Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
aufrechtzuerhalten. Sollten Sie wegen der Belange der Kinder aneinandergeraten, holen Sie sich professionelle Hilfe zur Klärung der gemeinsam/getrennten Elternverantwortung.
Kinder brauchen Stabilität und Kontinuität in ihren familiären Beziehungen – auch und gerade in getrennten Familien. Um das zu gewährleisten, müssen die Eltern kooperieren. Immer mehr Eltern stärken und festigen ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, indem sie eine schriftliche Elternvereinbarung erarbeiten. Diese Vereinbarung sollte verbindlich und ausreichend flexibel gehalten sein, da die Voraussetzungen und Bedingungen sich für alle Beteiligten ändern können. Meistens ist es ratsam, sich dazu professionelle Unterstützung von außen zu holen (Jugendamt, Familienberatungsstelle, familientherapeutische Praxis …).
TEIL IV
Der Schlussstrich
4.1 Die juristische Scheidung
Es beginnt etwas Neues, indem Altes zu Ende geht –
und das Alte geht nie zu Ende,
ohne dass etwas Neues beginnt.
Elmar Gruber
Die juristische Scheidung markiert das Ende der Ehe und den Beginn einer neuen Lebensform. Für die meisten getrennten Paare bedeutet dieses Prozedere noch einmal eine emotionale Herausforderung, besonders für diejenigen, die die Trennung nicht wollten und sich mühsam daran gewöhnen mussten. Es ist der letzte notwendige gemeinsame »Auftritt als Ehepaar« , um die Ehe juristisch zu lösen. Es sei denn, es wird weiter um Scheidungsnachfolgesachen oder um Sorgerechtsregelungen gestritten und der »Rosenkrieg« nimmt seinen Lauf. Strittige und hochstrittige Scheidungsverläufe sind jedoch in der Minderzahl. Sie erweisen sich als sehr kostspielig und höchst schädlich für die Kinder. Misslingt einem oder beiden Expartnern die emotionale Ablösung, bleibt es schwierig, zwischen Ex-Partner- und Elternrolle zu unterscheiden, und die Kinder bleiben in den fortgesetzten Beziehungskonflikten involviert. Scheidungsanwälte können Rosenkriege fördern oder mindern. In den letzten Jahren zeichnen sich immer mehr Anwälte dadurch aus, dass sie Scheidungspaaren zu einer Mediation raten oder auf einvernehmliche Regelungen hinarbeiten – besonders im Hinblick auf die Kinder.
Viele Geschiedene berichten über ein merkwürdiges Gefühl, wie »kurz und bündig« das Scheidungsritual verläuft. Der Scheidungsbeschluss (früher Scheidungsurteil) wird verlesen, »und plötzlich war ich geschieden«. All die seelische, körperliche und geistige Energie, die notwendig war, um den Trennungsprozess durchzustehen, all die geleistete Trauerarbeit, all die Mühen mit den Veränderungen im Alltag, all die Sorge um das Wohl der Kinder, all das, was das getrennte Paar irgendwie noch verbunden hat, soll jetzt endgültig vorbei sein? » Was kommt jetzt? Was erwartet mich, wenn die Scheidungssachen erledigtsind und ich mich jetzt nur noch um mich selbst kümmern muss? Wie werden wir weiterhin als Eltern unserer gemeinsamen Kinder zusammenarbeiten? Was passiert, wenn einer von uns wieder heiratet oder stirbt?«
EMPFEHLUNG
Für manche, besonders für diejenigen, die nach wie vor mit der Trennung hadern, aber auch für diejenigen, die gelernt haben, die Trennung zu akzeptieren, bedeutet der Tag der Scheidung noch einmal eine emotionale Herausforderung. Egal, wie es verläuft, Sie werden den Tag der Scheidung nicht vergessen, genauso wenig wie Sie den Tag Ihrer Hochzeit aus Ihrer Erinnerung streichen können. Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken, wie Sie vorhaben, diesen Tag zu erleben:
so nebensächlich wie es geht?
so neutral wie möglich?
so wütend wie noch immer?
so befreit wie ersehnt?
so herablassend wie verdient?
so wehmütig wie es sich anfühlt?
so erleichternd wie es ist?
Sie werden sich vor dem Scheidungstermin auch damit beschäftigen, wie die Scheidung verlaufen wird und wie gefasst, selbstbewusst oder authentisch Sie Ihrer Ex-Partnerin/Ihrem Ex-Partner gegenüber auftreten werden. Ob Sie sich begrüßen oder voneinander verabschieden werden? Ob es noch einen Wunsch nach einer persönlichen Abschlussgestaltung für Sie beide oder als Familie geben wird? Ob Sie irgendwann einander verzeihen können?
Außerdem werden Sie sich darüber Gedanken machen, wie Sie diesen Tag gestalten wollen. Werden Sie sich von einer vertrauten Person zum Gericht begleiten lassen, oder haben Sie vor, sich unmittelbar nach dem Scheidungstermin mit jemandem Vertrauten zu treffen? Sie müssen damit rechnen, dass Sie erst jetzt die Endgültigkeit Ihrer Getrenntheit wirklich
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