Trias
Verschlüsselungsarithmetik den tatsächlichen Anschluss der Nummer anwählte. Die Spezialisten gaben auf. Markus Croy schickte Kaltenborn das Fax über das Landeskriminalamt in München hinterher.
6
Frankfurt am Main, gleicher Tag, 10:10 Uhr
Regentief Daphne hing schwer wie ein nasser Mantel über dem Flughafen. Das Flugzeug vom Typ Airbus A 380 der Air China setzte auf dem Asphalt des Rhein-Main-Flughafens mit schlitternden Reifen auf. Im Terminal hielten sich zwanzig BKA-Beamte und ihre Verstärkung vom CIA für eine Rundum-die-Uhr-Bewachung bereit. Sie saßen in Autos, schlenderten als Flughafenpersonal getarnt durch die Empfangshalle oder zogen wie Touristen Koffer hinter sich her. Ein Beobachter konfiszierte einen mobilen Blumenstand für zwei Stunden. Er schob ihn so dicht es ging an den Ausgang des Ankunftsgates heran und versteckte eine Kamera in einem Strauß mit dunkelroten Rosen. Die zwanzig Männer waren über eine Interkommunikation miteinander verbunden. Sie flüsterten in winzige Mikrofone, die mit winzigen Lautsprechern verbunden hinter ihren Ohrmuscheln klebten. Einer der Männer, ein kurz geschorener Typ, gekleidet in Hawaiihemd, Leinenhosen und Slipper, flüsterte gerade in sein Mikrofon.
»Wusstest du, dass Asiaten behaupten, Europäer aufgrund ihrer Gesichtsphysiognomie kaum voneinander unterscheiden zu können?« Der Empfänger dieser Nachricht war etwa 30 Meter von ihm entfernt. Er stand, als Geschäftsreisender getarnt, mit einer schwarzen Aktentasche vor einem Zeitungsstand und blätterte absichtlich ziellos in den Gazetten.
»Gilt doch auch umgekehrt«, funkte er zurück. »Wer kann schon von sich behaupten, einen Mongolen von einem Kambodschaner oder einen Japaner von einem Chinesen zweifelsfrei unterscheiden zu können?«
»Ich nicht. Verdammte Schlitzaugen haben sie doch alle.«
Die Männer wussten, dass eine zweifelhafte Erkennung und die Observation des chinesischen Geheimdiensttrosses zwar eine herausfordernde, aber lösbare Aufgabe war.
Frankfurt war das deutsche Drehkreuz in die Welt. Hier landete täglich und manchmal auch parallel eine zweistellige Zahl an Flugzeugen aus Asien. Also war ein Spezialteam des BKA in die Rollen von Passkontrolleuren und Zollbeamten gewechselt, um die drei Männer und eine Frau des chinesischen Geheimdienstes zu identifizieren und ihre Beschreibungen an ihre Kollegen weiterzuleiten. Eine Videokamera hielt zusätzlich ihre Gesichter und Kleidung fest, um bei einer späteren Identifizierung auf die Bilder zurückgreifen zu können.
Lee Kong rechnete damit, dass er und seine Agenten bei ihrer Ankunft observiert würden. Dafür war er erfahren genug. Daher bediente sich der chinesische Geheimdienstgeneral eines einfachen Tricks. Er hatte die Gruppe auf zwei verschiedene Flugzeuge aufgeteilt. Gemeinsam passierten sie Passkontrolle und Zoll, betraten das Ankunftsterminal und trennten sich dann wieder.
Chinas mächtigster Geheimdienstmann steuerte die Erfrischungsräume an, dicht gefolgt von einem Mann, der etwa die gleiche Größe hatte. Von einem Vorraum mit etlichen Wasserbecken gingen jeweils nach links und rechts die Toiletten für Damen und Herren ab. Nur wenige Minuten später verließ eine exaltiert gekleidete Frau mit einer übergroßen Sonnenbrille im Gesicht die Sanitäranlagen. Ihre pechschwarzen Haare hatte sie zu einem Knoten aufgesteckt, in dem zwei längliche Metallnadeln steckten. Sie trug violette Pluderhosen, goldverzierte Schuhe, hatte sich zwei helle, weiche Schals um den Hals geworfen und deutlich zu viel Make-up aufgetragen. Sie schüttelte ihre Hände aus, als seien sie noch nass. Fast auf dem Fuße folgte ihr ein Mann, der jetzt aussah wie Lee Kong. Gleiche Brille, gleicher Anzug, gleiche Schuhe, gleiche Frisur. Er war ein gekaufter Informant, der nichts wusste und der ohne Diplomatenstatus mitgereist war. Der Trick funktionierte. Während die merkwürdig aufgeputzte Asiatin von den Ermittlern zwar bemerkt, aber nicht als Mitglied der Gruppe identifiziert wurde, heftete sich ein BKA-Mann an den vermeintlichen General. Der stieg gemeinsam mit den anderen vier Agenten in eines der beiden Taxis, die sie in die Innenstadt brachten. Die Observationsteams hielten sich in mehreren Autos dicht hinter ihnen. Mitten an einer Kreuzung hielt einer der Wagen. Das Lee-Kong-Double stieg aus und lief zu Fuß weiter. Als ihn die Ermittler eingeholt hatten, trug er keine Brille mehr, wies sich korrekt aus.
»Scheiße«, fluchte einer der
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