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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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doch nur schon elf Uhr gewesen wäre, damit ich in mein weiches weißes Hotelbett steigen und mich in den Schlaf weinen konnte.
    War das denn zu viel verlangt?
    Der Mann starrte mich entsetzt an, dann sprang er ohne ein weiteres Wort auf und stürzte hinaus.
    Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Was für ein toller Abend.
    »Ich dachte, damit wäre Ihnen vielleicht etwas wohler, Mademoiselle.« Wie aus dem Nichts war der Angestellte
vom Empfang vor mir aufgetaucht. An seinem Zeigefinger baumelte ein weißer Bademantel.
    Ich lächelte und bedankte mich freundlich. Er nahm es mit schief gelegtem Kopf zur Kenntnis. »Gern geschehen.«
    In den Bademantel gehüllt, fühlte ich mich gleich viel wohler. Ich drapierte die Arme rechts und links über die Rückenlehne und legte den Kopf in den Nacken.
    Da kam auch schon die Bedienung mit meinen beiden Drinks, nahm den Fünfzigeuroschein entgegen, den ich ihr reichte, und zog postwendend wieder ab. Ich kippte den ersten Drink wie einen Schnaps auf ex, dann lehnte ich mich zurück, starrte auf das andere, noch volle Glas in meinen Händen und wartete darauf, dass der Alkohol seine heilende Wirkung entfaltete.
    Als der Angestellte vom Empfang um elf erneut die Bar betrat, hielt ich mich noch immer an meinem unberührten zweiten Drink fest und stierte wie in Trance auf die spiegelglatte Oberfläche der klaren Flüssigkeit.
    »Mademoiselle?« Ich zuckte zusammen, sodass ich etwas Wodka auf meine Hand und den Hotelbademantel verschüttete.
    »Ja?«, sagte ich gespannt und leckte mir den Wodka von den Fingern.
    »Das Zimmer, das Sie haben wollten, steht Ihnen nun zur Verfügung.«
    »Gott sei Dank!«, stieß ich hervor und sprang auf. Ich leerte auch mein zweites Glas in einem Zug, schnappte mir meine Tasche und marschierte aus der Bar, an dem Angestellten vorbei, der meinen mangelnden Respekt vor französischem Spitzenwodka offensichtlich unerhört fand.
     
    Kaum war ich in meinem neuen Zimmer, plünderte ich die Minibar. Ich hatte den Hotelpagen auf Jamies Zimmer geschickt,
um meine Sachen zu holen, und bis endlich das ersehnte Klopfen an der Tür ertönte, hatte ich bereits drei Miniflaschen Grey-Goose-Wodka geleert. In meinen Augen zurzeit eines der besten französischen Exportgüter.
    Ich öffnete dem Pagen die Tür und sah zu, wie er mein Gepäck vor dem Schrank abstellte.
    »Haben Sie irgendwelche Nachrichten für mich?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    Er wirkte verwirrt. »Naschrischten, Madame?«, wiederholte er mit starkem französischem Akzent.
    »Von dem Herrn im anderen Zimmer. Hat er mir irgendetwas ausrichten lassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Non, Madame, das Simmer war leer.«
    »Leer?«, fragte ich ungläubig und machte einen Schritt auf ihn zu. »Sie meinen, es war niemand dort?«
    Er fühlte sich sichtlich unwohl in Gegenwart dieser verzweifelten, angesäuselten Amerikanerin, die ihm hier so auf den Pelz rückte.
    »Niemand. Und … nischts«, sagte er vorsichtig und schüttelte den Kopf.
    »Wie, nichts?« Meine Stimme war rau vor Angst.
    »Äh, leer?«, wiederholte er erneut und fügte dann sicherheitshalber auf Französisch »vide« hinzu , als wäre er nicht sicher, ob er das richtige englische Wort verwendet hatte.
    Vide. Leer. Ich kannte beide Worte, in beiden Sprachen. Sie bedeuteten dasselbe: Jamie war weg. Verschwunden. Weiß der Himmel, wohin. Und er hatte alles mitgenommen bis auf meine Sachen.
    Prompt stiegen mir wieder die Tränen in die Augen. Ich trat einen Schritt zurück und murmelte »Merci beaucoup« , worauf sich der einschüchterte Page erleichtert zum Gehen wandte.

    »Je vous en prie«, erwiderte er mit einer angedeuteten Verbeugung, während er rücklings hinausging und die Tür hinter sich zuzog.
    Ich fegte die leeren Fläschchen achtlos zur Seite, ließ mich mit dem Gesicht voran auf das Bett plumpsen und begann hemmungslos zu weinen. Nach einer Weile schlug ich die Tagesdecke zurück. Komm zu uns, Jen, schienen die schneeweißen Laken darunter zu locken. Herrlich warm und flauschig weich, verhießen sie mir die Geborgenheit, die ich in Hotelbetten immer empfinde.
    Also schlüpfte ich unter die Decke, drückte eines der Kissen an mich und schloss die Augen. Ich versuchte, zu meditieren, dachte an weit entfernte malerische Orte, grüne Wiesen und blauen Himmel.
    Doch alles, was ich spürte, war die kalte, erbarmungslose Dunkelheit.

31
    Home is where the (broken) heart is
    Mir fallen auf Anhieb gleich mehrere

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