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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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eine Landmaschinenmesse in München. Kann sein, dass er deshalb hier ist.«
    »Welches Zimmer?«, fragte der Polizist.
    »355, ein Apartment. Kostet’ne Stange Geld. Was hat er denn ausgefressen?«
    Luger überging die Frage.
    »Bis wann hat er gebucht?«
    »Reist morgen früh ab. Wir haben ihm einen Flug nach Rostock-Laage reserviert.«
    »Hat er gesagt, wo er von dort aus hin will?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht nur ein Kurztrip an die See? Am Sonntag fliegt er nach München zurück.«
    Der Polizist tippte mit einem Finger auf den Empfangstisch.
    »Dieses Gespräch bleibt unter uns, verstanden?«
    Der Kopf des Portiers wackelte gefällig. Dann fragte er in quengeligem Ton: »Was hat er denn nun ausgefressen?«
    »Er hat ein schlechtes Parfüm benutzt. Und das wird in München streng bestraft. Gute Nacht.« Die Sommersprossen des Portiers wirkten auf einmal sehr eingefroren.
    Noch auf dem Weg zurück auf die Wache wurde Luger klar, wonach er suchen musste. Zurück im Büro nahm er eine Deutschlandkarte zur Hand. Vom Eintrag Rostock fuhr er mit dem Zeigefinger nach Osten. Nach nicht mal einem Zentimeter war er im Küstenort Marienstrand gelandet. Argwohn keimte in ihm auf. War der Besuch eines amerikanischen Geschäftsmanns in Rostock drei Tage vor Beginn des G8-Gipfels nur ein Zufall? Oder gehörte er vielleicht der amerikanischen Delegation an? An diese Information würde man schnell gelangen. Aber weshalb hatte er einen Rückflug nach München gebucht? Von Frankfurt aus gingen sehr viel mehr Maschinen in die USA als vom Airport München.
    Luger war schlau genug zu wissen, dass man sich in diesen Tagen schnell ein Disziplinarverfahren einhandeln konnte, wenn man das Landeskriminalamt nicht rechtzeitig über bestehende Verdachtsmomente informierte. Er sandte seine bisherigen, sehr schmalen Erkenntnisse über das interne Datennetz des Polizeipräsidiums München an den Dienst habenden Beamten im LKA weiter. Es war 1 Uhr 40.

3
    Berlin-Treptow, BKA-Hauptquartier, 13. Dezember, früher Morgen
    Croy lag leise schnarchend und zur Seite gedreht im Bett seines Hotelzimmers am Alexanderplatz. Als sein Funktelefon fiepte, war es kurz nach halb vier am Morgen. Bis der helle Ton in sein Unterbewusstsein gedrungen war, verging einige Zeit. Noch gar nicht ganz bei sich, rollte er sich seitwärts auf die Kante des Bettes, während ein LKA-Beamter aus München am anderen Ende des Telefons wortreich auf ihn einredete.
    »Langsam, langsam«, sagte er müde und horchte den Vorschlägen des Mannes in der Leitung.
    »Nein, halten Sie sich noch zurück«, sagte Croy nach einer Weile mürrisch. »Ich möchte vorher noch einmal nachdenken dürfen. Danke. Wiederhören.«
    Er weckte seinen CIA-Kollegen. Als er Talo an der Strippe hatte, reagierte der nicht weniger gereizt.
    Beide trafen sich wenig später im nahe gelegenen Büro des BKA. Während Talo die CIA-Datenbank mit dem Namen Edward Miller fütterte, griff Croy auf die Datensätze des BKA und von Interpol zu. Dank Kaltenborns Intervention und Talos Verbindungen konnten die beiden Ermittler nun auch die FBI-Fahndungslisten nutzen. Während die Bildschirme das Wort Search zeigten, holte Croy zwei Becher mit Automatenkaffee. Es waren nur wenige Minuten vergangen, bis auf Talos CIA-Personenregister die Worte Not found erschienen. Er sah hoffnungsvoll auf die Rechner Croys, die immer noch Namen für Namen zeigten. Bislang kamen wenigstens keine negativen Resultate.
    Abrupt stoppte das Suchprogramm und baute das schwarzweiße Porträt eines Mannes mit asiatisch geschnittenen Augen und hellen, etwas schütteren Haaren auf. Neben dem Foto waren seine biografischen Daten sowie Alter, Größe, Gewicht und Herkunft sowie der Tag seines Ablebens aufgelistet. Croy tippte überrascht auf den Button Details.
    »Passt auf die Beschreibung des Mannes in München, doch dieser hier ist schon tot …« Seine Stimme klang etwas belegt. Er spürte, wie sein Blutdruck stieg. Talo sah ihm gespannt über die Schulter. Croy fiel sofort die Parallelität zu Hilperts Doppelidentität ein. Der Agent war nur deshalb aufgeflogen, weil sein Legendenspender vom Riesenrad seiner eigenen Kirmes gestürzt war. Storm hatte also recht gehabt. Die Geheimdienste arbeiteten alle - ob zu Zeiten des Kalten Krieges oder heute - nach dem gleichen Prinzip.
    Edward Miller, geboren am 14. April 1967, kam am 25. Juni 2007 aus bisher ungeklärter Ursache bei einem Autounfall ums Leben. Die Abteilung Criminal Investigative Division

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