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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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lagen. Als sein Funktelefon klingelte, nahm er nur widerwillig den Anruf an.
    »Das kann nicht wahr sein«, schrie der Senator in den Hörer. »Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?«
    Seine Sekretärin war in der Leitung. Sie hatte durch die Zeitverschiebung zu Europa eben erst vom Tod Spreads erfahren.
    »Ich komme sofort«, bellte Smith in den Hörer. »Machen Sie mir einen Termin beim Stabschef des Weißen Hauses.« Er strich sich nervös über seine kreideweißen Haare.
    Ohne Weizman von seinem Fortgang zu unterrichten, strebte er schnell seiner Kolonne zu und besprach sich mit seinen Bodyguards. Die Fahrer wendeten nacheinander die schweren Lincolns und glitten auf der King Street über den George Washington Memorial Parkway zurück ins etwa 15 Kilometer entfernte Kapitol.
    Dr. Weizman verabschiedete nur Minuten später seinen Zehn-Uhr-Patienten und rief nach der Studentin. Keine Antwort. Von der Veranda ging er in sein Büro, in den Flur, in das zweite Behandlungszimmer und in die Waschräume. Niemand. Er weckte seinen Computer auf und öffnete den Ordner Video Files . Seit sich Schadenersatzklagen von Patienten wegen angeblicher Operationsmängel häuften, empfahl der Dentistenverband seinen Mitgliedern Überwachungskameras an den Zahnarztstühlen. Weizman hatte, für ungeübte Augen unsichtbar, eine schlauchförmige Fingerkamera direkt im ersten Buchstaben des Herstellernamens der Operationslampe verbaut. Da sie über dem Kopfende des Patienten hing, nahm die Panoramalinse den gesamten Raum in den Blick. Weizman fuhr das Video so weit zurück, bis er die Hospitantin beim Anmischen des Amalgams sehen konnte. Er traute seinen Augen nicht, als er sah, wie sie das Tütchen und die Pipette aus der Kitteltasche nahm und deren Inhalt mit dem Brei vermischte.
    Er griff zum Telefon und ließ sich in das Büro von Senator Smith verbinden. Anschließend rief er einen befreundeten Laborarzt, später die Polizei an.
    Etwa zur gleichen Zeit erfuhr auch die chinesische Residentur in New York von der Pleite.
    CIA-Special Agent Vincent Talo erhielt von den Vorkommnissen erst am Nachmittag Kenntnis.

13
    Washington D.C. Weißes Haus, 11:45 Uhr
    Die Lagebesprechung mit dem Stabschef des Weißen Hauses war nur kurz. Man einigte sich auf eine Videokonferenz mit den Regierungsvertretern von Russland und Deutschland am frühen Abend, Berliner Ortszeit. Smith war erregt, der Stabschef blieb beherrscht.
    »Was schlagen Sie vor? Was wollen wir besprechen?«, fragte der Senator mit klirrender Stimme. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Sein Haar schimmerte im fahlen Bürolicht so grau wie ein Schimmelpilz.
    Ihm war nicht nur heiß, weil die Heizungen im Büro des Stabschefs auf höchster Stufe bollerten.
    »Beruhigen Sie sich«, sagte sein Gegenüber. »Die Lage ist tatsächlich ernst, aber der Vertrag ist nicht in Gefahr. Die Feinabstimmungen schaffen wir auch ohne Spread.«
    »Aber er ist der Dritte aus dem Team. Das ist ja alles unerträglich.« Der Senator sah verzweifelt aus.
    »Lassen Sie uns nach vorn blicken«, erwiderte sein Gegenüber. »Wir haben noch eine gewisse Wegstrecke vor uns …«
    Es läutete. Der Stabschef überlegte kurz, welches der beiden Telefone den Lärm machte. Er hob ab und hörte zu.
    »Sind Sie da ganz sicher?«, fragte er ungläubig. Er sah kurz auf Senator Smith und dann jäh wieder auf die Papiere, die vor ihm auf der Tischplatte lagen.
    »Ja, aber sicher. Wir werden das Nötige tun …« - »Sie meinen, ganz weg aus Washington? Gut, ich werde mit ihm reden …« - »Ja, das können Sie. Verlassen Sie sich auf mich …« - »Okay, Wiederhören.«
    Smith sah den Stabschef fragend an, der sich offensichtlich gerade selbst sammeln musste.
    »Herr Senator«, begann er düster, »ich muss Ihnen etwas sehr Unangenehmes sagen.«
    Der Senator sah ihn mit großen Augen an.
    »Jemand wollte Sie heute Vormittag in der Zahnarztpraxis von Dr. Weizman mit Strychnin vergiften. Die Laboranalyse der Zahnfüllung zeigte eine ausreichende Menge des Giftes, um Sie innerhalb weniger Tage zu töten …«
    »War es Weizman?«, unterbrach ihn Smith.
    »Nein, angeblich seine neue Sprechstundenhilfe, eine Studentin. Das FBI scannt gerade die Videoüberwachungsbilder aus der Praxis, um die Frau identifizieren zu können.«
    Senator Smith legte die Fingerspitzen aneinander und hielt sie sich vor den Mund.
    »Was schlagen Sie vor?«, fragte er den Stabschef. Sein Ton war jetzt so ruhig wie ein Fluss ohne

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