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Treuepunkte

Treuepunkte

Titel: Treuepunkte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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willigt
sofort ein. Er ist ein Mann mit Sinn für Überraschungen – hat auch schon mal bei einer Überraschungsparty für Christoph eine denkwürdige Rolle gespielt.
    »So oder so, ich bin froh, dass wir wieder jemanden für den Empfang und das Telefon haben. Klara, unsere Azubine, kann Ihnen alles erklären. Schön, dass Sie da sind und uns unter die Arme greifen. Klara, Sie machen das. Zeigen Sie Frau Schnidt alles und danach melden Sie sich bei Frau Michels.« Das war es schon mit der Einführung. Klara rollt mit den Augen. »Die Michels«, zischt sie und ich habe das Gefühl, gerade eben eine Verbündete kennen gelernt zu haben. Das lässt sich doch ganz gut an. Klara findet meine Überraschung lustig. Meine Arbeit klingt recht einfach. Telefonieren kann ich, »Guten Tag« sagen auch und Post sortieren klingt auch nicht wahnsinnig anspruchsvoll. Viel mehr ist hier am Empfang nicht zu tun. Wie man innerhalb der Kanzlei verbindet, erklärt mir die nette Klara auch. Die Kanzlei ist zweigeschossig. Inmitten des Empfangsraums führt eine Wendeltreppe nach oben. Langner, der König der Kanzlei, sitzt hier unten. Die meisten der Angestellten und auch die Juniorpartner, wie mein Mann, arbeiten im Stockwerk über dem Empfang. Sehr günstig für meine kleine Überraschung.
    Nach einer Stunde lässt mich Klara widerstrebend allein. »Ich muss zur Michels«, nörgelt sie, und ich frage total scheinheilig: »Und wie ist die denn so, diese Michels?« Meine Frage ist eine Art Ventilöffner. Aus Klara sprudelt es nur so heraus: »Die hält sich für was total Besonderes. So eine wie mich nimmt die überhaupt nicht wahr. Arrogante Kuh.« Als sie merkt, was sie da im Überschwang herausposaunt hat, bekommt sie einen dunkelroten
Kopf. »Entschuldigung, also ich habe das gar nicht so gemeint, ich glaube, na ja, die hat irgendwie private Probleme«, versucht sie, sich rauszureden. »Aber Ihr Mann ist echt nett«, wechselt sie schnell das Thema. Was soll die Arme auch sagen? Etwa: »Ihr Mann ist genauso ein arroganter Furz wie Belle Michelle«? »Fein, das ist gut zu hören«, antworte ich und könnte vor Freude auf der Stelle hüpfen. Belle Michelle – beliebt bei den Kerlen, aber verhasst beim Bodenpersonal. Immerhin. Das ist doch mal ein Einstieg. »Übrigens, wenn Sie Lust haben, ich habe heute Halbzeit, in der Ausbildung, und deshalb gibt’s nachher oben ein bisschen Sekt und so«, lädt sie mich gleich an meinem ersten Arbeitstag ein. »Da können Sie auch super alle kennen lernen, Frau Schnidt.« »Ich bin die Andrea«, biete ich ihr das Du an. Schon weil uns unsere herrliche Abneigung gegen die Schönheitskönigin der Kanzlei eint. Ich verspreche, in jedem Fall auf ein Glas vorbeizuschauen, und Klara geht hoch. Da sitze ich nun allein an meinem Arbeitsplatz. Die ersten Anrufe kommen von Langners Gattin. Sie erkennt mich nicht und klingt so, als würde es sie auch nicht weiter interessieren, wer hier den Hörer abnimmt. Auch ihre Begrüßung ist kurz. »Langner, meinen Mann!«, ist alles, was sie sagt. Bei den Kindern würde ich so was nicht durchgehen lassen. Ein kleines »Guten Tag« oder wenigstens ein »Bitte« wäre schon angebracht, aber ich bin nun mal nicht die Erziehungsberechtigte der Cheffrau. Nach zwei Stunden in der Kanzlei immer noch keine Spur von meinem Mann. Auch kein Anruf für ihn. Aber wer sollte ihn auch anrufen? Seine Frau sitzt im gleichen Büro, seine Kinder sind bestens verwahrt und seine Belle Michelle ist
sicherlich ganz in seiner Nähe. Wie nah möchte ich gar nicht wissen.
     
    Eine weitere Stunde später dann endlich das heißersehnte Zusammentreffen. Es poltert auf der Wendeltreppe und als Erstes sehe ich mal wieder Beine. Beine, die ich bald überall und sofort erkennen würde. Es sind die von Belle Michelle. Sie trägt einen ziemlich kurzen Rock – in einem Büro mit Wendeltreppe recht provozierend. Als sie mich sieht, kommt sie freudig auf mich zu. »Na, das ist ja ein Ding«, begrüßt sie mich und ich lege den Finger auf meine Lippen, damit Christoph keinerlei Vorwarnung bekommt. Sie hat verstanden und nickt. »Kommst du, Christoph«, ruft sie sogar noch in Richtung Treppe. Entweder ist die ein vollkommen abgebrühtes Miststück oder absolut angstfrei. Wenn ich nichts über sie wüsste, hätte ich sie heute sicherlich sogar nett gefunden. Achtung Schnidt, nicht einlullen lassen! Am Ende sitzen wir noch gemeinsam bei uns auf der Terrasse, obwohl sie mir den Mann weggeschnappt hat. Es gibt

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