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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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in seiner Eitelkeit verletzt. Missgelaunt und unter Schmerzen fuhr er ins Zentrum der Stadt zurück. Unterwegs fragte er sich, warum der tschechische Geheimdienst anscheinend von all dem nichts wusste.
    Es war kurz nach halb acht. Katja erwartete ihn bereits. Als sie seine Verletzungen am Hinterkopf sah, erschrak sie. »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ich bin einer Eisenstange begegnet«, versuchte er es mit Humor. Obwohl es sie drängte, fragte Katja Kirchner nicht weiter nach. Ihr war klar, dass Markus Croy kein einfacher Streifenpolizist war, der den ganzen Tag nichts weiter tat, als Falschparker aufzuschreiben. Zurück im Auto bestand sie auf einer Notversorgung aus dem Verbandskasten des Wagens. Auf der Rückfahrt nach Prag übernahm sie das Steuer. Croy war wortkarg, nicht nur wegen seiner Schmerzen. Es tat ihm leid, dass er, was seine Arbeit anbelangte, Katja gegenüber verschlossen blieb. Doch er wollte und durfte über Details seiner verdeckten Einsätze mit einer Vertreterin der Medien nicht reden. Auch wenn sie sich so nahe gekommen waren am Morgen.

17
    Berlin-Wedding, deutsches Terrorabwehr-Zentrum, 7. Dezember
    In dem Raum mit den zwei mal drei Meter großen Plasmabildschirmen und einer Vielzahl an kleineren Monitoren hatten mehr als zwanzig Mitarbeiter Platz. Tatsächlich waren aber nur sechs Männer und zwei Frauen anwesend. Markus Croy war noch auf dem Weg nach Berlin.
    Alle Agenten außer Vincent Talo vom CIA und BKA-Vizepräsident Kaltenborn starrten auf die Bilder, die ihnen der Aufklärungssatellit lieferte. Talo, der neben seinem deutschen Kollegen die Leitung der Operation hatte, telefonierte im Beisein des BKA-Vize gerade mit seinem Vorgesetzten in Langley. Es war dort Mittagszeit. Die Tschechen hatte man von der Operation erst gar nicht informiert. Bratislava hatte einen Geheimdienstvertreter entsandt, denn schließlich wollte man auf slowakischem Gebiet zuschlagen und den Konvoi stoppen, bevor er die Ukraine erreichte.
    Auf dem Bildschirm waren die Lastwagen deutlich zu erkennen. Der Satellit überstrich mit einer Spezialkamera das osttschechische Gebiet in einer Höhe von fünfzehn Kilometern. In ihm war eine modifizierte Form der Hubble-Objektive verbaut. Die Kameras waren in der Lage, aus mehr als zehn Kilometern Entfernung messerscharfe Bilder von kleinsten Objekten zu liefern. Zusätzlich dazu hatten die Amerikaner noch ein Awacs-Aufklärungsflugzeug in die Luft geschickt, das jene Momente mit seinen Kameras überbrücken sollte, in denen der Satellit aufgrund der Erdkrümmung verstümmelte Bilder sendete, ehe der nachfolgende Satellit dieses für die Spionage unangenehme Manko wieder ausglich. Noch waren es mehr als acht Stunden, bis die Delta Force von ihrem slowakischen Übungsgebiet aus den Konvoi angreifen würde.
     
    Auch BND-Referatsleiter Paul Hess beobachtete vor dem Bildschirm seiner Kommunikationskonsole Sonic den LKW-Tross. Von der konspirativen BND-Wohnung in der Berliner Philippstraße aus verfolgte die Behörde geheime BND-Kommandooperationen im Ausland via Satellit und griff gegebenenfalls auch ein. Dies war zwar nicht mehr ihre Operation, doch bei ihrem vermeintlichen Erfolg wollte er dabei sein.
    Spezialagent Hans Strachow war noch auf dem Weg von Semtin nach Berlin. Er hatte vorgehabt, direkt über den Grenzübergang Görlitz zu fahren, und würde für die beinahe 450 Kilometer lange Strecke etwa vier Stunden brauchen. Hess erwartete seinen Adlatus in den nächsten Minuten. Von der Ladung, die Strachow in einem als Diplomatenfahrzeug getarnten Peugeot mit sich führte, ahnte er nichts. Er wusste auch nicht, dass der Agent soeben die Ausfahrt Waltersdorf im Südosten Berlins entlangrollte und seinen Wagen auf einem der riesigen Parkplätze des größten Einkaufszentrums am Rande der Millionenstadt parkte. Im Schutz der Dunkelheit wechselte Strachow die Diplomatenkennzeichen gegen offizielle deutsche Nummernschilder aus, kehrte sofort wieder auf die Autobahn A 13 zurück und nahm den kürzesten Weg durch die Stadt zu jener konspirativen BND-Wohnung, in der ihn Hess schon sehnsüchtig erwartete.
    Seine hochexplosive Ladung lag noch immer, getarnt mit mehreren Decken, in seinem Wagen. Er hielt es zwar für ein Risiko, nicht zuvor nach München in seine Privatgarage gefahren zu sein, um die Sprengstoffpakete verschwinden zu lassen. Andererseits trieb ihn eine Hybris an, die er sich selbst gegenüber mit No risk, no fun übersetzte.
    Als Strachow die Scanner des

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