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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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denen, bis auf zwei Laufgänge, senkrechte und waagerechte Metallstreben abgingen. Schwere Holzregale zogen sich zwischen den Streben entlang, auf denen in handlichen Paketen Tausende Kilo Plastiksprengstoff gestapelt waren. Croy machte sich in einem Inventurbuch Notizen, besser gesagt: Für den Fall, dass der Wächter ihn aufhielt und befragte, zeichnete er Haken in eine Tabelle, die zu einem peniblen Controller passten. Meter für Meter schob er sich dabei an eine schwere Eisentür heran. Sie trennte den offiziellen vom verbotenen Bereich ab. Laut Malichova befand sich hier der Eingang zu den unterirdischen Stollen, in denen einhundertfünfzig Tonnen Y3 lagerten, die es aufgrund ihrer fehlenden Registratur quasi offiziell gar nicht gab.
    Er hörte ein Rumoren, dann das Schurren von Schuhen.
    Croy drückte sich dicht an einen der Betonpfeiler und lauschte. Er sah keine Gesichter. Leise Männerstimmen, die Englisch miteinander sprachen, drangen an sein Ohr.
    »… kümmere mich darum.« Croy hörte ein Geräusch wie das Knurren eines Hundes. »Packen Sie mir das Zeug so ein, dass nichts verrutschen kann.«
    »Alles klar, wo steht Ihr Wagen?«
    »Direkt vor dem Eingang. Ist der Lieferschein in Ordnung?«
    »Ja, ist er.«
    »Gut, beeilen Sie sich. Ich möchte spätestens um acht an der Grenze sein.«
    »In Ordnung, Chef.«
    Croy verharrte lautlos. Einer der beiden Männer machte sich ausgerechnet an dem Regal zu schaffen, hinter dem er lauerte. Der Ermittler schob leicht seinen Kopf nach vorn, dann machte er vorsichtig einen winzigen Schritt zur Seite und dann noch einen. Durch die Fugen zwischen Regalen und Metallträgern sah er das Profil des Mannes. Croys Augenbrauen hoben sich. Was hatte der Wachmann hier verloren? Und wer war der andere Kerl? Schmuggelten sie Sprengstoff?
    Croy hörte sein Herz schlagen. Er ärgerte sich, seine Tasche mit den Gerätschaften am Boden des benachbarten Regals abgestellt zu haben. Wollte er an sie herankommen, müsste er vier Meter lautlos überwinden.
    Der Wachmann entnahm dem Regal jetzt mehrere Pakete C4-Sprengstoff und legte sie vorsichtig auf eine Transportkarre. Croy schlich wie in Zeitlupe auf seine Tasche zu. Dabei hielt er sich so gut es ging in Deckung.
    Als er sie beinahe greifen konnte, krachte etwas sehr Hartes gegen seinen Hinterkopf. Ein rasender Schmerz fuhr ihm vom Kopf in die Beine, seine Knie knickten ein, er klappte hilflos in sich zusammen und verlor Sekunden später das Bewusstsein.
     
    Hans Strachows Gesicht hatte den Ausdruck eines wilden Tieres. Kurz dachte er darüber nach, ob jetzt nicht die Gelegenheit gekommen wäre, Croy endgültig auszuschalten. Viel zu dicht war er an ihn herangekommen. Doch da war noch der Wachmann, der sein Zeuge sein würde. Es reichte schon, dass er die Lastwagen in den unterirdischen Stollen hineindirigiert hatte und mitbekam, dass Strachow tschechisches Eigentum stahl.
    Er warf ein Eisenrohr beiseite. Scheppernd schlug es auf dem Betonboden auf. Der Wachmann stürzte indes erschrocken auf ihn zu.
    »Sie sind auf einen deutschen Agenten hereingefallen«, fuhr Strachow sein Gegenüber an. »Eine Zecke der besonders ekelhaften Art. Ich frage mich, was er hier verloren hat. Verpacken Sie das Zeug im Wagen. Sie haben nichts gesehen, verstanden?«
    Der Wachmann nickte und hielt die Hand auf. Während Strachow ihm ein paar grüne Scheine hineindrückte, sagte er: »Und passen Sie auf, dass er nicht zu früh aufwacht. Wenn es sein muss, ziehen Sie ihm mit der Eisenstange noch eins über den Schädel.«
    »Geht klar«, antwortete der andere und leckte sich die Lippen. »Ich liebe Euros. Vielleicht haben Sie auch noch einen Extraschein für meinen Cousin? Er hat schließlich wie verabredet die Trucks in den Stollen gelassen.«
    Strachow hielt kurz inne, griff dann mit verzogenem Mund nach einem weiteren Hunderter.
    »War eine gute Idee, die Lastwagen gestern Nacht schon zu beladen, was, Chef?« Der Wachmann sah anbiedernd zu Strachow.
    »Ich bin eben ein Profi.« Strachow rieb sich selbstgefällig das Kinn.
    Strachow hatte sein kleines Nebengeschäft gut getarnt. Als Abgesandter der französischen Botschaft in Berlin ließ er sich zwanzig Pakete mit jeweils zehn Kilogramm offiziell registriertem C4-Plastiksprengstoff aushändigen und bezahlte sie in bar. Am Grenzkontrollpunkt Zinnwald in Ostsachsen hatte er vorsichtshalber Buchstaben und Nummern seines französischen Diplomatenkennzeichens hinterlegt. Aufgrund internationaler

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