Trias
parkte und mit einer kleinen schwarzen Tasche unter dem Arm auf den Klingelknopf drückte. In Gedanken ging er schnell noch einmal durch, in welchem Stil er Hess begegnen wollte. Seine Entscheidung war gefallen. Er würde ihm den Revolver vor die Nase halten, seinen Anteil am Agentenlohn der Chinesen fordern, ihm anschließend ins Knie schießen und ihn dann langsam vor sich her in die Garage treiben. Dort würde er ihn in seinen Wagen zwingen und in sicherer Entfernung auf einen kleinen Knopf eines präparierten Handys drücken. Bäng, bäng, dachte Strachow lustvoll. Während er sich dem Haus näherte, griff er nach seiner Waffe und hielt sie nach unten gerichtet in der Hand.
Die Männer des Observationsteams schlichen sich indessen von der anderen Seite des Hauses an. In ihren Händen hielten sie 45-Millimeter-Revolver, ihre Gesichter waren angespannt und leicht verschwitzt.
Strachow hatte bereits viermal auf den Klingelknopf gedrückt und wurde ungeduldig. Er spähte durch das Fenster im Erdgeschoss, sah aber nichts, weil angegraute Gardinen wie Schleier davorhingen. Rasch blickte er sich um. Die Straße war an diesem Morgen noch sehr ruhig. Er entnahm seiner flachen schwarzen Tasche einen doppelwandigen Schalldämpfer und schraubte ihn auf seine P 220. Dann schoss er zweimal auf das Schloss und drückte die Tür auf. Er war noch auf der Schwelle, als er hinter sich eine grollende Stimme hörte.
»Ganz langsam die Hände nach oben und die Waffe fallen lassen. Machen Sie schon! Und ganz ruhig, Freundchen.«
Strachow zögerte kurz, parierte aber und drehte sich wie in Zeitlupe um. Er sah in zwei Augenpaare, die unfreundlicher nicht funkeln konnten. Es waren groß gewachsene, kräftige Männer in Zivil, von denen einer jetzt seine Marke des Münchner Landeskriminalamts vor Strachows Nase baumeln ließ. Einer von ihnen trug ein Tattoo am Hals, das einen halbnackten Schwertkämpfer mit einem Körper jenseits des guten Geschmacks zeigte. Dem anderen war irgendwann die Nase platt gedrückt worden.
»Waffe her«, sagte der Tätowierte. Als Strachow sie ihm reichte, warf er sie hinter sich ins Gras. Zu dritt standen sie zwischen Tür und Flur. Von Hess hörten die drei nichts.
»Wir sind auf der Suche nach ein paar Paketen, die nicht Ihnen gehören.«
Strachows Gedanken überschlugen sich. Was wussten die Männer und was nicht?, fragte er sich schneller, als er darüber nachdenken konnte.
»Wovon reden Sie?«, fiel es aus ihm heraus.
»Spielen Sie nicht den Ahnungslosen. Wir wissen längst, dass Sie aus Tschechien zwanzig Pakete Sprengstoff zunächst in Ihrem Wagen gebunkert und dann über einen netten kleinen Umweg von Berlin nach München transportiert haben. Übergeben Sie uns das Zeug, und wir plädieren für mildernde Umstände.« Er meinte es offenbar ernst, das sah der Agent ihm an. Und dass seine Möglichkeiten sehr begrenzt waren, wusste Strachow auch ziemlich genau. Selbst wenn er den Männern den Weg zu seiner Beute zeigte, würden ein paar Pakete fehlen, sie würden ihn festnehmen und wegen versuchten Mordes beschuldigen.
Ihm kam eine Idee.
»Mehr als fünf Pakete habe ich nicht«, sagte er frech. »Der Rest liegt sicher verstaut in meiner Behörde. Mit Eingangsstempel, ganz offiziell, ohne Tricks. Ein Auftrag meines Chefs.« Er war überzeugt, mit seiner Notlüge die Dinge im Gleichgewicht zu halten.
Die Beamten sahen sich kurz an. Plattnase übernahm. »Was haben Sie denn da in Ihrer Tasche?«
»Nichts von Belang«, sagte Strachow in einem Ton, als habe er gerade das Wort Unschuld erfunden.
»Zeigen Sie doch mal her«, grunzte der Polizist. »Und keine Tricks.«
Wenn die Beamten den Impulsgeber für den Initialsprengstoff fanden, hatte er verloren. Es war ihm gestern Abend in der Tiefgarage des Bundesnachrichtendienstes unbemerkt gelungen, den Dienst-BMW von Hess auf totale Zerstörung zu trimmen. Etwas wehmütig hatte er sich dabei von einer anständigen Portion tschechischen Plastiksprengstoffs verabschiedet. Doch jetzt fühlte Strachow, wie ihm alle Felle wegzuschwimmen drohten. So weit wollte er es indessen nicht kommen lassen. Der Hasadeur in ihm brach durch.
Mit einem kräftigen Ruck schleuderte er die Tasche direkt zwischen die erhobenen Waffen der LKA-Beamten. Derart überrumpelt, blickten die beiden Beamten leicht blöde auf die Situation. Strachow duckte sich nach unten weg, ergriff dabei hastig die am Boden liegende Tasche und sprintete sofort die Straße hinunter. Der Mann mit dem
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