besonderer Weise gezeigt und sind greifbarer geworden – eine gute Ressource für die Zukunft.
4.3 Abschied und Neubeginn gestalten
    »Aufhören ein kreativer Akt? Turner wissen: ein guter Abgang
    ziert die Übung. Gekonntes Aufhören lässt alles, was davor war,
    im günstigen Licht glänzen. Wer dagegen den Schlusssprung
    verpatzt, verdirbt den Gesamteindruck. Wie am Reck, so im Leben
    – es lohnt sich, Kraft und Konzentration für
    das Ende einer Übung (hier einer Ehe) aufzuheben.«
    Ernst 2011
    Wie würden Sie gern den Abschluss Ihrer Beziehung/Ihrer Ehe persönlich gestalten? Was glauben Sie, welche Form des Abschieds würden Ihre Kinder Ihnen beiden wünschen? Was denken Sie rückblickend über Ihre Beziehung und über Ihre Trennung?
    Eine persönliche oder gemeinsame Beziehungsrückschau kann helfen, sich zu erinnern und abzuschließen. Dieses kann bereits vor oder nach der Scheidung erfolgen, je nachdem, wie weit die emotionale Loslösung fortgeschritten ist. Nicht nur der Anteil des anderen am Gedeihen und Scheitern der Beziehung ist relevant, sondern auch der eigene. Jetzt, da die Trennung oder Scheidung bereits zum Leben dazugehört, kann die eigene und die Sicht des Ex-Partners aus einem Abstand heraus realitätsgetreuer gesehen werden, ohne das Geschehene zu leugnen.
    Haben wir die Chance, noch etwas über die Motive des anderen für und gegen die Beziehung zu verstehen, können wir seine Handlungen besser einordnen. Sind wir zudem bereit, uns mit unseren eigenen Grenzen und Schattenseiten auseinanderzusetzen, stimmen wir unserem Beteiligtsein an der Zerrüttung der Beziehung zu. » Das Ungerechte, Schuldige, Gemeine, Aggressive, Egoistische, Unterlassene, Rechthaberische … steckt auch in mir, es sind Anteile meiner selbst .« So können wir aufhören, alles Negative dem anderen zuzuschreiben. Ganz im Sinne von C. G. Jung, der einmal gesagt hat: »Wenn ich die Wahl hätte, ganz oder gut zu sein, dann will ich lieber ganz sein.« Je vollständiger wir uns mit unseren positiven und negativen Seiten annehmen, umso besser können wir Widersprüchliches in uns und im anderen aushalten und Fehler verzeihen. Noch verbliebene negative Gefühle bekommen ein anderes Gewicht und ein gewisses Maß an Nachsicht.
    Sie brauchen als getrenntes Paar, insbesondere als getrennte Eltern, das Bemühen, erlittene Verletzungen loszulassen. Versöhnlichkeit ist eine Haltung, die nur freiwillig

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