Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files
Auskunft machen. Aber eines sollten Sie wissen...« Ich senkte den Kopf und holte tief Luft. Was ich im Begriff war, zu sagen, hatte ich in diesem Zusammenhang noch nie ausgesprochen, aber ich hatte das deutliche Gefühl, dass es gesagt werden musste.
Lauren Ireland sah mich an. Sie tat, als würde sie nicht im Geringsten interessieren, was ich auf dem Herzen hatte, aber der verlorene Blick in ihren Augen sprach Bände. Bitte, sagen Sie es. Ich weiß nicht, was ich tun soll.
»Parker Colman gehört zu den notorischen Schürzenjägern. Das war mir klar, sobald ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Und ich versichere Ihnen, ganz egal, ob Sie mir glauben oder nicht, dass es nicht zu Intimitäten gekommen ist, er wird es wieder versuchen. Mit einer anderen. So viele Ehen zerbrechen, weil Männer fremdgehen und ihre Frauen viel
zu lange die Augen vor den Tatsachen verschließen. Ich habe Ihnen heute einen Blick in die Zukunft gewährt. Sie haben diese Zukunft in der Hand. Glauben Sie mir... es ist ein Geschenk.«
Ich drückte die Türklinke nach unten. Ehe ich ging, warf ich noch einen letzten Blick über die Schulter. »Das Leben ist zu kurz, um einen Großteil davon im Dunkel der Unwissenheit zu verbringen«, sagte ich. Zu Lauren, und ein bisschen wohl auch zu mir selbst.
14
Fwd: fw: fw
Tags darauf erwachte ich davon, dass jemand an meine Wohnungstür hämmerte.
Eine Weile versuchte ich vergeblich, das Klopfen auszublenden. Dann verlegte sich mein Besucher aufs Klingeln. Ich hatte mich bei der Wahl der Türglocke zwar bewusst für eine freundliche Melodie entschieden, aber im Moment wirkte sie auf meine Nerven alles andere als beruhigend. Der Wecker auf meinem Nachttisch zeigte sieben Uhr zweiundvierzig. Ächz.
Würde ich je wieder ausschlafen können?
Ich kletterte aus dem Bett und tappte langsam zur Tür. Der Störenfried schien ja ein ziemlich dringendes Anliegen zu haben und würde offenbar erst Ruhe geben, wenn ich ihm Einlass gewährt hatte.
Ein Blick durch den Türspion bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Hätte ich mir denken können – wer sonst legte eine derartige Hartnäckigkeit an den Tag?
»Ich seh’ dein Auge im Spion!«, ertönte Johns laute Stimme durch die massive Holztür.
»Ich mache ja schon auf!«, rief ich, schloss die beiden Schlösser auf und öffnete die Tür.
Kaum war sie einen Spaltbreit offen, stand John auch schon mitten in meinem Wohnzimmer. »Na endlich! Ich warte schon seit fünf Minuten.«
»Das war nicht zu überhören«, stellte ich verärgert fest.
»Hör mal, du Brummbär, ich weiß ja nicht, was voriges Wochenende in dich gefahren ist, und es ist mir ehrlich gesagt auch egal, aber jetzt haben wir ganz andere Nüsse zu knacken.«
»Nüsse? Um diese Tageszeit?«, fragte ich argwöhnisch und vor allem noch reichlich verschlafen.
John zeigte wenig Verständnis. »Ich meinte Nüsse im Sinne von Problemen.«
»Ich weiß, ich weiß.« Ich schloss gähnend die Tür. »Zoë hat mich ja auch schon angerufen. Aber ich bin nicht allein schuld an der ganzen Misere. Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet ich den ersten Schritt...«
John rannte derweil aufgeregt hin und her und sah sich suchend um. Wie ein Spürhund auf der Jagd nach einem Vermissten. Dann hielt er inne. »Wovon redest du?«
»Na, von Sophie. Du etwa nicht?«
»Nein. Was ist denn mit ihr?« Er spähte in die Ecke hinter meinem Esstisch und begab sich dann in die Küche.
Ich verfolgte mit schief gelegtem Kopf, wie er dort die Schränke aufriss. »Ich dachte, es geht um...« Ich verstummte. Es ging offenbar doch nicht um die Funkstille zwischen mir und meiner besten Freundin. Aber was meinte er dann?
»Was suchst du eigentlich? Hast du einen Durchsuchungsbefehl dabei?«
Jetzt trabte er den Gang entlang in Richtung Schlafzimmer.
»Ich suche deinen Laptop.«
Ich eilte ihm hinterher. Die Vorstellung, dass er hier herumschnüffelte, gefiel mir gar nicht. »Warum?«
Er baute sich vor mir auf, die Hände in die Seiten gestemmt. »Du hast mir einiges zu erklären.«
Ich schüttelte den Kopf. »Was soll das nun wieder heißen?« Dann fiel mir ein, wie spät es war. »Solltest du nicht längst im Büro sein?«
John arbeitet als Assistent eines wichtigen Hollywood-Agenten und muss jeden Morgen um spätestens sieben auf der Matte stehen, um für seinen Boss die E-Mails durchzusehen, in der Fachliteratur nach relevanten Artikeln zu suchen und vor allem, um den Müll vom Vorabend zu beseitigen und den
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