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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Personal auffrischte, um ihre Geschäftsverbindungen vor allem im Berliner Raum, in Frankfurt und Hamburg weiter anzukurbeln. Briefe mit besonders aggressivem Inhalt leiteten wir in Kopie an den Bundesnachrichtendienst weiter.«
    Katja sog heftig an ihrer Zigarette. An ihrem Hals zeigten sich die ersten roten Flecken. Sie rang nach Worten. »Und passiert ist offenbar nichts. An die Öffentlichkeit gelangen diese Briefe jedenfalls nicht.«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte Emma matt. »Unsere Kompetenzen enden mit der Diplomatie. Wenn der BND wirklich die Verursacher der Drohungen aufgespürt hätte, wüssten wir davon. Unsere internationalen Konsulate sind schließlich auch Agentennester.«
    »Das wäre … das ist … natürlich ein ziemlicher Hammer.«
    »Natürlich«, sagte Emma und legte in ihre Stimme wieder mehr Kraft. »Ich ahne, dass dich das interessiert. Es könnte mich zwar den Job kosten, dir das alles zu erzählen, aber ich glaube, dass die Mauscheleien im Auswärtigen Amt weitergehen, wenn auch wesentlich verdeckter. Ich frage mich beispielsweise, warum der BND damals nicht aktiv geworden ist und die Gruppe unter die Lupe genommen hat? Vielleicht könnte Stefan noch leben, wenn man diesen Drohungen auf den Grund gegangen wäre. Aber das kriegst du sicher heraus, meine Liebe.« Sie legte die Hände ineinander, als wolle sie beten. Durch die Fensterscheiben blickte sie auf die Zufahrten zum Alexanderplatz mit seinen Elektromärkten, den Warenhäusern und dem Hotel Park Inn . Autos stauten sich auf einer Länge von mehreren hundert Metern. Ihre Abgase waberten wegen der abendlichen Kühle als weißer Dampf in die Luft. Irgendwo heulte eine Polizeisirene.
    »Und jetzt«, sagte sie mit belegter Stimme, »möchte ich nur noch schlafen …«
    Katja drückte ihre Freundin zum Abschied an sich und hielt sie fest umarmt.
     
    Als sie gegen 21 Uhr 30 das Haus verließ, setzte sich der graue Golf in Bewegung. Nachdem Katja die Alexanderstraße überquert hatte, stellte der Fahrer den Wagen quer und versperrte ihr so den Weg. Die Journalistin erstarrte. Die Männer zeigten ihre Ausweise und drückten sie samt Hund in den Wagen. Sie sah noch kurz aus der Heckscheibe auf die Fenster von Emmas Wohnung. Die Lichter waren bereits gelöscht.
    Katja blieb äußerlich so entspannt, wie es ihr nur gelang. Es war nicht das erste Mal, dass man sie einschüchtern wollte. Doch nicht nur ihrem Hund Charlie stand Angst in den Augen.

10
    Berlin-Mitte, Invalidenstraße, Restaurant La Vendetta, 21:35 Uhr
    Giovanni Spagnolo führte sein Restaurant La Vendetta seit etwas mehr als zwei Jahren. Ihm war kein Tag in Erinnerung, an dem der stark übergewichtige Mann nicht zum Abendessen kam. Er wusste nicht, was dieser Mann tagsüber tat; er sah jedenfalls nicht aus wie ein flinker und immer in Bewegung befindlicher Gemüsehändler eines Marktes.
    Sein treuer Gast verlangte stets nach dem gleichen Tisch, der verdeckt hinter den breiten Säulen des Kamins stand und deshalb vom Eingang aus nicht einzusehen war. Mit einer öligen Handbewegung, die eine dramatische Fortsetzung versprach, servierte Spagnolo seinem Gast die Speisekarte.
    Schnaufend bestellte der fette Mann als Vorspeise marinierten grünen Kürbis und gefüllte Champignons, als Hauptgang Hasenbraten mit italienischer Schokoladensauce und zum Dessert ein Tiramisu. Dazu eine Flasche Trebbiano aus Umbrien und einen halben Liter Leitungswasser.
    »Eine sehr gute Wahl«, meinte Spagnolo, »doch es wird etwas dauern.« Sein Gast keuchte ein paar zustimmende Worte. Spagnolo nickte lächelnd und verschwand tänzelnd, eine Stoffserviette über dem Arm, in der Küche.
    Eben war der Wein serviert, als das Mobiltelefon des Gastes klingelte.
    »Hier Paul Hess.«
    Eine kehlige Männerstimme war in der Leitung. »How are you, Mister Hess?«
    Hess wechselte ins Englische und grüßte ergeben.
    »Schön, dass wir uns wenigstens mal am Telefon kennen lernen«, klang es an sein Ohr. »Ich möchte Sie zunächst beglückwünschen. Mit der Ausschaltung Ihres Staatssekretärs haben Sie unserer Sache einen großen Dienst erwiesen.«
    Hess blickte auf sein Weinglas. Lichtpunkte schimmerten auf dem aromatisch duftenden Inhalt.
    »Ich danke Ihnen«, gurrte er. »Ihre Leute waren über Sibirien aber auch erfolgreich«, turtelte er zurück. »Ich denke, wir sollten nun auf die konventionelle Art …«
    Sein Gesprächspartner unterbrach ihn rasch. »Mister Hess«, sagte er in einem Ton wie zu einem Kind,

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