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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Bösen verwechselt werden, desto größer meine Erfolgschancen.«
    Sie verabschiedeten sich schnell und leise. Croy öffnete die Tür zur Küche und verschloss sie augenblicklich wieder hinter sich. Sydow hatte ihm erzählt, dass von hier aus eine Treppe in die Vorratskeller führte, unter denen sich der Stollen mit dem Weinlager befand.
    Noch war ihm völlig unklar, wie er in den Stollen gelangen konnte. Er entledigte sich seiner Pagenkleidung, legte sie sorgfältig zusammen und schob sie kurzerhand auf einer Pfanne in den Herd. Dann schob er sich die Brille mit dem Nachtsichtsensor vor die Augen und betrat, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, die Leiter in die Tiefe.
     
    Unsichtbar für Croy und ebenso unsichtbar für die oberirdischen Sicherheitskräfte saßen sich in zehn Metern Tiefe drei Männer in einem Raum gegenüber. Er bildete das Zentrum des Stollens, von dem sternförmig mehrere kleinere Gänge abgingen, die in noch kleinere Nebenräume führten. Obwohl die Böden betoniert und die Wände gemauert waren, roch es hier unten so schimmlig wie in einer Gruft. Bis auf den Latrinenraum waren in den anderen Nebengelassen in diversen Holzregalen Champagner-, Weißwein- und Rotweinflaschen gelagert. Sie waren mit einer Patina aus Schimmel und Staub überzogen und fühlten sich rissig und rau an. Einfache Glühbirnen hingen von den Decken und verbreiteten ein hartes weißes Licht.
    Der Hauptraum der unterirdischen Anlage war vier mal sechs Meter groß. In der Mitte standen ein länglicher dunkler Eichenholztisch und vier dazu passende Holzschemel. Holzgestelle, in denen Lebensmittelvorräte einsortiert waren, zogen sich um den gesamten Raum herum und reichten vom Boden bis an die Decke. Darunter, beinahe zu ebener Erde, standen fünf zylinderförmige, etwa 20 Zentimeter hohe, schwarz lackierte Stahlbehälter aufrecht nebeneinander. Ihre Deckel waren verplombt. Eine lang gestreckte und eine sehr viel kürzere Holzkiste daneben waren mit jeweils zwei Vorhängeschlössern gesichert. In der Ecke des Raumes lag ein schwarzer, sehr großer Werkzeugkoffer.
    Auf dem Tisch standen drei Gläser und ein halbvoller Krug mit Wasser. Sprock trug ein weißes Jackett zu einer blauen Leinenhose. Storms Stirn stand unter Schweiß.
    Sprock knurrte: »Wir können von Glück reden, dass die Belüftung nach außen noch funktioniert.« Er beugte sich über den Grundriss der unterirdischen Gewölbe. Der trug das Datum des 22. Juli 1935.
    »Was für eine Konstruktion ist das?«, fragte Storm beiläufig.
    Sprock hob den Kopf. »Ein Schacht ist in die Wände eingelassen, führt nach oben zur Küche, geht unter den Fliesen entlang und endet an der Hauswand. Bei den Windverhältnissen hier oben ist es ein Wunder, dass der kleine Auslass nicht längst zugeschüttet ist.«
    »Und den hat noch niemand bemerkt?«, fragte Lee Kong ungläubig.
    »Der Luftauslass besteht aus vier schmalen Spalten und sitzt wirklich beinahe unsichtbar direkt im Granitmauerwerk. Die Wand zieht sich zu ebener Erde um das gesamte Haus als eine Art Außenschmuck herum. Den Granit haben die Bauleute nicht angerührt. Trotz seines Alters sieht er noch tadellos aus. Stammt aus einem Werk in Italien, damalige Freunde meines Vaters.«
    »Faschisten?«, fragte Storm.
    Sprock sah ihn scharf an.
    »Na, na«, sagte Lee Kong. »Sagen Sie, Sprock, wie haben Sie es geschafft, unbemerkt hier hereinzukommen?«
    Der Graf lächelte dünn.
    »So, wie Sie beide auch. Durch die Bodenklappe. Ich bin bereits seit ein paar Tagen hier, habe einen Passierschein von Kameraden vor Ort. In dieser Gegend hat unsere politische Gruppe eine Menge Sympathisanten.« Er grinste vielsagend. Storm knurrte irgendetwas. Kong enthielt sich eines Kommentars.
    »Lassen Sie uns jetzt besprechen, wie wir weiter vorgehen, falls das Ultimatum wirkungslos bleibt«, drängte Sprock.
    Storm griff nach seinem Wasserglas, trank und gähnte herzhaft. Das war nicht seine Zeit.
    Sprock erhob sich und fasste nach einem der Stahlbehälter. Seine Oberseite war mit einer Plombe versehen, die er jetzt brach. Er schraubte den Deckel mit wenigen Umdrehungen ab und kippte den Behälter etwas an. Eine Granate kam zum Vorschein, die er langsam in seine Hand rutschen ließ. Sie war dunkelgrün und trug als einzige Markierung ein Totenkopfzeichen. Darunter stand in roten Lettern: DANGER. Sprock legte die Granate vorsichtig auf den Tisch. Storm sah interessiert auf den Vorgang. Der chinesische General schluckte.
    Sprock

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