Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Treue Genossen

Treue Genossen

Titel: Treue Genossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
Vom Netzwerk:
Sie seine E-Mail-Adresse? Die kann man sich im Internet beschaffen. Ist zwar nicht legal, aber es geht. Wie alle Russen hatte er anscheinend mal einen Hund namens Laika. Ich habe also >Laica 1223< angemailt und Viktor eine Belohnung für eventuell noch vorhandene Notizen und Beweismittel versprochen. Ich muss ihn in einem nüchternen Moment erwischt haben, denn er hat mir die Videoaufnahmen sogar auf eine CD-Rom gebrannt.«
    »Sie und Viktor - ein tolles Gespann.«
    »He, ich habe Sie in Moskau hängen lassen, das hat mir keine Ruhe gelassen, ehrlich. Vielleicht kann ich es damit wieder gutmachen.« Hoffmans Finger huschten über die Tastatur des Laptops, und auf dem Bildschirm erschien eine schmale Straße, in der Müllcontainer standen. In einer Bildecke wurde die Uhrzeit angezeigt: 10.42:25. »Erkennen Sie es wieder?«
    »Die Lieferantenzufahrt hinter Pascha Iwanows Wohnhaus. Aber das da ist vom Haus rechts daneben aus aufgenommen worden.«
    »Haben Sie sich das Band aus Paschas Haus angesehen?«
    »Wir haben nur gesehen, wie Pascha ankam und auf die Straße stürzte, und was in den zwei Stunden danach passierte. Von der Zeit davor nichts. Das Band war überspielt worden.«
    »Dann passen Sie mal auf«, sagte Hoffman.
    Die Kamera nahm nur alle fünf Sekunden ein Bild auf, um Band zu sparen. Außerdem saß sie auf einem Stativ mit Motor, das Schwenks um hundertachtzig Grad erlaubte. Das Resultat war eine merkwürdige Collage: Eine Katze wurde erfasst, wie sie auf die Straße trat, dann auf dem Rand eines Müllcontainers balancierte und schließlich, in Seitenansicht, den nächsten Container vor Iwanows Haus ansteuerte.
    »Laut Viktor«, erklärte Hoffman, »waren Sie der Ansicht, dass es etwa um diese Zeit eine Sicherheitspanne gegeben haben muss.«
    »Wir wissen, dass das Sicherheitspersonal das Gebäude durchkämmt und an alle Türen geklopft hat. Irgendwas muss da vorgefallen sein.«
    Um 10.45:15 Uhr erstarrte die Katze mitten in einem akrobatischen Sprung von dem Container, als von links ein weißer Van nahte.
    »Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht«, sagte Hoffman.
    Um 10.45:30 Uhr stand der Van neben dem Container von Iwanows Haus. Im Fünf-Sekunden-Takt schwenkte die Kamera auf den Container zurück, und auf dem Schirm waren folgende Momentaufnahmen in schlechter Schwarz-Weiß-Qualität zu sehen: Der Van mit offener Fahrertür und einer dunklen Gestalt am Steuer.
    Der Van mit geschlossener Tür und leerem Fahrersitz.
    Ein stämmiger Mann in einem Overall, mit Atemschutzmaske und einer Kapuzenmütze, die sein Gesicht vollkommen verbarg. Er trug einen Kanister mit Schlauch auf der Schulter und zog einen Koffer mit Rollen vom Van zu Iwanows Haus.
    Der Van in der Einfahrt.
    Dasselbe Bild fünf Minuten lang.
    Eine Zugabe der Katze.
    Der Van.
    Eine weitere Minute der Van.
    Der Mann von vorhin kehrte mit denselben Gegenständen zum Heck des Vans zurück.
    Der Van.
    Eine vermummte Gestalt im Overall kletterte auf den Fahrersitz.
    Der Van fuhr los, der Fahrer nahm die Maske ab. Sein Gesicht war verschwommen zu sehen. Die leere Zufahrt. Die Katze.
    Der Portier, die Hände in die Hüften gestemmt. Die leere Zufahrt. Die Katze.
    10.56:30 Uhr. Elf Minuten waren verstrichen. Sieben Minuten Risiko für den Fahrer.
    »Hat bei der Befragung des Personals niemand erwähnt, dass ein Kammerjäger da war?«, fragte Hoffman.
    »Nein. Können Sie das Bild vergrößern, auf dem der Mann vom Wagen zum Haus geht?«
    Hoffman tat es. Wie er mit seinen Wurstfingern die Tastatur bedienen konnte, war Arkadi ein Rätsel, aber er war ziemlich schnell.
    »Das Gesicht?«, fragte Arkadi.
    Hoffman umringelte den Kopf und vergrößerte eine Gasmaske mit Brille und zwei glänzenden Filtern. »Geht’s noch größer?«
    »So groß, wie Sie wollen, aber das Bild ist körnig. Sie kriegen nur größere Körner. Ein Kammerjäger, na und?«
    »Kein Kammerjäger hat so eine Maske. Das ist eine Strahlenschutzausrüstung. Können Sie den Kanister vergrößern?«
    Die Warnhinweise auf dem Kanister passten zu einem Kammerjäger. »Den Koffer?«
    Auf dem Koffer klebten Cartoons von toten Ratten und Kakerlaken. In Richtung Haus wurde der Koffer gerollt, und Arkadi erinnerte sich, dass er auf dem Rückweg getragen worden war.
    »Er hat etwas abgeliefert. Vorher war der Koffer schwer, nachher leicht.«
    »Wie schwer?«
    »Fünfzig bis sechzig Kilo Salz, dazu ein Körnchen Cäsium und ein bleiverkleideter Koffer - alles in allem fünfundsiebzig Kilo, würde ich

Weitere Kostenlose Bücher