Trias
Immunitätsbestimmungen brauchten derart gekennzeichnete Autos keinen Zoll der Welt zu fürchten.
»Laden Sie das Zeug jetzt ein und machen Sie sich auf den Weg zur Schranke am Ausgang des Stollens. Ich möchte keine Überraschungen beim Abtransport erleben«, befahl er dem Wachmann.
»In Ordnung.« Der Tscheche lud das letzte von zwanzig Paketen auf die Elektrokarre. Er warf eine Plane über die Sprengstoffpakete, fuhr sie aus der Halle zu dem grauen Kombi und sortierte die zweihundert Kilogramm schwere Fracht in das Auto. Es war eine ausreichende Menge, um einen ganzen Straßenzug mit mehrstöckigen Gebäuden dem Erdboden gleichzumachen.
Unterdessen vergewisserte sich Strachow, dass Croy weiterhin bewusstlos war, und trat durch eine schwere Eisentür zu einem Paternoster, der die Oberfläche mit der Tiefe verband. Er sah hektisch auf die Uhr. Nach einer ihm endlos erscheinenden Abfahrt erreichte er den Fuß des Salzschachtes. Er war wie ein Plateau gebaut, von dem ein breiter, mit einem Sand-Mörtel-Gemisch planierter Transportweg ins Dunkel führte. Der nur von einigen wenigen Glühbirnen beleuchtete Platz markierte auch gleichzeitig das Ende des Salzstocks. Der Konvoi der Sattelschlepper stand in zwei Reihen hintereinander exakt geparkt vor ihm. Die schweren Eichenholzregale, in denen tags zuvor noch 150 Tonnen Sprengstoff in Kisten gestapelt waren, waren vollständig leer geräumt.
Ihre Fahrer saßen bereits in den Kabinen und warteten auf sein Zeichen. Sie stammten aus der Ukraine, sprachen kein Wort Tschechisch und wurden in Dollars bezahlt. Ihre Ladung hielten sie für Zement und das Werk für eine Bindemittelfabrik.
Strachow eilte an ihnen vorbei, verfiel in einen leichten Dauerlauf und verschwand im Dunkel. Eine kleine LED-Taschenlampe wies ihm jetzt den Weg. Nach etwa zweihundert Metern stieg der unterirdische Weg leicht an und wurde immer steiler. Nach weiteren dreihundert Metern lief der Tunnelweg auf eine kreisrund ausgebaggerte Öffnung ins Freie zu. Schon von weitem wurde eine alte, rot-weiß lackierte Schranke mit senkrecht verlaufenden Eisenstäben sichtbar, die mehr als zwei Meter hoch und etwa zehn Meter breit war. Sie war noch nicht geöffnet worden. Der BND-Agent presste sich jetzt mit seiner rechten Schulter dicht an die weißlich schimmernde Salzwand und setzte nur noch langsam und sehr vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Er langte unter seine weit geschnittene Lederjacke und hielt einen großkalibrigen Revolver in der Hand. Noch während er auf das Tunnelende zuschritt, schraubte er einen doppelwandigen Schalldämpfer auf die Waffe. Als er beinahe im Freien angelangt war, presste er sich auf den Boden und robbte die letzten Meter ins Licht. Das Wachhäuschen stand seitlich versetzt vom Tunneleingang, bot keinen Sichtkontakt zu den beiden Wachen am Zentraleingang der Firma und markierte mit seiner Tür die rechte Begrenzung zu der rot-weißen Barrikade. Zwei Männer in blauen Wachschutzuniformen - einer von ihnen war Strachows Kompagnon - unterhielten sich über irgendetwas in tschechischer Sprache. Ihre Revolver der einheimischen Marke Ceska hingen in Außenholstern an ihren Gürteln. Strachow wusste, dass beide ihre Schicht gerade erst begonnen hatten und nicht vor fünf Uhr morgens abgelöst würden. Bis dahin wäre der Konvoi längst in sicheren Gefilden.
Strachow bewegte sich jetzt nur noch in Zentimeterabschnitten vorwärts. Beide Wachmänner lehnten mit dem Rücken zu ihm an ihrem Kontrollpult. Der BND-Agent hob im Liegen seine Waffe vor die Augen, zielte kurz und schoss aus etwa zwei Metern Entfernung direkt durchs Fenster. Das erste Projektil durchdrang das Genick des einen Wächters, trat aus dessen Stirn wieder aus und flog durch die gegenüberliegende Fensterscheibe ins Freie. Bevor der zweite Mann in Deckung gehen konnte, war Strachow aufgesprungen und schoss durch die zerstörte Scheibe aus kurzer Distanz in dessen linkes Ohr. Der Wachmann kippte ganz langsam zur Seite weg.
»Tut mir leid, Kumpel, aber Tote reden nicht«, sagte Strachow mit einem hässlichen Grinsen und nahm ihm das Geld wieder ab. Er verstaute seine Waffe, betrat schnell das Wachhäuschen, zog die Männer nacheinander durch die Tür hinaus, schleifte sie zur rückwärtigen Wand und legte sie übereinander in den Schlamm.
Zurück im Wachhäuschen suchten seine Augen kurz den Auslöser für den Hubmechanismus der Schranke. Ein unauffälliger roter Knopf. Er drückte ihn. Ächzend und knirschend hob sich
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