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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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würde den Test bestehen, sodass ich nicht mitten in der
Nacht in ein anderes Zimmer umziehen müsste. Mit diesem Szenario hatte ich nicht gerechnet.
    »Sie müssen etwas für mich haben. Eine Suite, einen Kleiderschrank – ich nehme, was immer Sie mir geben können. Es ist auch nur für eine Nacht; morgen früh reise ich ab.«
    Der Hotelangestellte sah auf die Uhr und warf mir einen mitfühlenden Blick zu. »Nun, wir warten noch auf die Ankunft eines Gastes, der ein Zimmer reserviert hat …«
    »Das nehme ich!«, stieß ich sogleich hervor.
    Er lächelte höflich, als wollte er sagen: »Wenn Sie mich bitte ausreden lassen würden …«
    »Verzeihung.«
    »… aber vor dreiundzwanzig Uhr kann ich das Zimmer leider nicht an einen anderen Gast vergeben.«
    Ich sah mich suchend um. Gab es hier denn keine Uhren? »Wie spät ist es denn jetzt?«
    »Zweiundzwanzig Uhr, Mademoiselle.«
    Ich musterte ihn ungläubig. »Erwarten Sie von mir etwa, dass ich in diesem Aufzug eine Stunde hier herumsitze?«
    Erst jetzt schien der Rezeptionist bewusst davon Notiz zu nehmen, dass meine Bekleidung nicht ganz dem Ritz-Dresscode entsprach. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte sich aber gleich wieder unter Kontrolle und räusperte sich. »Natürlich nicht, Mademoiselle.«
    Puh. Ich kramte in meiner Handtasche nach dem Portemonnaie, um ihm meine Kreditkarte zu geben, da sagte er doch glatt: »Sie können natürlich gern in der Bar warten.«
    Ich erstarrte und sah zu ihm hoch. Nicht die Spur eines Lächelns. »Soll das ein Scherz sein?«
    »Tut mir schrecklich leid, aber ich darf das Zimmer nicht vor elf vergeben. Wenn Sie so freundlich wären, so lange in der Bar zu warten, dann gebe ich Ihnen Bescheid, sobald ich es Ihnen zur Verfügung stellen kann.«

    Mit einem Grunzen schob ich mein Portemonnaie in die Handtasche. »Also gut«, erwiderte ich so freundlich es mit zusammengebissenen Zähnen ging, »ich bin dann in der Bar.«
    Ich machte auf dem Absatz, äh, auf der nackten Ferse kehrt und marschierte barfuss durch die Lobby.
     
    Niemand schien von mir Notiz zu nehmen, als ich die berühmte Hemingway Bar des Ritz Paris betrat. Unbemerkt ließ ich mich an einem der hinteren Tische nieder und dankte Gott dafür, dass ich mich nicht für einen Stringtanga entschieden hatte.
    Ich bestellte einen Wodka auf Eis. Als die Kellnerin sich abwandte, hielt ich sie zurück und sagte: »Wissen Sie was? Bringen Sie mir gleich zwei. Das spart uns beiden Zeit.«
    »Zwei?«, vernahm ich eine Männerstimme mit amerikanischem Akzent. Ich hob den Kopf in der Hoffnung, es wäre Jamie.
    Doch vor mir stand ein groß gewachsener Fremder mit einem Drink in der Hand. Er lächelte mich an und ließ die braune Flüssigkeit und die Eiswürfel in seinem Glas kreisen.
    Rasch wandte ich den Blick ab und verdrehte die Augen.
    »Darf ich?«, fragte der Kerl und setzte sich, ohne meine Antwort abzuwarten.
    »Das ist jetzt kein guter Zeitpunkt«, warnte ich ihn.
    »Eine Landsmännin«, sagte er, ohne auf meine Bemerkung einzugehen, und stellte sein Glas auf dem Tisch ab.
    »Ganz recht«, erwiderte ich frostig.
    »Läuft wohl gerade nicht besonders, wie?«, fragte er mit so viel falschem Mitgefühl, dass ich beinahe ein lautes, sarkastisches Lachen hervorgestoßen hätte.
    »Hören Sie, mir steht wirklich nicht der Sinn nach Gesellschaft, wenn Sie mich also …«

    »Ich könnte dafür sorgen, dass sich Ihre Laune hebt«, unterbrach er mich.
    Ich starrte ihn skeptisch an. »Und wie, wenn ich fragen darf?«
    Er blickte nach rechts und links, dann beugte er sich zu mir. »Ich kann gern … einspringen.« Sein Atem roch nach Whiskey.
    Ich wich zurück, um nicht noch einmal in den Genuss seiner Fahne zu kommen. »Was zum Teufel wollen Sie damit sagen?«
    Der Kerl schenkte mir ein geduldiges Lächeln. »Ich will sagen, ich wäre bereit, das Doppelte zu bezahlen. Oder sogar das Dreifache.«
    Ich sah an mir herunter. Jetzt war mir alles klar. Obwohl es nicht zum ersten Mal vorkam, dass ich für eine Nutte gehalten wurde, verdrehte ich genervt die Augen und rief unüberhörbar: »Ich bin doch kein Callgirl!« Sämtliche Gäste wandten sich um und starrten uns an.
    Was mich in diesem Augenblick völlig kalt ließ. Jetzt war ohnehin schon alles egal. Da konnte ich auch in schwarzen Spitzendessous in einer der nobelsten Hotelbars von ganz Paris sitzen und lauthals kundtun, dass man mich gerade für eine Prostituierte gehalten hatte – nicht ganz ohne Grund. Wenn es

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