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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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beim FBI übernahm die Ermittlung, stellte sie aber am 1. September 2008 mangels Beweisen für eine äußere Gewalteinwirkung wieder ein. Millers Wagen vom Typ Lincoln LS war von der Fahrbahn abgekommen und mehr als 20 Meter tief in eine Schlucht gestürzt. Der Wagen wurde beim Aufschlag zerstört und brannte vollständig aus.
    Croy sah Talo an. »Gleich zwei Asiaten, die Edward Miller heißen und sich sehr ähnlich sehen, sind schon eigenartig. Klar kann es ein Zufall sein. Aber mir kommt’s komisch vor...« Er wollte noch etwas anfügen, aber der CIA-Agent geriet richtig aus dem Häuschen.
    »Ich denke, unser Münchner Freund ist ein chinesischer Agent und hat sich vor zwei Jahren einen Namen ausgeborgt«, rief er, sprang auf und griff nach einem Telefon. Beide Männer informierten jeweils ihre Vorgesetzten. Während es in Langley erst zehn Uhr am Abend war, musste Croy Kaltenborn aus dem Tiefschlaf reißen.
    »Festnehmen«, knurrte der BKA-Vize in den Hörer und gähnte laut seinen Bettpfosten an.

4
    München-Innenstadt, etwa zur gleichen Zeit
    Keine Streifenwagen standen vor McCanns Hotel, niemand lungerte auf den Gehwegen herum, nur ein einziges Taxi wartete einsam auf seinem Halteplatz, dessen Fahrer zurückgelehnt und mit offenem Mund schnarchte. In McCanns Zimmer bauschte der Wind die weißen Stores vor den Fenstern auf. Irgendetwas im Raum summte leise, so, als sei eine Klimaanlage in Betrieb. Doch die hatte McCann wegen der feucht-kalten Witterung abgeschaltet und stattdessen die Heizung aufgedreht. McCann war in seiner Tiefschlafphase. Ganz tief im Dunkel. Er träumte, dass er weit unten in den Tiefen eines sehr warmen, aber beinahe schon lichtlosen Wassers sei, mit einem Schwertfisch im Arm, an dessen kräftiger Rückenflosse er sich festhielt. Die Augen des Fisches waren so durchsichtig wie Gelee. Die Waffe an seinem Maul zerteilte das Wasser, während sie rasend schnell immer tiefer hinabtauchten, bis nur noch Dunkelheit herrschte. Plötzlich wendete der Fisch. McCann verlor den Halt, strampelte dabei wild mit den Beinen und bekam im allerletzten Moment dessen Schwanzflosse zu fassen. Er sah, dass eine mächtige Harpune im Genick des Fisches steckte, Blut das Wasser rot färbte und der Leib aufzuckte, als sei er unter Starkstrom gesetzt. Mächtige Wasserblasen stiegen auf, verwirbelten zu tiefroten Strudeln und hüllten McCann vollständig ein. Er rief verzweifelt nach dem Fisch, der mittlerweile leblos und als schwerer Kadaver in die Tiefe sank. Doch es kam kein Ton aus ihm heraus.
    Als McCann kurz erwachte, lag seine Bettdecke auf dem Boden, seine Beinmuskeln schmerzten, und das Kopfkissen war ein einziger großer Knoten. Noch benommen von seinem Traum, öffnete er kurz die Augen und sah am Fußende seines Bettes in drei Paar rote Lichtpunkte, die ihre scharfen Strahlen auf ihn richteten. War das ein neuer Traum? McCann sank wieder aufs Kissen zurück.
    »Stehen Sie auf, Mister Miller!«, drang eine scharfe Stimme von weit her in sein Unterbewusstsein. Völlig schlaftrunken drehte er sich auf die Seite. Er kannte keinen Mister Miller. Diesen Traum wollte er nicht. Dann folgte ein derber Schlag gegen sein Bettgestell. Seine Lider flogen auf. Ein Paar der doppelten Lichtpunkte starrte ihm jetzt direkt ins Gesicht.
    Wie von einer Nadel gestochen, setzte er sich auf. Das Licht der Mikroscheinwerfer warf auf seinen nackten Oberkörper ein paar helle Kreise.
    »Raus aus dem Bett«, schnarrte die gleiche Stimme aus dem Licht, »und ziehen Sie sich endlich Ihre Hosen an.« Den chinesischen Agenten beschlich eine düstere Vorahnung. Während er sich erhob, verfolgten ihn die Spots und beleuchteten jede seiner Bewegungen. Er hörte ein metallisches Klicken. Hatte einer seiner Besucher eine Waffe entsichert? Im nächsten Moment brach das helle Licht der Deckenlampe über ihn herein.
    Er sah sich drei Polizeibeamten gegenüber, die Infrarotbrillen trugen, auf denen wie kleine Gnome Scheinwerfer vom Durchmesser eines Ein-Euro-Stücks befestigt waren. Sie hatten Schutzhelme auf und hielten Schnellfeuergewehre im Anschlag. McCann stand steif wie ein kahl gebrannter Baum vor ihnen, das Gesicht weiß wie Schnee.
    »Sie sind Edward Miller?« McCann nickte und zog sich Shorts über seine Blöße.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie genau diese Person nicht sind. Ist das korrekt?«
    McCanns Ahnungen begannen sich zu bestätigen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn über die weltweit vernetzten

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