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Trias

Titel: Trias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Kayser
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Munitionsmagazine, das Tauchermesser, die Multicut-Zange, das GPS-Navigationsgerät mit Bewegungsmelder und einer schlauchförmigen Mikrokamera, zwei Schalldämpfer, zwei Nebelgranaten, zwei herkömmliche Handgranaten, die Brille mit dem Nachtsichtaufsatz und zwei Feuerzeuge. Die Tasche wog jetzt etwa 18 Kilogramm und lastete schwer auf seiner schusssicheren Kaevelar-Weste. Er streifte sich die magnetischen Handschuhe über, schloss sie fest um seine Handgelenke und schob sich die beiden Revolver in den Gürtel. Die sechs Sprengstoffstäbe, den Initialsprengstoff, die Drähte, Klemmen und das präparierte Funktelefon verpackte er in eine Art Gürteltasche, die er Richtung Steißbein schob. Die Antigiftgas-Maske und die Flasche mit dem reinen Sauerstoff steckten in einem winzigen Rucksack, den er fest auf seinen Rücken band. Die Abseilrollen mit der Abstoppautomatik, der Rückzugswinde und den Karabinerhaken verzurrte er um seine Hüften.
    Die Tragegurte der Waffentasche legte er so um, dass sie ihm im Falle eines Falles als Transportrucksack dienen konnten. Bedauernd sah er auf das zusammengeklappte Schnellfeuergewehr und die restlichen Munitionsmagazine. Beides würde er nicht mitnehmen können, wenn er seine Bewegungsfähigkeit nicht einschränken wollte. Er verstaute die Waffe im Champagnerkarton und warf die Folie darüber.
    Dann zog er sich die Stiefel aus, schlüpfte geschickt in die dunkelblaue Pagenhose und das dazu passende Jackett. Unsicher überlegte er, ob es nicht doch verdächtige Ausbuchtungen an Hüften, Bauch oder Rücken gab. Auf dem Weg hinüber zu Haus Morgenrot steuerte er eine Pfütze an. Sein Spiegelbild zeigte ihm eine unförmige, verfettete Gestalt, die eine Diät vertragen könnte. Er trieb sich zur Eile an.
    Zwei Soldaten begegneten ihm, die ihn höflich grüßten. Inmitten einer Hochsicherheitszone erscheint niemand harmloser als der Page eines Luxushotels. Da die russische Delegation erst am nächsten Tag anreiste, war der Metalldetektor vor Haus Morgenrot noch nicht in Betrieb. Vier Angehörige eines Sondereinsatzkommandos standen breitbeinig und mit Schnellfeuergewehren im Anschlag vor einer schmalen Steintreppe, die über wenige Stufen hinauf zu einer breiten Terrassentür führte. Sie bildete gleichzeitig den Eingang in das Gästehaus. Ein Scheinwerfer bestrahlte den gesamten Eingangsbereich, während im Innern alle Lichter gelöscht waren. Croy tippte mit der Hand leicht an seine Pagenmütze, als er die Wachen passierte.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte ihn einer der Männer, ein Polizeileutnant.
    »Bin von der Nachtschicht«, antwortete Croy, »nur ein letzter Rundgang. Kann ein bisschen dauern. Bevor die Russen morgen früh stänkern …«
    »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, sagte einer der Soldaten.
    »Lenin«, murmelte Croy, drückte die Terrassentür auf und befand sich in einer großzügigen Loggia, die im Kolonialstil mit Tischen, Stühlen und Sofas aus Korbgeflecht möbliert war. Dahinter gelangte er in eine Art Eingangshalle, von der mehrere Zimmer abgingen. An den Wänden hingen sehr unterschiedliche Landschaftsbilder der expressionistischen Maler Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger. Über ihnen war ein Spruchband mit einem Satz Jawlenskys in kyrillischer Sprache aufgehängt: Meine Arbeit ist mein Gebet.
    Von der Mitte des Vestibüls führte eine breite Holztreppe in die beiden oberen Etagen. Außer in der Küche schaltete Croy überall die Lichter ein. Zum Schein tat er sehr geschäftig. Der Polizeileutnant sah prüfend in das Haus, dann wendete er sich wieder ab.
    Die Männer standen mit dem Rücken zu ihm in entspannter Haltung. Einer von ihnen rauchte.
    Croy tastete nach seinem Funktelefon. Als er Kaltenborn in der Leitung hatte, sagte er leise: »Bin jetzt im Operationsgebiet. Allerdings stören vier Wachen vor dem Haus. Die müssen weg. Schaffen Sie das?«
    »Für wie lange?«, fragte Kaltenborn.
    »Fünfundvierzig Minuten«, sagte Croy und fragte sich gleichzeitig, ob er sich nicht damit selbst zu sehr unter Druck setzte.
    »Ich gebe das gleich an Henning Kühl weiter. Bis so ein Befehl durchgestellt ist, dauert es erfahrungsgemäß ein paar Augenblicke.« Croy verspürte ein Gefühl der Beruhigung. Immerhin befehligte sein ehemaliger Dozent auch die Truppen der GSG 9.
    »Mir brennt allerdings die Zeit unter den Nägeln«, drängte er. »Je schneller die Bewachung abgeschaltet wird und damit die Guten nicht mit den

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