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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Kurzschwerts in die Seite. Der Mann schrie auf und setzte sich schnell in Bewegung.
    Als sie an einem länglichen Schießschacht vorbeikamen, bemerkte Henri, dass es draußen langsam hell wurde. Und dass es zu regnen begonnen hatte.
    »Vorwärts! Zu meinem Freund! Damit sein Martyrium ein Ende hat!«, rief er.
    Sie erreichten den Zellentrakt. Der Wärter näherte sich einem Tisch, auf dem eine brennende Kerze stand. Henri bemerkte nicht, wie sich in zwei Nischen rechts und links des Gangs zwei weitere Bewaffnete duckten. Noch hielten sie ihre Schwerter gesenkt.
     
     
    Als Uthman nach dem Aufwachen bemerkte, dass Henris Strohlager unbenutzt war, ging er auf geradem Weg zum Haus des Medicus, wo er von der Haushälterin eingelassen wurde. Monacis war gerade erst aufgestanden, und Sean schlummerte immer noch selig. Henri war nicht hier. Das machte Uthman ein wenig nervös, doch er sagte nichts. Nach all den durchwachten Nächten hat er ein wenig Ruhe bitter nötig, dachte Uthman, als er Henris Knappen auf seinem Lager betrachtete. Er wollte sich vorsichtig wieder davonschleichen, doch in diesem Moment erwachte der Junge. Verwirrt blickte er sich in dem Zimmer um.
    »Wir sind bei Medicus Monacis«, sagte Uthman.
    Als Sean bewusst wurde, wie und warum er hierher gekommen war, ließ er sich seufzend in sein Kissen zurücksinken. Um ihn nicht aufzuregen, erklärte Uthman ihm, dass Henri eine Spur zu Joshua verfolge und ihn zurückgeschickt habe, um nach dem Rechten zu sehen.
    In diesem Moment betrat Monacis das Zimmer. »Wenn du mich begleiten willst, solltest du langsam aufstehen«, sagte der Arzt zu Sean.
    Der Junge tat wie ihm geheißen und ging mit Uthman in die Küche. Dort warteten Brotfladen und Wein auf die beiden. Nachdem sie sich gestärkt hatten und Uthman Henris Abwesenheit dem Arzt gegenüber plausibel erklärt hatte, erhielt Sean ein Pferd und ritt mit Monacis davon.
    Uthman machte sich in der Zwischenzeit auf die Suche nach Henri.
    Während Sean mit Monacis durch die Gassen ritt, erklärte ihm der Arzt, was auf ihn zukommen würde. Er sprach von mehreren Kranken mit heftig eiternden Beulen und Knoten, die sie vor Schmerzen laut aufstöhnen ließen. Sean würde tief in die hässliche Fratze der Pest sehen können. Und die Patienten würden feindselig sein. Denn sie hatten sich mit ihrem Leid in sich zurückgezogen, weil sie keine Hilfe erwarteten und niemandem trauten.
    Der Arzt und der Knappe ritten in den westlichen Teil der Stadt, dorthin, wo die Hütten der ärmsten Bürger lagen. Monacis hatte versprochen, im Anschluss an den dortigen Besuch Angélique aufzusuchen. Sean spürte, wie in ihm die Sehnsucht wuchs, seiner Geliebten die Treue zu schwören. Er würde sie niemals im Stich lassen.
    Am äußersten Rand der Stadt verhielt Monacis sein Pferd. Er blieb noch eine Weile im Sattel sitzen, wie um sich zu sammeln, dann saß er langsam ab. Sean warf einen Blick zum bedeckten Himmel. Ein leichter Nieselregen ergoss sich aus den dunklen Wolken. Sean fror und fühlte sich gänzlich mutlos.
    »Gehen wir«, sagte der Arzt. »Wenn der Alte überhaupt noch lebt, dann wird nicht mehr viel an ihm dran sein.«
    Sie betraten das Haus, den einzigen Ständerbau im ganzen Viertel der Färber und Gerber. In der Diele roch es vergoren. An manchen Stellen, auch in der halb dunklen Stube, in die eine Magd sie führte, trat das rohe Lehmflechtwerk aus den Gefachen. Die Fensterhöhlen waren vergittert, die Läden verschlossen. Sean blickte nach oben. In den freigelegten Bohlen des Obergeschosses saßen und flatterten Hühner herum. Hin und wieder rieselte Stroh herunter. Der Kranke lag in der Stube auf einem breiten, mit Heu gefüllten Sack, der in einem von Gurten unterfangenen Bettkasten auflag, umgeben von Fellen, Häuten und Strohballen.
    Monacis hing seine Mütze an einen hölzernen Zapfen in der Wand und nahm eine der Kienspanfackeln von der Halterung; mit Werg umwickelt und flüssigem Harz getränkt, brannten sie zwar lang, aber unruhig, und sie rauchten stark. Monacis leuchtete mit der Fackel das Krankenlager aus, um den Daniederliegenden in der dunklen Hütte besser erkennen zu können.
    »Wie geht es, Andres?«, fragte er.
    Der Alte, der nur mit einer Nachtmütze bekleidet unter einem steifen Leinentuch lag, machte ein Geräusch, als furze er. »Satan stehe mir bei«, krächzte er heiser.
    Monacis drückte Sean die Fackel in die Hand. Dann beugte er sich zu dem Alten hinab und begutachtete seinen Hals. Die großen

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